Geschäfte, Produktion, Polizei? Diese Folgen hatte der Stromausfall in Halle

Halle. Für 45 Minuten waren am Dienstagmorgen ab 8.30 Uhr Gartnisch, Eggeberg, Ascheloh und Teile der Haller Innenstadt ohne Strom. Der Stromausfall war jedoch kein Vorbote der Energiekrise, sondern hatte mit der Verlegung von Glasfaseranschlüssen zu tun. Am Neumarkt sollte vermutlich im Bodenverdrängungsverfahren mit Hilfe einer sogenannten Bodenrakete eine Zuleitung geschossen werden. Dabei ist nach ersten Erkenntnissen ein TWO-Stromkabel getroffen worden. &bdquo;Und das an einer für die Stromversorgung ungünstigen Stelle", sagte Stefan Vogt, der bei der TWO zuständige Netzverantwortliche. Das hatte Folgen. Taschenrechner im Speicher &bdquo;Eigentlich ging nichts mehr", sagt Steffen Weinreich. Der Marktleiter im Marktkauf Speicher wurde wie viele Menschen in Halle völlig unvorbereitet vom plötzlichen Stromausfall erwischt. &bdquo;Es funktionierte nur noch die Notbeleuchtung", berichtet er und fügt hinzu: &bdquo;Das war schon sehr unheimlich." Gerade einen Händler mit großer Kundenfrequenz und ebenso hohem Technisierungsgrad stellt ein Stromausfall vor erhebliche Schwierigkeiten. So konnten weder die vollelektronischen Kassensysteme mit automatischem Bezahlvorgang, noch die Kartenzahlung genutzt werden. &bdquo;Wir haben mit unseren mobilen Geräten die Preise gescannt und sie dann in Taschenrechner eingegeben", sagt Steffen Weinreich. Gezahlt wurde anschließend bar in die Hände des Kassenpersonals. Ein Stromausfall kann auch die Kommunikation fördern. Personal sichert Türen Für den Fall eines Stromausfalls ist man im Marktkauf Speicher vorbereitet. &bdquo;In diesen Situationen wird zunächst einmal der Ausgang mit Personal besetzt, so dass niemand mehr den Markt betreten, aber auch niemand mit unbezahlter Ware herausgehen kann", sagt Steffen Weinreich. Um die Daten zu sichern, gibt es ein Notstromaggregat für den Datenserver. &bdquo;Wir würden bei einem Stromausfall auch sofort in den Kühlregalen die Rollos herunterfahren, um die Kälte dort zu halten", so der Marktleiter. Tote Hose in der Tankstelle &bdquo;Hier war tote Hose. &bdquo;Es ging nichts mehr", berichtet Markus Riepe, Angestellter der Shell-Tankstelle. Türen, Sicherheitssystem, Tanksäulen und Kasse seien ausgefallen. &bdquo;Es hatten gerade zwei Kunden getankt. Die haben ihre Karten dagelassen und dann später gezahlt", sagt Markus Riepe. Polizei immer erreichbar Nicht vom Stromausfall betroffen war hingegen die Dienststelle der Polizei. Die ist vorbereitet. &bdquo;Sollte der Strom wegbleiben, wird automatisch auf ein Notstromaggregat umgeschaltet", sagt Katharina Felsch von der Pressestelle der Kreispolizei. Selbstverständlich sei die Polizei weiterhin in Notfällen unter der 110 zu erreichen. Wer haftet? Märkte, die aufgrund von technischen Problemen Umsatzeinbußen haben, Tankstellen, die ihren Betrieb komplett einstellen müssen oder Industriebetriebe deren Produktion brach liegt. Wer haftet, wenn plötzlich der Strom nicht mehr fließt. &bdquo;Ein solcher Stromausfall ist im Grunde genommen ein Ereignis höherer Gewalt", sagt Steffen Vogt. Am Ende hafte der Verbraucher. Das sei im Energiewirtschaftsgesetz sowie in der Niederspannungsanschlussverordnung geregelt. Voraussetzung sei, dass das mit den Erdarbeiten beauftragte Unternehmen zuvor eine Planauskunft vom Netzbetreiber über die Lage der verlegten Kabel eingeholt habe. &bdquo;Das ist in diesem Fall geschehen", sagt Vogt. Der Haller Rechtsanwalt Moritz Diekmeyer erklärt, grundsätzlich hafte derjenige, der einen Schaden herbeigeführt habe. Theoretisch also auch für mögliche Umsatzausfälle. Allerdings sei das in der Höhe nur schwer zu beziffern. Anders sei es bei direkt auf den Stromausfall zurückzuführenden Sachschäden, wie beispielsweise einem defekten Server. &bdquo;Übrigens haftet dafür nicht der Mitarbeiter, beispielsweise der Baggerfahrer, der den Schaden herbeigeführt hat, sondern das mit den Arbeiten beauftragte Unternehmen", erklärt Moritz Diekmeyer. Sensible Einrichtungen Damit es bei sensiblen Einrichtungen wie Servern oder Produktionsmaschinen erst gar nicht zu Schäden kommt, rät Steffen Vogt zur Investition in eine unterbrechungsfreie Spannungsversorgung. Das sind beispielsweise Akkus und Notstromaggregate, die bei einem Spannungsabfall automatisch einspringen. Dadurch ist beispielsweise im Haller Klinikum, das nicht vom Stromausfall betroffen wurde, ein reibungsloser Weiterbetrieb gewährleistet. Gegen 9.15 Uhr war der Schaden behoben und die betroffenen Haushalte und Unternehmen konnten wieder mit Strom versorgt werden.

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