Tempo runter: Haller Hauptverkehrsstraße soll 30er-Zone werden

Halle. Die Wertherstraße ist keine gewöhnliche Straße. Zum einen ist sie stark befahren und viele Haller nutzen sie, um nach Werther oder gar nach Melle zu fahren. Zum anderen fällt sie dadurch auf, dass auf einer Länge von gut einem Kilometer vier verschiedene Geschwindigkeiten erlaubt sind. Von der Theenhausener Straße kommend, sind zunächst, rein rechtlich, in der Kurve vor dem Hotel Grünwalde 100 Stundenkilometer möglich. Danach folgt ein etwa 100 Meter langer Abschnitt mit Tempo 70, der am Ortseingangsschild endet, ab dem dann folglich 50 km/h erlaubt sind. Kurz vor der Oldendorfer Straße, unmittelbar vor dem Zebrastreifen, sind es dann 30, wenige Meter später wieder 50 Stundenkilometer. Verwirrend, vor allem aber auch gefährlich, sodass die Grünen-Fraktion im April den Antrag stellte, in dem Abschnitt zwischen Lange Straße und Am Laibach Tempo 30 einzurichten. Anwohnerin Renate Hiltenkamp schnappte die Idee auf, verfasste einem Bürgerantrag und sammelte bereits mehr als 120 Unterschriften in der Nachbarschaft. Tempo 30 hätte Konsequenzen Nun befasste sich am Mittwochabend in der Mensa der Gesamtschule der Verkehrsausschuss mit dem Thema. Dabei wurde schnell klar, dass es eine breite Zustimmung gibt, gleichwohl aber auf die Begleitumstände einer Tempo 30-Zone zu achten sei. Peer Kranz erklärte im Namen der CDU, dass man den Bürgerantrag sehr gut nachvollziehen könne. Er schlug dem Wunsch der Bürger entsprechend vor, die Tempo 30-Zone nicht nur bis zur Straße Am Laibach auszuweiten, sondern darüber hinaus bis zu Straße Am Stadtrand. Für den nördlichsten Abschnitt der Wertherstraße bis zur Westumgehung ist ohnehin bereits vor einigen Monaten beschlossen worden, dass dort ein neuer Radweg gebaut und das Ortseingangsschild in die Kurve vorverlegt wird. Somit wird zukünftig schon ab der Abzweigung von der Theenhausener Straße maximal Tempo 50 gelten. Die Erlaubnis muss der Kreis liefern Gleichwohl gab Kranz zu bedenken, dass in einer Tempo 30-Zone generell Recht-vor-Links-Regelungen vorgeschrieben seien. Ebenso gebe es dort keine Fußgängerüberwege, der Zebrastreifen an der Oldendorfer Straße genieße aber vermutlich Bestandsschutz. Er plädierte für eine Testphase, um feststellen zu können, wie die Folgeerscheinungen sich auswirken. &bdquo;Es wird sicherlich eine Reihe von Bedenken geben, aber so weit sind wir doch längst noch nicht“, gab Dieter Jung (Grüne) zu bedenken. Er verwies darauf, dass man sich ja noch in der Prüfungsphase befinde und das Straßenverkehrsamt des Kreises ohnehin mit ins Boot geholt werden müsse. &bdquo;Die konkrete Umgestaltung hat somit noch Zeit“, sagte Jung. Zudem gebe es Ausnahmen von vielen Regeln, so könne man etwa die eigentlich obligatorische Rechts-vor-Links-Regelung abwenden, da drei Einfahrten hintereinander auch ohne diese Regel erlaubt sind. Stützlein sieht weiteres Stückwerk Eckhard Hoffmann vom Bauamt der Stadt Halle ergänzte später, dass auch nachträglich installierte abgesenkte Bordsteinkanten einer Straße dem Charakter einer Grundstückseinfahrt verleihen, sodass diese nicht mehr als vorfahrtsberechtigt gilt. MIchael Koch (UWG) teilte mit, dass er das Vorhaben &bdquo;zu 100 Prozent unterstützt“ und auch Edda Sommer (SPD) begrüßte den Beschlussvorschlag. &bdquo;Wir sollten in die Planung einsteigen“, riet die Fraktionsvorsitzende. Harald Stützlein kann den Wunsch der Anwohner ebenfalls nachvollziehen, bemängelte jedoch, dass es kein schlüssiges Gesamtverkehrskonzept gebe. &bdquo;Hiermit geht das Stückwerk weiter, das wir ohnehin schon haben.“ Überholen am Zebrastreifen Anwohnerin und Unterschriftensammlerin Renate Hiltenkamp meldete sich in der Sitzung ebenfalls zu Wort. &bdquo;Nicht die Lautstärke des Verkehrs ist das Hauptproblem, es ist die Sicherheit. Zu jeder Unterschrift gehört eine Geschichte“, sagte Hiltenkamp. Sie habe erst beim Sammeln von unzähligen brenzligen Situationen erfahren, sodass sie verwundert darüber sei, dass bisher noch nicht mehr passiert ist. &bdquo;Viele fahren mit Tempo 70 statt mit 50 über die Straße. Ich habe auch schon gesehen, dass ein am Zebrastreifen haltendes Auto vom Hintermann überholt wurde. Es muss endlich was passieren, das ist hier der Wahnsinn“, sagte Hiltenkamp. Neue Bäume für die Wertherstraße Bürgermeister THomas Tappe riet, kühlen Kopf zu bewahren und in Ruhe zu überlegen. Schließlich seien unterschiedilche Interessen zu berücksichtigen. Die Ausschussmitglieder waren sich bei der Abstimmung einig. Ohne Gegenstimme und Enthaltung entschieden sie, dass die Verwaltung damit beauftragt wird, gemeinsam mit dem Straßenverkehrsamt zu prüfen, ob die Wertherstraße in dem Abschnitt zwischen Lange Straße und Am Stadtrand sinnvoll in eine Tempo 30-Zone zu integrieren ist. Sollte dies der Fall sein, soll eine Umgestaltung der Straßenbegrünung folgen. &bdquo;Wir sind dafür, die Wertherstraße zu entsiegeln und zu begrünen, auch als Ersatz für die gefällten Bäume vor der Regionalstelle des Jugendamtes“, sagte Dieter Jung. Man war sich aber darin einig, dass man hinsichtlich der Begrünung des Abschnitts zwischen Lange Straße und Oldendorfer Straße zunächst den Verlauf des Architektenwettbewerbs für dieses Areal abwarten sollte. Bürgermeister Thomas Tappe deutete in derselben Sitzung während eines anderen Tagesordnungspunktes an, dass an der Stelle der jetzigen Regionalstelle des Jugensamtes auch ein öffentlicher Parkplatz denkbar sei.

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