Altkreis Halle. Mitte November endete in NRW die Anmeldephase der zukünftigen Grundschüler. Jedes Kind hat einen Anspruch auf Aufnahme in die der Wohnung nächstgelegene Gemeinschaftsgrundschule oder katholische Bekenntnisschule. Eine Bestätigung der Aufnahme wird aber erst nach Abschluss des kompletten Anmeldeverfahrens und somit im Februar 2025 erfolgen. Eltern auch im Altkreis Halle müssen sich also noch etwas gedulden, bis sie final Klarheit haben.
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Für das Team vom Kinder- und Jugendgesundheitsdienst des Kreises Gütersloh, bestehend aus Schulärztinnen und Schulärzten sowie medizinischen Fachangestellten, verteilt sich die Arbeit vor Beginn eines neuen Schuljahres auf mehrere Monate. „Wir untersuchen rund 4.000 Kinder zwischen August und Juni“, erklärt Dr. Imke Bönig, Schulärztin beim Kreis Gütersloh. Die Beurteilung der Schulfähigkeit eines Kindes aus medizinischer Sicht ist gesetzlich vorgeschrieben. Es werden unter anderem das Seh- und das Hörvermögen getestet sowie die sprachliche, geistige, körperliche und soziale Entwicklung begutachtet.
„Wir geben dann eine Empfehlung ab, wenn wir Förderbedarf sehen und von einer Regelschule absehen würden. Diese Empfehlung ist für die Eltern jedoch nicht verbindlich“, sagt Dr. Bönig, die seit 2008 in ihrem Job tätig ist. In der Regel treffe man dann gemeinsam mit den Eltern eine Entscheidung. Die Ergebnisse der Untersuchungen werden ohne Namensnennung statistisch ausgewertet und erlauben so einen Überblick über den Gesundheitszustand aller Kinder in dieser Altersstufe. Dadurch lassen sich versteckte Gefährdungen frühzeitig erkennen.
Hier finden die Untersuchungen im Altkreis Halle statt
„Wir befinden uns derzeit in einem Umstellungsprozess“, berichtet Dr. Imke Bönig. In Zeiten vor der Pandemie war es üblich, dass die zukünftigen Erstklässler in ihren Kitas untersucht wurden. Seitdem findet die Überprüfung der Schulfähigkeit eines Kindes jedoch in den jeweiligen Kommunen statt. Zwar ist die Pandemie Geschichte, aber mangels Personal wäre es gar nicht mehr möglich, zu den rund 4.000 zu untersuchenden Kindern zu kommen. Im Vergleich zum Einschulungsjahr 2019 ist die Zahl der schulpflichtigen Kinder im Kreis Gütersloh um 25 Prozent gestiegen.
Daher ist in jeder Kommune eine zentrale Stelle eingerichtet worden, zu der die Familien kommen können. In Halle finden die Untersuchungen im Vereinsheim des SC Halle statt, in Werther im Schloss, in Borgholzhausen und in Steinhagen in den jeweiligen Heimathäusern und in Versmold im früheren Jobcenter-Gebäude neben der Sonnenschule.
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Dass die Kinder nun abseits ihrer vertrauten Umgebung und ohne die Erzieherin untersucht werden, die das Kind über einen längeren Zeitraum wahrnimmt und weiß, ob tatsächlich Defizite vorliegen oder ob es bei der Untersuchung nur einen schlechten Tag erwischt hat, ist durchaus mit gemischten Gefühlen zu sehen. „Ich kann diesen Gedanken nachvollziehen, aber wir sind auch darauf geschult, das Eis zu brechen und schnell ein Vertrauensverhältnis zu dem Kind aufzubauen“, sagt Dr. Imke Bönig.
Mehr Sprachauffälligkeiten bei Kindern im Kreis Gütersloh
Man habe zudem seitens der Eltern bisher viele positive Rückmeldungen erhalten. „Die Terminfindung ist nun einfacher, da man mehrere Optionen zur Auswahl hat. Konnte man bisher an dem einen Termin der Kita nicht teilnehmen, musste man unweigerlich zu einem späteren Termin ins Kreishaus kommen“, erklärt Dr. Bönig. Zudem bestehe der Kontakt zu den Erzieherinnen auch weiterhin. „Das geschieht nun alles auf dem kurzen Dienstweg.“
Auffällig sei, so die Schulärztin, in den vergangenen Jahren die Tendenz zu Sprachauffälligkeiten gewesen. „Immer mehr Kinder können keine altersgerechte Sprachkompetenz vorweisen“, sagt die Mitarbeiterin des Kreises. „Gab es 2018/2019 noch bei 72 Prozent der Kinder eine altersgerechte Sprachkompetenz, so war dies 2023/2024 nur noch bei 68 Prozent der Fall“, sagt Dr. Imke Bönig.
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Als Grund sieht sie die mangelnde Förderung während der Corona-Zeit in den Kindertagesstätten. Hinzu käme die Zunahme des Medienkonsums. „In vielen Familien wird nicht mehr viel gesprochen. Bücher vorlesen entfällt, ebenso gemeinsame Gespräche beim Abendbrot“, sagt Dr. Bönig. Das liege nicht nur am Medienkonsum der Kinder, die gerne mal vor „Tablet oder Smartphone geparkt werden“, sondern auch daran, dass die Eltern viel Zeit mit den Sozialen Medien verbringen. Zeit, die für ihre Kinder sicherlich sinnvoller investiert wäre.
Hier erhalten Familien weitere Informationen zur Einschulungsuntersuchung im Kreis Gütersloh.

