Windpark auf dem Teuto: Anwohner der Haller Egge gründen Bürgerinitiative

Halle. Die einen erklären, das Projekt stecke noch in den Anfängen, so dass es keinen Sinn mache, darüber im Detail zu diskutieren. Die anderen fühlen sich bereits massiv bedroht, hinters Licht geführt und fürchten letztlich, überrumpelt zu werden. Am Dienstagabend haben sich Anwohner in Eggeberg getroffen, um sich über das Projekt Windpark auf der Egge zu informieren. Gleichzeitig wurde einstimmig die Gründung einer Bürgerinitiative mit dem Namen &bdquo;Rund um die große Egge“ beschlossen. In einer Powerpoint-Präsentation machte Marcel Räker die etwa 20 Teilnehmenden damit vertraut, was es bedeutet, wenn vier Windräder auf der Egge errichtet würden. Er skizzierte unter anderem große Eingriffe in den Naturraum, massive Erdbewegungen und die Gefährdung von schutzwürdigen Arten wie dem Uhu. Generell beklagten die Organisatoren erneut eine fehlende Transparenz und machten das am Beispiel "Potenzialanalyse" deutlich. "Die Politik in Halle hat die Verwaltung der Stadt klar beauftragt, eine solche Potenzialanalyse in Auftrag zu geben", sagte Marcel Räker. Er verwies dabei auf einen Beschluss des Haupt- und Finanzausschusses vom 12. Januar 2022, in dem es heißt, die Stadt Halle solle eine Potenzialanalyse für die Darstellung weiterer Flächen für Nutzung der Windenergie in Auftrag geben. Dabei solle ein minimaler Abstand von 500 Metern zur Wohnbebauung zugrunde gelegt werden. Bis heute sei eine solche Analyse, die die Grundlage für weitere Diskussionen und Planungen bilden müsse, nicht durchgeführt worden. Stattdessen orientiere man sich ausschließlich am Willen privater Investoren", lautet die Kritik. "Es ist schon seltsam, dass hier nichts geschieht. Warum macht man es nicht?", fragte Räker. Michael Flohr von der Stadt Halle erklärt die Situation: "Die Entscheidung über mögliche Windkraftgebiete liegt nicht mehr bei den Städten und Gemeinden, sondern bei den Bezirksregierungen." Im Rahmen des Regionalplans müssen sie gemäß der Landesregierung Windkraftvorranggebiete ausweisen. "Tun sie das nicht, dann wären Windkraftanlagen überall im Außenbereich zulässig. Legen sie sie fest, dann sind sie nur in diesen Gebieten zulässig." Aus diesem Grund ergebe es keinen Sinn, jetzt eine eigene Potenzialanalyse durchzuführen, da man nicht wisse, wo Windkraftvorranggebiete vorgesehen sind. TWO profitiert von Windkraftprojekten Die TWO, die bei den ersten Gesprächen mit den Investoren hinzugezogen worden war, hätte Interesse an der Umsetzung solcher Windkraftanlagen. Unabhängig vom Projekt Egge erläutert Geschäftsführer Johannes Wiese, warum der Versorger von derartigen Windkraftprojekten profitiert. "Zum einen sind sie hilfreich, um das von der Stadt formulierte Ziel 'Klimaneutralität bis 2045' zu erreichen", erklärt Wiese. Zum anderen aber machten solche lokalen Energieprojekte zumindest teilweise unabhängig von der Strompreisentwicklung. "Wir kaufen unseren Strom an der Strombörse und sind von den dortigen Schwankungen direkt betroffen." Wiese erinnert daran, dass dieser Preis zuletzt teilweise um das achfache gestiegen sei und fügt hinzu: "Mit einer eigenen Energieerzeugung lösen wir uns von solchen Abhängigkeiten und sichern uns Preissicherheit über einen Zeitraum von 20 Jahren." Natürlich nicht zu 100 Prozent, da man nicht vollständig den Energieverbrauch der Stadt aus eigener Windkraft beziehungsweise eigener Sonnenenergie decken könne. In einem möglichen Windpark auf der Egge würde die TWO zwei Funktionen übernehmen. "Als Investor und Anteilseigner auf der einen Seite und als Abnehmer der erzeugten Energie auf der anderen Seite." Die Bürgerinitiative wirft der Stadt Halle vor, dass keine Abwägung stattfinde, welche Maßnahmen sinnvoll sind. Die Initiatoren zitieren aus einer Studie des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (LANUV), nachdem 3,1 Prozent der Fläche Nordrhein-Westfalens für Windräder genutzt werde könne und gleichzeitig 700 Meter Abstand zu Siedlungsbereichen eingehalten werden. "Vielleicht stehen diese Flächen nicht in Halle zur Verfügung. Aber in der Region. Es ist daher fraglich, warum so ein Projekt auf der Egge realisiert werden soll, wenn hier die Abstandsbedingungen und auch naturschutzrechtliche Faktoren dagegen sprechen", sagt Marcel Räker. Pauschale Abstandsregelungen sollen entfallen Christian Wieda, Windkraftexperte der Haller Grünen, würde sich eine Beruhigung der Diskussionen um den Windpark auf der Egge wünschen und glaubt, dass die Anwohner mit mehr Zuversicht einem möglichen Verfahren entgegensehen können. "Es gibt Genehmigungsverfahren, die detailliert überprüfen, dass der Schutz von Anwohnern und Natur gewährleistet wird. Betreiber von Windkraftanlagen müssen genau nachweisen, dass sie die Grenzen einhalten." Diese Regelungen sind derzeit im Wandel begriffen. Bislang gilt in NRW ein gesetzlich vorgeschriebener Mindestabstand von 1.000 Metern zwischen neuen Windenergieanlagen und Wohngebieten. Das soll sich ändern. Beim Ersatz älterer Anlagen oder Teilen davon durch moderne und leistungsfähigere will die Landesregierung die pauschale Abstandsregel sofort streichen. Bis 2025 sollen die Mindestabstände dann stufenweise ganz abgeschafft werden. Das bedeutet: Zukünftig gelten dann keine pauschalen Mindestabstände. Stattdessen definieren Emissionschutzgesetze (Schall und Schattenwurf), wie nah eine Windkraftanlage an die Bebauung rücken darf. Christian Wieda: "Ungefähr muss damit der minimale Abstand zwischen einem Windrad und der nächsten Bebauung etwa doppelt so groß wie dessen Gesamthöhe sein." Die Investoren planen auf der Egge 150 Meter hohe Windräder.

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