Weltweit erfolgreicher Hersteller für hochwertige Kabel sitzt in Halle

Halle. Die Liste der neuen Mieter in der Gerry-Weber-Zentrale an der Neulehenstraße ist mittlerweile lang, zuletzt hat das medizinische Versorgungszentrum i.med im Erdgeschoss seine Praxis eröffnet. Aber es gibt ein Unternehmen, das in diesem Jahr die einst bedeutendste Etage in dem grauen Geschäftskomplex mit den früheren Vorstandsbüros von Gerhard Weber und Udo Hardieck bezogen hat: TTL Network. TTL Network ist ein weltweit anerkannter und ebenso erfolgreicher Hersteller für hochwertige Kabel und Komponenten. Dabei haben sich die beiden Geschäftsführer Achim (65) und Tobias Beuckes (34) für einen anderen Arbeitsplatz als die ehemaligen Chefzimmer entschieden: &bdquo;Mein Sohn und ich sitzen am Ende des Flures“, sagt Achim Beuckes und deutet in die Richtung. Wo frühere Gerry-Weber-Vorstände wie Gerhard und Ralf Weber, Udo Hardieck, David Frink, Johannes Ehling oder Angelika Schindler-Obenhaus ihre Schreibtische hatten, werden stattdessen gerade ein Showroom für TTL-Produkte einerseits sowie ein &bdquo;agiler Besprechungsraum“ andererseits eingerichtet. &bdquo;Hier steht auch ein Kickertisch bereit“, sagt Achim Beuckes und lächelt. Zwischen den beiden Büros, die früher durch das Vorstandssekretariat getrennt waren, lautet das Motto jetzt &bdquo;Meet and Eat“ - also treffen und speisen. Der Gemeinschaftsraum eines echten Wachstums-Champions. Unterschätzt: TTL wächst noch stärker als gedacht Offiziell wurde dem Unternehmen diese Bezeichnung 2018 und 2019 von einem Wirtschaftsmagazin verliehen, nachdem die Firma in den Vorjahren beim Umsatz so rasant zugelegt hatte. War es 2001, als Achim Beuckes zusammen mit seinem mittlerweile ausgeschiedenen Geschäftspartner Andreas Riedenklau TTL gegründet hatte, noch ein sechsstelliger Jahresumsatz, belief sich diese Summe ein Jahr später schon auf einen siebenstelligen Betrag. 2022 überschritt die Firma den achtstelligen Umsatzbetrag deutlich - und befindet sich weiter auf diesem Kurs. &bdquo;Dieses starke Wachstum macht sich auch im Team bemerkbar, allein in 2023 haben wir sieben neue Mitarbeitende eingestellt und sind weiterhin auf der Suche nach Verstärkung“, fasst Achim Beuckes zusammen. Liest man eine der offiziellen Beschreibungen über TTL Network, erfährt man in feinstem Technikdeutsch, dass das Unternehmen hochwertige Industrie-, Medizin-, Medien-, Daten- und Netzwerktechnik unter anderem an Rechenzentren, Maschinenbauer oder die Musikbranche liefert. Und dabei alles von Kabeln und Komponenten bis hin zu vollumfänglichen Systemlösungen bietet. Was das konkret bedeutet? Da wird es spannend. Für Autobauer iPhone-Kabel hergestellt und Patent entwickelt So sorgen Lösungen aus Halle beispielsweise dafür, dass Bilder im Fernsehen besser sind, als es das Auge jemals wahrnehmen könnte. Kabel und Komponenten von TTL stecken in Glücksspiel- und Geldautomaten. TTL hat Rechenzentren großer IT-Systemhäuser und neuartige 360-Grad-Holopedik-Kinos ausgestattet, wie sie beispielsweise in Las Vegas stehen. Und das Unternehmen gehörte zu den ersten, die Verträge mit einem namhaften Stuttgarter Autobauer abgeschlossen hatten und iPhone-Kabel herstellen konnten. TTL entwickelt dabei im eigenen Produktmanagement patentierte Lösungen zur elektromagnetischen Verträglichkeit (EMV) dieser Produkte. &bdquo;Das Patent haben wir erstmals auf der Electronica in München 2016 vorgestellt, seitdem wurde unsere EMV-Abschirmung mehr als 1.100.000 mal in Kabeln für die Industrie- und Medizintechnik verbaut“, erzählt der 65-Jährige. Ein weiterer globaler Erfolg aus dem Hause TTL ist die Entwicklung von Kabeln, die sowohl halogenfrei und dabei flexibel sind, aber auch den UL-Standard für den amerikanischen Markt erfüllen. Ideen und Lösungen, die in Halle entwickelt werden - die Produktion erfolgt dann in Fernost. Halogenfreie, flexible Kabel nach Flughafenbrand in Düsseldorf entwickelt Halogenfreien Kabeln kam erstmals nach dem verheerenden Brand am Flughafen Düsseldorf im Jahr 1996 eine besondere Bedeutung zu: &bdquo;Es wurden neue Brandschutzkonzepte entwickelt“, erinnert Achim Beuckes, &bdquo;PVC-ummantelte Kabel, durch die eine starke Rauchentwicklung entstanden ist und die vor allem auch toxische Gase verursacht haben, wurden fortan durch halogenfreie Kabel ersetzt.“ Das betraf übrigens nicht nur Flughäfen, sondern allgemein öffentliche Gebäude. Eines der drei Kinder steigt mit ins Unternehmen ein Nachdem Achim Beuckes, der gebürtig aus dem Sauerland stamm, mit dem Wechsel nach OWL zunächst einen Job als Einkaufsleiter bei einem großen Bielefelder Unternehmen antrat, wollte er 2001 gemeinsam mit seinem damaligen Geschäftspartner und Mitgründer Andreas Riedenklau den Schritt in Selbstständigkeit gehen. Und die Erfolgsgeschichte nahm ihren Lauf. Selbst das nächste Kapitel des Familienunternehmens ist mittlerweile aufgeschlagen, denn eines seiner drei Kinder, Tobias, hat sich entschieden, in die Firma miteinzusteigen. Die Firma befindet sich nun vollständig im Familienbesitz. Selbstverständlich war das nicht. Nach einer Ausbildung bei der Kreissparkasse in Halle und dem nachfolgenden Studium an der Universität Köln mit Auslandssemestern in New York, Barcelona und Sao Paulo war der heute 34-Jährige sieben Jahre in der Unternehmensberatung. Zunächst bei Ernst & Young in Frankfurt, einer Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, und später dann bei Horváth & Partners Management Consultants in Düsseldorf. Nicht nur die Stadt Köln selbst, wo Tobias Beuckes mit seiner Frau lebt, fand und findet Tobias Beuckes spannend. Auch seine Aufgaben und strategischen Projekte in dieser Zeit. Letztlich habe bei der Entscheidung, die Firma zu übernehmen, die Neugier überwogen. &bdquo;Bereut, wenn ich es nicht versucht hätte“ &bdquo;Ich habe ja die ganzen Jahre über verfolgt, wie mein Vater das Unternehmen aufgebaut hat und wir uns erfolgreich in einer Branche bewegen, die direkt in die Digitalisierung eingebunden ist“, sagt Tobias Beuckes. &bdquo;Und diesen Spirit möchte ich gemeinsam mit unserem Team weiterentwickeln.“ Einen Moment lässt er seinen Blick durch den Raum schweifen. Dann sagt er: &bdquo;Ich wohne ja immer noch in Köln, aber pendle regelmäßig nach Halle. Und ich hätte es bereut, wenn ich das hier nicht versucht hätte.“

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