Haben die Haller im Januar bewusst auf Alkohol und Fleisch verzichtet?

Altkreis Halle/Kreis Gütersloh. Der Januar ist fast geschafft und das Kalenderblatt mit dem obligatorischen Schneemotiv schon so gut wie abgerissen. Vermutlich sind hier und da auch schon die guten Vorsätze zum neuen Jahr auf der Strecke geblieben. Schließlich zeigen Umfragen, dass mehr als ein Drittel aller Menschen schon nach spätestens einem Monat in Vor-Neujahrs-Gewohnheiten zurückfällt. In den Fitnessstudios ist wieder mehr Platz, das Überstundenkonto der Arbeitnehmer wächst erneut an, und die Waage zeigt die vertrauten Zahlen aus der letzten Dezemberwoche. Dabei ist doch gerade die veränderte Ernährung einer der häufigsten Vorsätze. Dafür hält seit einigen Jahren der Januar gleich zwei Trends parat, die immer mehr an Bedeutung gewonnen haben. Zum einen der sogenannte &bdquo;Veganuary“, der vor elf Jahren von Privatpersonen in Großbritannien ins Leben gerufen wurde. In Deutschland gibt es die Aktion, im ersten Monat des Jahres bewusst auf tierische Produkte zu verzichten, seit 2019. Ebenfalls aus Großbritannien stammt der Trend &bdquo;Dry January“, der sich seit zwei Jahren auch in Deutschland immer mehr durchsetzt. Ganze 31 Tage ohne Alkohol und Fleisch - wenn das sogar die Briten schaffen, sollte das doch auch hier möglich sein?! &bdquo;Wir haben davon nichts gemerkt“, sagt Marcel Attianese. Der Inhaber des Restaurants Matteo an der Langen Straße im Haller Stadtzentrum hat in den vergangenen Wochen keine gesunkene Nachfrage nach Fleisch oder Alkohol verspürt. Die Gerichte wurden nicht geändert, der luftgetrocknete Speck blieb in der Carbonara, die Mailänder Salami auf der Pizza, und der Primitivo landete weiterhin im Glas. &bdquo;Wir haben ohnehin einige vegane Gerichte auf der Karte, das ist heute selbstverständlich“, sagt der in Siegen geborene Gastronom. Die ersten Wochen sind für Gastronomen eh die schwächeren Vielmehr registriere man eine allgemeine Zurückhaltung in den ersten Wochen eines jeden Jahres. &bdquo;Die Monate Januar und Februar sind ohnehin immer etwas ruhiger“, sagt Attianese. Man spüre offenbar noch die Folgen der Weihnachtszeit, in der gerne mal etwas mehr gegessen wurde. Und auch der Januar wirkt sich aus, in dem häufig größere Ausgaben für Versicherungen oder Nachzahlungen für Strom und Gas fällig sind und zudem Beiträge wie etwa für die Krankenkasse ansteigen. &bdquo;Entgegen der landläufigen Meinung gibt es im 1621 keinen Januarblues“, sagt Dorota Wiete, Inhaberin des Restaurants am Venghauss-Platz in Werther. &bdquo;Wir haben am 8. Januar nach unserem Weihnachtsurlaub unser Restaurant wieder geöffnet und mussten zahlenmäßig nur einen sehr geringen Rückgang der Gästezahlen verzeichnen. Schwankungen solcher Art gibt es aber mal das ganze Jahr über“, sagt Wiete. Aktuelle News bekommen Sie täglich über den WhatsApp-Kanal des HK In den einzelnen Warengruppen wie Alkohol oder Speisen sei hingegen überhaupt kein verändertes Verhalten zu verzeichnen gewesen. &bdquo;Es wird genauso getrunken und gegessen wie im Dezember“, stellt die Gastronomin fest. Einen Hang zu leichteren Gerichten gebe es kaum. Eher sei das Gegenteil der Fall. &bdquo;Unsere Rinderrouladen sind ein Renner.“ Vegetarische Gerichte seien in der Anzahl im Januar genauso unauffällig wie im laufenden Jahr. Genuss und Glücklichsein sind offenbar jeden Cent wert &bdquo;Auf das Geldausgeben wird aus unserer Sicht nicht mehr geachtet als vorher. Der Genuss und das Entspannen stehen im Vordergrund. Der Gast weiß, womit er preislich zu rechnen hat, wenn er zu uns kommt“, sagt Wiete. Auch die Zeiten, zu denen das Restaurant gut gefüllt ist, sind in der dunklen Jahreszeit nicht anders als im Sommer. &bdquo;Die Essenszeiten haben sich nicht verschoben. Die Primetime erstreckt sich nach wie vor von 18 Uhr bis 19.30 Uhr“, sagt Wiete. &bdquo;Die Menschen lassen sich ihre Lust am Essengehen nicht durch die Jahreszeit vermiesen.“ Das stellt auch Antje Siekendiek, Inhaberin des Hotels Hollmann in Halle fest. &bdquo;Bei uns ist der Januar eigentlich ein ganz normaler Monat“, sagt Siekendiek. Dass weniger Alkohol getrunken oder auch bewusster gegessen wird, sei keine Sache, die sich speziell im ersten Monat des Jahres abspiele. &bdquo;Diese Trends gibt es doch schon länger. Alkoholfreie Getränke werden viel stärker nachgefragt als noch vor einigen Jahren“, sagt Siekendiek. Sie habe beispielsweise seit einiger Zeit einen alkoholfreien Gin im Angebot. &bdquo;Das ist eine super Sache, der schmeckt gut, und man kann damit alkoholfreie Cocktails mixen“, sagte die Hotelchefin. Um dem Gast die gute und für ihn richtige Ernährung transparent und einfach anbieten zu können, sind auf der Restaurantkarte vor einiger Zeit die Gerichte mit Symbolen versehen worden. &bdquo;Da kann jeder sofort sehen, ob es gluten- oder laktosefrei ist“, sagt Siekendiek. Sicherlich sei man dazu verpflichtet, diese Dinge anzugeben, aber so geschehe es auf einfachem Wege und für den Gast direkt sichtbar. Pizza kann auch mit veganem Käse schmecken &bdquo;Wir bemerken tatsächlich Veränderungen im Konsumverhalten. Unsere Gäste konsumieren in diesem Monat spürbar weniger Alkohol“, bestätigt ein Mitarbeiter des italienischen Restaurants &bdquo;La Trattoria“ in Gütersloh. Um dem entgegenzukommen, habe man die Karte um einige alkoholfreie Alternativen, aber auch um vegetarische Gerichte erweitert. So hat man als Gast beispielsweise die Möglichkeit, die Pizza mit veganem Käse belegen zu lassen. Im &bdquo;Bellini“ im Parkhotel Gütersloh, dem einzigen Fünf-Sterne-Hotel in OWL, erkennt Lukas Hoffman momentan kein erhöhtes Aufkommen an Nachfragen für veganes Essen. &bdquo;Da ist im Januar niemand auf mich zugekommen“, so der Küchenchef. &bdquo;Wenn jemand eine vegane Mahlzeit wünscht, überlegen wir uns natürlich etwas“, sagt der 32-Jährige. Einen Wandel im Alkoholkonsumverhalten erkennt jedoch auch der Küchenchef. &bdquo;Aber nicht speziell im Januar. Schon im vergangenen Jahr haben wir öfter gemerkt, dass unsere Gäste mehr darauf achten“, so Hoffmann. Viele würden Alkohol bewusster konsumieren und beispielsweise nur ein gutes Glas Wein zum Hauptgang trinken oder beim Essen sogar komplett darauf verzichten.

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