
Borgholzhausen. Wie ist eine Einrichtung wie das DRK-Haus Ravensberg bei einem Blackout auf der sicheren Seite? Darüber haben sich dessen Geschäftsführer Dennis Schwoch, Haustechnikleiter Karsten Koch sowie die Experten der Unternehmen Geoplex-PV und Bollin-Elektro in jüngerer Vergangenheit Gedanken gemacht. Immerhin muss die Einrichtung Am Blömkenberg in Borgholzhausen Strom für 80 Bewohner und Bewohnerinnen sowie rund 110 Kräften im Mitarbeiterteam bereithalten. Mit dem, was jetzt auf dem Flachdach des Hauses installiert ist, dürfte das selbst bei einem totalen Stromausfall einige Tage autark möglich sein.
„Das dürfte für ein Seniorenheim eine weithin einzigartige Anlage sein“, ist Dennis Schwoch überzeugt. Das Deutsche Rote Kreuz hat zum Pressegespräch eingeladen und per Beamer laufen auf der Stirnseite des Raums aktuelle Leistungsdaten der imposanten Photovoltaikanlage auf, die jetzt in Betrieb ist. Knapp 250 Module stehen auf dem Dach inklusive einer Kombinationslösung mit einem Akkuspeicher. Möglich gemacht haben sie Arne Fischer und Jan Fischer von Geoplex, die die Anlage geplant und installiert haben, sowie Dierk Bollin von Bollin-Elektro, der für die Elektrik zuständig war.
Grünes Licht für den Komplex, der Klimaschutz und selbstständige Stromversorgung vereint, gab der Aufsichtsrat des DRK-Heims. Für dessen Vorsitzenden und ehemaligen Borgholzhausener Bürgermeister Bernd Huesmann war das folgerichtig. „Wir sind froh, dass es das DRK-Heim in dieser Form gibt. Es ist ein wirtschaftlicher Faktor für die Stadt Borgholzhausen“, sagt er.
Jährliche Leistung der Borgholzhausener Anlage bei rund 85.000 Kilowattstunden
Was schafft die Anlage? Eigentümer eines kleinen Einfamilienhauses, die eine Solaranlage ihr eigen nennen, werden staunen. „Knapp 100 Kilowatt Peak, 100 Kilowatt Wechselrichter und eine jährliche Leistung von rund 85.000 Kilowattstunden“, zählt Jan Fischer auf. Bei sehr viel Sonne im Jahr könnte die letztgenannte Zahl auch sechsstellig werden. An einem guten, sprich sonnigen Septembertag werde kaum etwas vom erzeugten Strom eingespeist. Ansonsten gehen Überschüsse zunächst in den Speicher mit seinen zwei Batterien. Der ist brutto auch noch einmal für 110 Kilowattstunden ausgelegt.

2020 wurde der Neubau am Blömkenberg bezogen. Im Februar 2022 begann der Krieg in der Ukraine nebst Energiekrise. Dennis Schwoch und das DRK dachten weiter - was wenn ein Szenario eintritt, in welchem der Netzstrom mal für längere Zeit ausfällt? Immerhin nähmen Meldungen über großflächige Stromausfälle zu, Experten warnten schon seit Längerem vermehrt vor sogenannten Blackouts, informiert das DRK in einer Pressemitteilung.
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Als Ergebnis der Überlegungen in Borgholzhausen steht die Anlage, die in Planung und Ausführung mehr als ein Jahr in Anspruch nahm, und zu der in einer Kombinationslösung auch noch ein dieselbetriebenes Notstromaggregat und ein Blockheizkraftwerk (BHK) gehören. Sollte der Netzstrom also ausfallen, wäre zunächst genug Strom im Speicher, um auch das BHK anzutreiben. Zudem liefert die PV-Anlage zusätzliche Energie, die je nach Sonneneinstrahlung variiert. Nur wenn die Sonnenenergie nicht reicht, müsste das Notstromaggregat „einspringen“, erklärt Karsten Koch.

Essen aus dem Borgholzhausener DRK-Haus gehen auch an Kitas und Schulen
„So eine Pflegeeinrichtung benötigt natürlich einiges an Strom“, sagt Dennis Schwoch. Käme es zu einem Totalausfall, geht der Geschäftsführer davon aus, dass sich das DRK-Haus nunmehr gesichert mindestens 72 Stunden durchgehend komplett selbstständig versorgen kann. Das gibt auch Einrichtungsleiter Christoph Langewitz eine deutlich größere Sicherheit. Und nicht nur ihm.
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Denn das DRK-Heim wäre im Katastrophenfall auch für die Umgebung ein wichtiger Faktor. Täglich versorgt es rund 500 Menschen mit Essen - nicht nur die eigenen Bewohner, sondern auch Kinder in Kitas und Schulen sowie Patienten und Patientinnen in Krankenhäusern. „Im Notfall wären wir immer noch in der Lage, für sie ein einfaches Essen zu kochen“, ist Dennis Schwoch überzeugt.
Der WDR hat für die „Lokalzeit“ einen gut zweieinhalbminütigen Beitrag gedreht, der bis 17. September 2027 in der Mediathek abrufbar ist. Darin unterstreicht Christoph Langewitz: Auch lebenswichtige Geräte auf den Zimmern der Bewohner und Bewohnerinnen brauchen Strom, etwa für künstliche Ernährung. Zwei Stromausfälle hat das Haus Ravensberg schon hinter sich. Jetzt ist vorgesorgt.
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