
Altkreis Halle. Beim Blick auf die Wetter-App des Smartphones sticht das Rot sofort ins Auge. „Mein Standort“, in diesem Fall Versmold, liegt auf der Luftqualität-Karte mittendrin im roten Gebiet. Was bedeutet, dass die Luftqualität im Ort wie im gesamten Altkreis Halle aktuell „schlecht“ ist. In den vergangenen Monaten war dies immer wieder der Fall. Mal traf es nur Versmold und Borgholzhausen, in dieser Woche auch Halle, Steinhagen und Werther. Der Altkreis steht damit nicht alleine da.
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„Aktuell ist die Luftqualität in Deutschland außergewöhnlich schlecht“, informiert das Umweltbundesamt am Dienstag, 11. Februar, auf seiner Internetseite und geht auf die Gründe und mögliche Gefahren ein. Ursache sei grundsätzlich der Ausstoß von Feinstaub. „Im Winter ist dieser größer, weil mehr Energie benötigt wird“, heißt es dazu.
Es werden Kamine, die mit Holz geheizt werden, aber auch erhöhte Emissionen aus dem Straßenverkehr genannt. „In der aktuellen winterlichen Hochdruckwetterlage ist der Luftaustausch auf wenige hundert Meter eingeschränkt, es ist nahezu windstill und trocken. Die Schadstoffe sind in solchen Situationen quasi in den unteren Luftschichten gefangen“, erklärt die Bundesbehörde.
Was bedeutet schlechte Luftqualität für die Gesundheit?

In den vergangenen Monaten herrschte mehrfach eine solche Lage. Der Deutsche Wetterdienst sprach im Januar vom Winter 2024/2025, der „sein ganz eigenes Zirkulationsmuster“ habe. „Sehr milde Phasen mit windigen Westwetterlagen wurden durch kurze Kaltlufteinbrüche beendet. Diese Kaltlufteinbrüche waren aber nie von langer Dauer. Danach setzte sich immer wieder Hochdruckeinfluss mit warmer Luft in der Höhe durch.“ Diese stabilen Hochdruckgebiete hielten sich tagelang, manchmal sogar wochenlang. Besonders im Bergland und an dessen Nordrändern blieb es ungewöhnlich mild, während es im Flachland oft frostig und neblig trüb war - „typische Inversionswetterlagen prägten das Bild“.
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„Eine Inversion funktioniert wie ein unsichtbarer Deckel über der Atmosphäre“, erklärt Meteorologe Dominik Jung von wetter.net. „Krebserregende Giftwolke über Deutschland“, titelt Jung sein aktuelles Wetter-Video auf Youtube und zeigt eine Karte des Bundesumweltamtes, die an den Messstationen fast überall in Deutschland erhöhte Werte anzeigen. Jungs Tipp: „Wer saubere Luft atmen möchte, muss rauf auf die Zugspitze.“ Dort an der Messstation in etwa 3.000 Meter Höhe waren am 11. Februar gute Werte.
Das Umweltbundesamt informiert per App und auf seiner Internetseite über die aktuelle Luftqualität. Der Luftqualitätsindex – von sehr gut bis sehr schlecht – ist mit Gesundheits- und Verhaltenstipps verknüpft. Bei schlechter Luftqualität heißt es dort: „Bei empfindlichen Menschen können nachteilige gesundheitliche Wirkungen auftreten. Diese sollten körperlich anstrengende Tätigkeiten im Freien vermeiden. In Kombination mit weiteren Luftschadstoffen können auch weniger empfindliche Menschen auf die Luftbelastung reagieren.“
Vor 40 Jahren herrschte großer Smog-Alarm in NRW
Das Gute: „Der Wechsel zu einer Tiefdruckwetterlage mit Wind und Regen/Schnee wird zu einer raschen Entspannung der Situation führen“, so das Umweltbundesamt. Grundsätzlich hat sich die Luftqualität in Deutschland verbessert. Am 16. Januar erinnerte das Land NRW an den „größten Smog-Alarm“ in Nordrhein-Westfalen vor 40 Jahren. 1985 war die Luftqualität über dem Ruhrgebiet alarmierend schlecht. „Diese Werte und die damalige Wetterlage führten dazu, dass zum ersten Mal in Deutschland die höchste Stufe Smog-Alarm ausgerufen wurde. Kurzfristig wurden Schulen geschlossen, Autos durften nicht fahren und Fabriken mussten ihre Produktion drosseln.“
Die damalige Schadstoffkonzentration lag zum Teil im Jahresmittel um mehr als das Zehnfache über den heutigen Werten und je nach Wetterlage an einzelnen Tagen extrem viel höher. Das bedeutete eine unmittelbare Gefahr für die Gesundheit der Menschen. „Durch eine ambitionierte Umweltpolitik hat sich die Luftqualität seitdem kontinuierlich verbessert, das zeigen unsere Messdaten der vergangenen 40 Jahre. Jedes Mikrogramm Luftschadstoffe weniger in der Atemluft ist ein Gewinn für die Gesundheit der Menschen“, betont Umwelt- und Verkehrsminister Oliver Krischer in einer Pressemitteilung.
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