Ärger mit Altkleidern: Unternehmen baut Container in Steinhagen ab

Steinhagen. Immer wieder stellen Unbekannte ihre Altkleider, aber auch Abfall in mehr oder weniger stabilen Säcken vor den Steinhagener Altkleider-Containern ab. Kein neues Problem, wie jeder weiß, der von Zeit zu Zeit im Combi-Supermarkt an der Woerdener Straße oder im Combi an der oberen Bahnhofstraße einkauft. Erst vor Kurzem erreichte uns die Zuschrift eines Lesers, der sich über die schwierigen Zustände beklagt. &bdquo;Seit geraumer Zeit ist es für mich und sicher auch für viele andere Menschen in Steinhagen ein großes Ärgernis zu sehen, wie Säcke mit Altkleidern neben den dafür aufgestellten Container abgestellt werden. Sind die Container voll, werden die Säcke einfach davor abgestellt – irgendjemand wird sie schon entsorgen“, schreibt der Mann. Und damit nicht genug. &bdquo;Teilweise werden die Säcke aufgerissen und nach brauchbaren Kleidungsstücken untersucht“, will er festgestellt haben. &bdquo;Ein Paradies für Ratten und sonstiges Ungeziefer. Somit denke ich, dass das Thema in die Öffentlichkeit muss, um etwas zu ändern.“ Ein Bild belegt die Probleme. Stetes Ärgernis an Steinhagener Supermärkten Die vermeintlich gute Nachricht: Das Problem wird gelöst. Ob das die Steinhagener freuen wird, ist allerdings eine andere Frage. &bdquo;Wir ziehen die Container zum Monatsende ab“, erklärt Murat Ceyhan auf unsere Anfrage hin. Das Mitglied der Geschäftsleitung der ASAN-Textilrecycling-GmbH weiß, dass es schon länger Probleme gibt – an vielen Standorten. &bdquo;Es macht keinen Sinn mehr. Wir sammeln Textilien, keinen Müll“, findet er entsprechend deutliche Worte. Ähnliche Probleme hätten viele Unternehmen der Branche in ganz Deutschland. An der zu seltenen Abfuhr der Kleidung liege es nicht, betont der diplomierte Betriebswirt. Mindestens einmal pro Woche leere die Bremer Recycling-GmbH ihre Altkleider-Container in Steinhagen, manche Standorte würden auch zwei Mal angefahren. Außerdem reagiere man auf Hinweise aus der Bevölkerung. Die Vermüllung geschehe einfach &bdquo;sehr schnell“. So schnell, dass man nicht dagegen ankomme. Gleichzeitig verstärke sich seit einiger Zeit ein zweites Problem: Das Arbeitsfeld sei nicht mehr wirtschaftlich. Lesen Sie auch: Immer mehr Textil-Abfälle in Deutschland &bdquo;Altkleider sind fast nichts mehr wert“, so Ceyhan. Seit der russische Markt wegen des Ukraine-Krieges weggebrochen sei, exportiere sein niederländischer Abnehmer hauptsächlich nach Afrika. Dort stehen die europäischen Secondhand-Sachen allerdings in Konkurrenz zu chinesischen Billigimporten. Entsprechend schlecht seien die Preise. Gleichzeitig müsste sein Unternehmen viel aussortieren und entsorgen, da die Qualität und der Zustand der Kleider oft schwierig sei. &bdquo;Das sind sehr, sehr hohe Kosten.“ Unternehmen zieht Altkleider-Container aus Steinhagen ab In der Folge gäben immer mehr Unternehmen in der Textil-Recycling-Branche auf. Weil deshalb auch die Container-Standorte weniger werden, vermüllen die verbliebenen umso schneller. Die sogenannte Fast Fashion, also billige Mode, die schnell wieder entsorgt wird, sei zwar unangenehm, aber kein neues Problem. &bdquo;Fast Fashion haben wir ja schon seit acht bis neun Jahren“, so der Geschäftsführer. Der Recycling-Profi aus Bremen sieht die Regierung in der Pflicht. &bdquo;Der Staat reagiert noch nicht“, sagt er. In anderen EU-Ländern sei das anders. So sei zum Beispiel eine finanzielle Hilfe bei der kostenpflichtigen Entsorgung von Müll-Textilien denkbar. Seit dem 1. Januar 2025 gilt die sogenannte &bdquo;verpflichtende Getrenntsammlung von Alttextilien“. Die Neuerung in der Abfall-Richtlinie der Europäischen Union soll das Recycling eigentlich unterstützen. Die Novelle soll verhindern, dass gute Kleidung im Restmüll landet. In der Folge wird deshalb jegliche Altkleidung tendenziell eher zum Container gebracht. So müssen sie Unternehmen wie die Bremer ASAN auf eigene Kosten entsorgen. Wo können Steinhagener Altkleider nun entsorgen? Die EU-Verordnung fordert aber eigentlich etwas anderes: Die lokalen öffentlichen Entsorger sollen den Verbrauchern Angebote machen müssen, wie sie ihre Alttextilien getrennt entsorgen können, damit sie nicht mehr in der Restmülltonne landen. In Brandenburg zum Beispiel entsteht gerade ein eigenes Sammel-Container-System der dortigen Abfall-Entsorger. Wie es mit seiner ASAN-GmbH weiter geht, will Murat Ceyhan nicht prognostizieren. &bdquo;Ich weiß nicht, wie sich das alles weiterentwickelt“, sagt der Betriebswirt. Lesen sie mehr: Das sagt die neue Altkleider-Regel wirklich Für die Steinhagener stellt sich nun aber die Frage, wohin mit den Altkleidern? Steinhagens Abfallberaterin Anke Ulonska empfiehlt, nicht mehr tragbare Kleidung im eigenen Restmüll zu entsorgen. Für noch Tragbares sind die verbliebenen Altkleider-Container eine Option. Wie lange die noch stehen, muss sich indes zeigen. Auch das Deutsche Rote Kreuz hat bereits begonnen, Standorte in der Region abzubauen. Bisher stehen Container an der Grundschule Amshausen, hinter dem Rathaus, an der Grundschule Brockhagen, an der Kita Arche Noah, am Matthias-Claudius-Haus und an einigen anderen Standorten. Für wirklich Hochwertiges gibt es in Steinhagen außerdem noch das Secondhand-Geschäft &bdquo;Der Laden“. Der nimmt montags von 15 bis 18 Uhr gutes Gebrauchtes an.

Meistgelesen

Neue Altkleider-Regel: Sind Textilien im Restmüll jetzt komplett verboten?

Wohin mit alten Klamotten? Tipps zur Entsorgung

Ekel-Alarm: DRK entdeckt im Kreis Gütersloh Windeln im Altkleider-Container

Altkleider-Container in Bielefelder: So wird der Inhalt sortiert

Steinhagener Liebesgeschichte: Beim Brötchenkaufen in die Bäckerin verliebt Marc-André Noak und Katjana Milosevic haben sich jetzt im Steinhagener Rathaus das Jawort gegeben.

Beruflicher Neuanfang mit 62 Jahren: Gütersloher wird sein eigener Chef Andreas Kämpf kündigt nach 18...