Bürgerinitiative bezeichnet Windpark auf der Haller Egge als Luftschloss

Halle. Noch heißt sie Bürgerinitiative "Rund um die Egge“. Bald aber wird sie den Namen &bdquo;Haller Teuto“ tragen. Die Umbenennung soll Ausdruck dafür sein, dass der angedachte Bau von Windkraftanlagen auf der Haller Egge nicht nur die Menschen in Eggeberg betrifft. Mit einer Presseerklärung tritt die Bürgerinitiative, die gegen die Errichtung von Windkraftanlagen auf der Egge kämpft, erneut in die Öffentlichkeit und übt Kritik in viele Richtungen. Unter anderem wirft sie der &bdquo;Haller Politik“ vor, sie verschlafe die Energiewende. Die Bürgerinitiative schlägt vor, statt einen Windpark auf der Egge zu errichten, Flächen neben Eisenbahnen und Autobahnstrecken für PV-Anlagen zu nutzen oder auf der ehemaligen Deponie in Künsebeck einen Solarpark zu errichten. Das würde, so die Initiative, die gleiche Energie liefern wie ein Windpark und sei zudem schneller realisierbar. "Statt Luftschlösser braucht Halle realistische, sofort umsetzbare Projekte für die Energiewende" heißt es plakativ. Grundsätzlich, so heißt es in der Presseerklärung, sei ein Windpark auf der Egge nicht durchsetzbar, weil der Hermannsweg im amtlichen Kataster als Erholungswald erster Güte ausgewiesen sei und damit einen mit einem Naturschutzgebiet vergleichen Status besitze. Im Bundeswaldgesetz allerdings steht dazu: &bdquo;Die Umwandlung von Schutz- und Erholungswald darf nur bei einem überwiegenden öffentlichen Interesse genehmigt werden.“ Nur - aber es kann. Außerdem ist seit dem 1. Februar 2023 die Zulassung von Windenergieanlagen auch in Landschaftsschutzgebieten zulässig. Keine Kalamitätsfläche Die Bürgerinitiative verweist zudem auf die Erosionsgefahr. Nach der Erosionsschutzverordnung des Landes sei der Teuto im Haller Bereich in die höchste Gefährdungsstufe eingestuft. Abgrabungen seien daher nicht genehmigungsfähig. Auch die Bezeichnung der Egge als &bdquo;Kalamitätsfläche“ sieht die Initiative kritisch. &bdquo;Die Initiatoren versuchen die Öffentlichkeit mit ihrer Behauptung, es handle sich um Kalamitätsflächen, zu täuschen. Die Waldflächen am Hermannsweg seien vielmehr wieder aufgeforstet und keine Kahlflächen mehr." Letzteres ist sicher eine Frage, wie Kalamitätsflächen definiert werden, was je nach Interessenlage sicherlich unterschiedlich bewertet werden dürfte. Inzwischen hat die Bürgerinitiative, in der sich nach eigenen Angaben inzwischen etwa 50 Personen beteiligen, eine 43 Seiten umfassende Stellungnahme an die Untere Landschaftsbehörde geschickt. &bdquo;So ist gewährleistet, dass wir Informationen bekommen, falls planungsrechtliche Schritte eingeleitet werden“, sagt Marcel Räker, ein Sprecher der Initiative. Man habe daraufhin von der Behörde die Antwort bekommen, es gäbe noch keinen Antrag. Berg muss nicht gesprengt werden Das bestätigt auch Stefan Kampsmann, der zusammen mit Marc Wittenbrock, beide sind Landwirte und besitzen Flächen im betroffenen Gebiet, das Projekt Windpark Egge ins Rollen gebracht hat. Mit einem Schmunzeln beobachtet er die Aktivitäten der Bürgerinitiative. &bdquo;Ich habe noch nie erlebt, dass eine Bürgerinitiative gegen eine Idee gegründet wurde“, sagt der 50-Jährige. Denn mehr als eine Idee sei es noch nicht. &bdquo;Wenn ich ein geschäftliches Projekt angehe, muss ich doch zunächst einmal die Rahmenbedingungen abklopfen und prüfen, ob es grundsätzlich möglich ist. Mehr haben wir nicht getan.“ Stefan Kampsmann hält Szenarien, wie sie von der Bürgerinitiative entworfen werden und nach denen der Berg um mindestens 7,50 Meter abgetragen werden muss, für &bdquo;sehr schwierig“. Es gebe inzwischen Methoden, die das nicht notwendig machen würden. &bdquo;Wir brauchen nicht den Berg zu sprengen“, versichert er und fügt hinzu: &bdquo;Doch all das kann erst dann besprochen werden, wenn konkrete Planungen vorliegen. Und die gibt es definitiv noch nicht.“ Gerüchten, nach denen die Projektbeteiligten sich bereits mit einem Antrag an die Bezirksregierung gewendet haben sollen, widerspricht er. &bdquo;Wir haben lediglich angeboten, Gespräche zu führen. Daraufhin haben wir die Antwort erhalten, dass man derzeit interne Gespräche führe“, so Kampsmann. Tatsächlich ist die Bezirksregierung die vermutlich entscheidende Stelle, an der über Windkraft und Windkraftgebiete entschieden wird. Im Regionalplan, der vermutlich 2024 beschlossen wird, legt sie Windenergiegebiete fest. Das Besondere daran: Im Genehmigungsverfahren von Windenergieanlagen in diesen Gebieten findet keine Umweltverträglichkeitsprüfung und auch keine Artenschutzprüfung mehr statt. Allerdings sind die Umweltverbände im Rahmen der Offenlage des Regionalplans beteiligt und können dort ihre Bedenken äußern.

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