
Dieser Spagat fiel selbst dem so wortgewandten und nie um eine Formulierung verlegenen Thomas Tappe schwer. Halles Bürgermeister hatte es beim Pressegespräch zum Haushalt allerdings auch mit einer kniffligen Aufgabe zu tun. Einerseits wollte er seinen Finanzchef Björn Hüllbrock trotz der mal wieder überraschend guten Haller Finanzlage dabei unterstützen, den Mahner zu geben.
Denn auch wenn Halle weiterhin eine vergleichsweise „reiche Kommune“ ist, wird sie künftig mehr sparen müssen. Schon jetzt droht eine extreme Verschuldung in den nächsten Jahren. Und das brachte der Kämmerer auch sehr deutlich auf den Punkt - mit dem Hinweis, was man sich künftig eben nicht mehr alles leisten könne und wo nur Mindeststandards möglich seien. Das andererseits wollte Thomas Tappe dann auch nicht so unkommentiert stehen lassen. Denn natürlich geht es dem CDU-Bürgermeister in diesen Tagen auch darum, die eigenen Verdienste in den vergangenen vier Jahren zu betonen.
Motto: Man lobt sich zwar nicht selbst, aber ... Da verweist er auf die „maßvolle und vorausschauende Ausgabenpolitik“, die trotzdem Spielraum für „kreative“ Projekte gelassen habe. Tappe macht einen lobenden Schlenker zur Bürgerinitiative Alleestraße und ihren Unterstützern, die beim kommenden Urnengang ja auch eine wichtige Rolle spielen dürften. Das Ganze wird dann garniert mit einem kleinen Seitenhieb gegen die politische Konkurrenz in Halle: Die solle jetzt mit Blick auf die Wahl besser nicht mit politisch motivierten Wünschen nach Mehrausgaben kommen.
Dirk Speckmann beäugt neue Allianz in Borgholzhausen misstrauisch
Damit hat Tappe - ohne das seine als absolut sicher geltende Kandidatur für eine weitere Amtszeit überhaupt offiziell verkündet wäre - den Wahlkampf natürlich selbst eröffnet. Mit dem Bonus des Amtsinhabers im Rücken und dem durchaus legitimen Verweis auf sein eigenes Engagement - während die politischen Wettbewerber noch nicht einmal Kandidaten benannt haben. Das ist ein taktisch cleverer Zug. Und mit dem Hinweis, dass andere Fraktionen jetzt bloß keine Wahlgeschenke anbieten sollen, versucht Tappe den Druck von sich zu nehmen: Denn er ist natürlich noch mehr der Haushaltsdisziplin verpflichtet. Die „Wunschzettel“-Aktion der SPD kann da schon einmal für Nervosität auf dem Chefsessel sorgen.
Offenbar gar nicht gefallen hat Tappes Borgholzhausener Amtskollegen Dirk Speckmann (SPD) die überraschende Allianz von CDU, BU und FDP im dortigen Stadtrat. Am Tag einer lange vorbereiteten Abstimmung zu Aufwandsentschädigungen für Feuerwehrleute legte diese plötzlich einen Antrag mit Änderungswünschen vor. Das brachte den Bürgermeister so richtig auf die Palme, und er betonte bewusst auch öffentlich, dass er diesen Vorstoß für stillos halte. Sicher, die feine politische Klinge war es nicht, die der immer wieder als CDU-Bürgermeisterkandidat gehandelte Daniel Weßling und seine Mitstreiter da auspackten. Doch viel mehr dürfte ihn beunruhigen, wer da zusammengefunden hatte. Neue Bündnisse im Vorfeld der Kommunalwahl - da schaute der Platzhirsch augenscheinlich ganz genau hin und versuchte klarzumachen, wer hier die Poleposition innehat.
Auch in Werther ist augenscheinlich recht früh die Zeit der Bilanzen angebrochen. „Stadt Werther – die machen das“ - unter dieser Überschrift startete schon im September eine großflächige Plakataktion, die auf die erfolgreich umgesetzten Projekte der Verwaltung in den vergangenen Jahren verweisen soll. Die Idee stammte aus dem Stadtmarketing und soll den Blick auf die intensive und nicht immer auf den ersten Blick sichtbare Arbeit im Rathaus lenken. Ganz nebenbei stellt die Kampagne Bürgermeister Veith Lemmen und seinem Team aber auch ein sehr gutes Zeugnis aus. Kann im kommenden Kommunalwahlkampf in einer Stadt mit vielen politischen Fraktionen und schwer zu prognostizierenden Strömungen sicher nicht schaden.
Michael Meyer-Hermann nutzt in Versmold eine Steilvorlage
Versmolds Verwaltungschef Michael Meyer-Hermann (CDU) wurde zum Schritt nach vorn ein wenig genötigt - er machte ihn allerdings auch gern. Die Spekulationen um seine Kandidatur für das Landratsamt machte er mit einem Pressetermin und der Botschaft „Ich bleibe“ zunichte. Wer auf das Kreishaus zugunsten seiner Heimatstadt verzichtet, muss doch an Versmold hängen ... Kommunikative Steilvorlage geschickt genutzt. Der bislang unumstrittene Amtsinhaber schlägt früh die Pflöcke ein, nutzt die positiven Hinweise der Gemeindeprüfungsanstalt als Beleg für die Krisenfestigkeit der von ihm geführten Stadt - auch hier geht es jetzt um Verdienste.
Dass ihr Platz in Steinhagen ist und bleiben soll, das hatte Sarah Süß bereits zum Jahreswechsel 2023/2024 im Interview mit dem HK betont und damit ihre Ambitionen auf eine weitere Amtszeit als Bürgermeisterin bekräftigt. Nach der Geburt ihres Sohnes Oliver befindet sich Sarah Süß zurzeit in Mutterschutz - und betont stets, dass sie die Verwaltungsgeschäfte während der Babypause zwar in kompetente Hände gebe, aber stets so nah dran wie möglich bleibe. Die Bürgermeisterin kommuniziert weiter fleißig über ihren Newsletter, lässt sich in der Gemeinde sehen. Die Botschaft: Ich habe alles im Blick - und im Zweifel auch im Griff. In der kommenden Woche weiß sie dann auch, wen die CDU gegen sie im Kommunalwahlkampf ins Rennen schickt. Das große Taktieren hat gerade erst begonnen.