Millionenprojekt im Teuto: Windpark auf dem Hermannsweg in Halle geplant

Halle-Eggeberg. In Eggeberg regt sich Widerstand. Widerstand gegen ein Projekt, das derzeit noch hinter verschlossenen Türen diskutiert wird. Es geht um die Errichtung eines Windparks mit drei bis vier Anlagen auf dem Kamm des Teutoburger Waldes. Konkret auf dem Höhenzug Große Egge. Nach Informationen von Bewohnern der Kleistraße denken Waldbauern und Eigentümer der entsprechenden Grundstücke darüber nach, gemeinsam den Windpark zu realisieren. "Es hat hier bereits ein Treffen von Eigentümern mit einem Anlagenbauer, der Stadt Halle und auch der TWO gegeben", sagt Achim Lantzke, ein Sprecher der Nachbarschaftsinitiative. Die Stadt Halle wiederum erklärt, bislang gebe es hierzu keinen offiziellen Vorgang. Marc Wittenbrock ist einer der Waldbauern, die sich mit der Errichtung eines Windparks in Eggeberg befassen. "Es gibt bislang lediglich Gedankenspiele, ob so etwas grundsätzlich möglich ist", sagt er. Die Stadt sei darüber informell in Kenntnis gesetzt worden. Wittenbrock bestätigt, dass es auch ein Treffen mit dem Anlagenbauer Vestas gegeben habe. "Auch die TWO ist informiert und steht dem Projekt grundsätzlich positiv gegenüber", sagt er. Die Banken hätten zudem signalisiert, dass es finanzierbar wäre. Anlagen so hoch wie der Kölner Dom Die Nachbarschaftsinitiative hingegen sieht das Projekt äußerst kritisch und hat jetzt die Anlieger mit einem Schreiben darüber informiert. "Die geplanten Windenergieanlagen mit mindestens 150 Metern Höhe sind in etwa so hoch wie der Kölner Dom", heißt es darin und weiter: "Da insgesamt mindestens drei Anlagen auf dem Höhenzug geplant sind, wäre der Ortsteil an der Eggeberger Straße, Turmstraße und Kleistraße praktisch von morgens bis zum Sonnenuntergang immer im Schatten der hoch über unserem Ortsteil aufragenden Windenergieanlagen, wenn sie auf den Kamm gestellt werden." Die Nachbarschaftsinitiative befürchtet außerdem, dass es zu massiven Eingriffen in den Höhenzug kommen wird. "Die Egge ist vom Höhenweg beidseitig stark abfallend und auch zum Hesseltal und zur Theenhausener Straße sehr steil. Um Anlagen auf den Höhenzug zu stellen, müssten für die über 70 Meter langen Schwerlasttransporte befahrbare Straßen in den Hang gefräst werden", heißt es in dem Schreiben. Achim Lantzke und Marcel Räker schätzen, dass für Stellfläche und Kräne pro Anlage eine Ebene in der Größenordnung von 50 mal 150 Metern geschaffen werden müsste. "Uns schockiert, dass unsere Lokalpolitik dem fast absurden Vorhaben, die Große Egge und den Hermannsweg abzugraben, keinen Riegel vorgeschoben hat. Der zweithöchste Berg im Landkreis müsste um mehrere Meter abgetragen werden. Der Hermannsweg wäre in einem seiner schönsten Abschnitte nicht wiederzuerkennen", sagt Marcel Räker. Waldbauern suchen nach Alternativen Die Initiative stellt derweil klar, dass es hierbei nicht um einen Streit gegen Windkraft gehe. "Wir wollen, dass die Stadt gemeinsam mit ihren Bürgern und Investoren klare Vorgaben macht, welche Flächen mit Wind- oder Solarparks bebaut werden. Das kann nicht allein mit Investoren im Hinterstübchen verhandelt werden", erklärt Achim Lantzke. Lesen Sie auch: Landwirte in Borgholzhausen freuen sich auf neue, lukrative Einnahmequelle Klar ist, dass das Gebiet auf der mit 312 Metern zweithöchsten Erhebung im Kreis Gütersloh gute Winderträge verspricht. Die exponierte Lage schafft Bedingungen, die Experten als niedriges Offshore-Niveau einordnen. Marc Wittenbrock betont indes, dass das Projekt noch in den Kinderschuhen stecke. "Wir prüfen ja derzeit noch, ob es überhaupt möglich ist", sagt er noch einmal. Dafür seien etwa 20 Eigentümer, die Flächen auf der Egge besitzen, zusammengekommen. Ein Grund: "Wegen der Ertragsausfälle in den kommenden 30 Jahren müssen Waldbauern derzeit über Alternativen nachdenken", so Wittenbrock, der bereits seit über 30 Jahren auf seinem Hof eine Windkraftanlage betreibt. Energieerzeugung in lokaler Hand Aber auch aus einem anderen Grund hält er ein derartiges Projekt für sinnvoll. "So ein Windpark ist eine Riesenchance für Halle", sagt er. Eine Chance, die man so schnell nicht wieder bekommen werde, da im Stadtgebiet alternative Flächen für derartige Anlagen nicht vorhanden seien. Nach Aussage von Wittenbrock läge damit die Energieerzeugung komplett in lokalen Händen. Von der Auftragsvergabe für Handwerker, über die Finanzierung durch heimische Banken, die Betreuung durch die TWO bis hin zu den Eigentümern dieser Anlagen. Die Kritiker indes fürchten eine "Kungelei hinter verschlossenen Türen" und weisen daraufhin, dass es Interessenkonflikte geben könnte, weil familiäre Verbindungen von Investoren in die Lokalpolitik bestünden.

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