Studie der AOK

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Karies an Milchzähnen: Jedes dritte Kind in Halle meidet den Zahnarzt-Besuch

Eine Studie belegt, dass viele Eltern ihre Kinder zu selten zum Zahnarzt schicken. Dr. Katharina Tiemeyer hat in Halle eine Praxis für Kinder und Jugendliche. Sie erklärt, warum Vorsorge wichtig ist.

Katharina Tiemeyer betreibt eine Kinder-Zahnarztpraxis an der Bielefelder Straße in Halle. | © Ekkehard Hufendiek

Uwe Pollmeier
04.11.2025 | 04.11.2025, 14:41

Halle. „Die Prophylaxe sollte schon mit dem Durchbruch des ersten Zahns beginnen“, sagt Dr. Katharina Tiemeyer, die in ihrer Praxis Kikidenta an der Bielefelder Straße in Halle ausschließlich Kinder und Jugendliche behandelt. Der Besuch beim Zahnarzt sollte also frühzeitig erfolgen, um möglichen Schäden an den Zähnen rechtzeitig vorzubeugen. Leider sehen offenbar nicht alle Eltern diese Notwendigkeit. Laut einer Untersuchung der AOK Nord-West gehen nur etwa zwei von drei Kindern im Kreis Gütersloh zur Zahnvorsorge.

„Oftmals ist es den Eltern gar nicht bewusst, ab wann ihr Kind zum Zahnarzt gehen soll“, sagt Tiemeyer. „Je eher der erste Zahnarztbesuch stattfindet, desto leichter kann sich das Kind daran gewöhnen, den Zahnarzt als normalen und positiven Teil seines Lebens zu sehen.“ Der frühe Besuch helfe zudem, mögliche Ängste frühzeitig zu minimieren.

Die Ergebnisse der AOK zeigen aber auch, dass die Zahnvorsorge im Rahmen der Individualprophylaxe von Kindern und Jugendlichen im Alter von sechs bis 17 Jahren im vergangenen Jahr mit einem Plus von 5,7 Prozent gegenüber 2023 wieder mehr genutzt wurde. Gleichwohl bedeuten diese Zahlen aber auch, dass etwa ein Drittel der Kinder das Angebot nicht nutzt. Insgesamt nahmen 9.811 Kinder und Jugendliche die kostenfreien Untersuchungen in Anspruch. Das entspricht 66,4 Prozent aller AOK-versicherten Kinder und Jugendlichen in der Altersgruppe im Kreis Gütersloh.

Kommt bald das U-Heft für die Mundhygiene beim Zahnarzt?

Kinder und Jugendliche im Kreis Gütersloh sollten öfters zur Prophylaxe gehen. - © dpa
Kinder und Jugendliche im Kreis Gütersloh sollten öfters zur Prophylaxe gehen. (© dpa)

Möglicherweise könnten die aktuell diskutierten Pläne helfen, ein U-Heft speziell für die Mundgesundheit einzuführen. „Solch ein Heft kennt man ja bereits von den Besuchen beim Kinderarzt“, sagt Tiemeyer. Möglicherweise komme dies bereits im nächsten Jahr. Die vom Kinderarzt bekannten U-Heft-Untersuchungen sind in Deutschland grundsätzlich freiwillig, mit der Ausnahme der Bundesländer Bayern, Hessen und Baden-Württemberg, wo die Untersuchungen U1 bis U9 verpflichtend sind. Sie könnten aber zumindest eine Gedankenstütze für regelmäßige Besuche sein.

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Tiemeyer rät dazu, dass Kinder zwei Mal pro Jahr den Zahnarzt besuchen „In einigen Fällen empfehle ich es sogar drei Mal pro Jahr“, sagt die Zahnärztin. Die Kosten für die Prophylaxe werden von den Krankenkassen übernommen. Muss jedoch eine Füllung gemacht werden, kann es für Eltern teuer werden. Seit Jahresbeginn gilt ein Amalgam-Verbot, so dass man beim Zahnarzt zwischen zwei Varianten wählen kann. Gratis ist weiterhin die Zementfüllung, die jedoch im Schnitt nur fünf bis acht Jahre hält. Bei höherwertigen Kunststofffüllungen muss jedoch zugezahlt werden, auch bei Kindern.

Bis Ende vergangenen Jahres galt noch die Regel, dass die Krankenkassen bei Schwangeren und Kindern bis 15 Jahren auch die Kosten für höherwertige Füllungen übernehmen, da der quecksilberhaltige Stoff Amalgam für diese Personengruppen ungeeignet ist. Mit dem Verbot von Amalgam entfällt der Grund. Mit anderen Worten: Man muss ja nun eine bessere Variante wählen und somit auch dafür zahlen. „Aufgrund der Haltbarkeit rate ich zu höherwertigen Kunststofffüllungen mit Zuzahlung“, sagt Tiemeyer.

Karies-Vorbeugung: Gesunde Milchzähne legen Grundstein für spätere Zeiten

Nun könnte man meinen, dass der Zustand der Milchzähne nicht so wichtig ist, da sie ohnehin nur für eine gewisse Zeit genutzt werden, aber das ist ein Trugschluss. „Das Milchgebiss legt den Grundstein für die bleibenden Zähne und die zukünftige Zahngesundheit, da es die Entwicklung der bleibenden Zähne beeinflusst“, erklärt Tiemeyer. Zudem sei eine gründliche Prophylaxe stets besser als jede nachträgliche Behandlung.

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„Bei der Zahnvorsorge ist noch viel Luft nach oben. Kontinuierliche Zahnarztbesuche sind entscheidend für die lebenslange Erhaltung der Mundgesundheit. Je früher dabei mit der gezielten Zahnpflege begonnen wird, desto besser“, sagt AOK-Serviceregionsleiter Matthias Wehmhöner. Kinderzähne seien bereits ab dem ersten Zahn anfällig für Karies und Zahnfäule. Daher gebe es für Kinder bis sechs Jahre die zahnmedizinische Früherkennung.

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