Recyceln oder entsorgen

Neue Altkleider-Regel: Sind Textilien im Restmüll jetzt komplett verboten?

Alte Textilien sollen besser recycelt werden. Eine neue Richtlinie könnte dabei helfen. Was sich dadurch für den Verbraucher ändert und welche Bedenken es im Kreis Gütersloh gibt.

Die neue Altkleider-Richtlinie könnte die Container in der Region ab Januar noch mehr füllen. Ist das ein Fluch oder ein Segen? | © Symbolfoto: Andreas Zobe

Melanie Wigger
09.01.2025 | 09.01.2025, 17:08

Halle. Wohin mit alter Kleidung? Gerade im Januar, wenn sich viele an den Frühjahrsputz machen und dabei großzügig aussortieren, füllt sich bei manchen die graue Tonne mehr als sonst. Doch Altkleider sollen ab Januar 2025 in der Regel nicht mehr darin auftauchen. Eine neue Richtlinie sieht vor, dass selbst nicht mehr intakte Textilien zum Beispiel in Altkleider-Containern recycelt werden sollen.

Entgegen vieler Medienberichte stellt Andreas Meschede klar, dass sich kaum etwas ändert. Der Abteilungsleiter für Dienstleistung bei der Gesellschaft zur Entsorgung von Abfällen Kreis Gütersloh (GEG) berät regelmäßig beim Thema Entsorgung - und er wundere sich über die kursierende Befürchtung, dass die Richtlinie zu Problemen führen könnte: „Schließlich gibt es bereits Altkleidersammlungen an vielen Orten und in unterschiedlichen Formen.“ Er werde also nach wie vor empfehlen, gut erhaltene Kleidungsstücke an Einrichtungen zu spenden, die diese weitergeben. Das können kirchliche Sammelstellen oder auch Secondhand-Läden vom Roten Kreuz, der AWO sowie die Bielefelder Brockensammlung sein.

„Alle weiteren Textilien können in die Altkleider-Container“, erläutert der Experte. Doch es gibt Ausnahmen: Bei sehr privaten Textilien wie aussortierter Unterwäsche muss sich niemand verpflichtet fühlen, diese Containern zu entsorgen. „Das darf in die graue Tonne“, betont Andreas Meschede. Der Restmüll wird zudem ebenfalls weiter genutzt. Im Kreis Gütersloh stellt man damit Brennstoff her. Bei dieser Verarbeitung sind Textilien kein Problem. „Uns bereiten da viel mehr falsch entsorgte Elektrokleingeräte und Batterien Kopfschmerzen“, berichtet Andreas Meschede.

Diese Textilien sind im Restmüll besser aufgehoben

Auch zerschlissene Kleidung kann durch die Abgabe in Altkleider-Containern weiterverwendet werden. - © Pixabay
Auch zerschlissene Kleidung kann durch die Abgabe in Altkleider-Containern weiterverwendet werden. (© Pixabay)

Stark verschmutzte Textilien sind ebenfalls besser im Restmüll aufgehoben. „Bei der Weiterverwertung würden diese Reste nur stören“, erklärt Andreas Meschede. Er gibt außerdem zu bedenken, dass gerade in Bereichen, in denen Freiwillige von Hand sortieren, es eine Zumutung ist, wenn Menschen die Altkleider-Container mit einer Restmüll-Tonne verwechseln.

Eine dieser karitativen Einrichtungen, die im Altkreis Halle sammeln, ist das Deutsche Rote Kreuz. Der DRK-Verband Gütersloh hat im Nordkreis 20 Standorte für die Annahme von Altkleidern, Heimtextilien und Schuhen: sieben in Versmold, fünf in Halle, vier in Steinhagen, drei in Borgholzhausen und einer in Werther. Darüber hinaus unterhalten die beiden DRK-Ortsvereine Versmold und Halle jeweils einen Shop für die Annahme von gut erhaltener Kleidung und noch tragbaren Schuhen. Was darunter fällt, entscheiden die Helfer vor Ort, erläutert der Gütersloher DRK-Sprecher Rainer Stephan. Dadurch konnten allein 2023 in Versmold 2.000 Kleiderspenden an Bedürftige weitergegeben werden und in Halle 2.500.

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Was für diesen Zweck nicht mehr brauchbar ist, wird zentral gesammelt. Dafür arbeitet das Deutsche Rote Kreuz mit der Kolping-Organisation zusammen. Im Auftrag von Kolping werden auch alle DRK-Container im Kreis Gütersloh geleert. Die Menge wird erfasst und dem DRK zugebucht - dafür erhält die Einrichtung später einen Anteil aus dem Erlös. Dieses Geld werde für soziale Aufgaben und Zwecke im Bereich des Kreisverbands verwendet, berichtet Rainer Stephan.

Halle bekommt weitere Altkleider-Container

Die Spenden aus den Containern leitet Kolping an einen zentralen Sortierbetrieb weiter. Dieser untersucht das Gut auf weitere Verwertbarkeit. Guterhaltene Spenden werden bei Hilfsorganisationen für Einsätze in aller Welt eingelagert. Beschädigte Textilien werden geschreddert. Sie gelangen zurück in den Rohstoffkreislauf und werden beispielsweise zu Putzlappen oder Autositzen verarbeitet.

Dass die neue Altkleider-Richtlinie mehr Alttextilien für dieses Recycling zur Verfügung stellt, sei aus ökologischer Sicht sinnvoll, fasst Rainer Stephan die Haltung des DRK-Verbands zusammen. „Wie sich die Vorgabe in der Praxis bewährt, bleibt noch abzuwarten.“ Man könne nicht ausschließen, dass das Containerangebot nicht ausreiche und dadurch Spenden nicht in, sondern vor dem Container abgelegt werden und unbrauchbar werden.

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In Halle gibt es beispielsweise aktuell 13 von der Stadt genehmigte Container. In den nächsten Jahren sollen per politischem Beschluss weitere Stellplätze angeboten werden, sodass man allein auf städtischem Grund mit einem Container circa 1.000 Einwohner abdeckt. Zusätzlich besteht die Möglichkeit, dass private oder karikative Sammler auf privaten Grundstücken wie Supermarktparkplätzen Alttextilcontainer aufstellen können.

Was ist, wenn die Altkleider-Spenden im Kreis Gütersloh stark ansteigen?

Folgen jetzt die Kleidermassen an den Altkleider-Containern? - © Pixabay
Folgen jetzt die Kleidermassen an den Altkleider-Containern? (© Pixabay)

Fluch und Segen für die Sammler. Es ist nicht auszuschließen, dass das erhöhte Altkleiderangebot zu einem weiteren Preisverfall führt. „Dies wiederum würde die unentgeltlichen Sammlungen freier Wohlfahrtsunternehmen infrage stellen“, gibt Rainer Stephan zu bedenken. Jedoch könnte sich im Idealfall auch die Menge guterhaltener Textilien erhöhen - mit denen noch mehr Menschen geholfen werden kann.

Eine Auflistung der Altkleider-Container und Wertstoffboxen finden Sie hier.