Fachkräftemangel: Heimisches Unternehmen zahlt Prämie für neue Mitarbeiter

Altkreis Halle. Das neue Ausbildungsjahr hat traditionell am 1. August begonnen und somit ist nun auch schon die erste Arbeitswoche vorbei. Dennoch gibt es in der Region noch einige freie Ausbildungsplätze, die auch ganz spontan noch besetzt werden könnten. Kreishandwerkerschaft &bdquo;Wer später im August oder im Laufe des Septembers noch zu uns stößt, wird auf jeden Fall noch integriert in das erste Ausbildungsjahr", verspricht Christiane Brandherm von der Kreishandwerkerschaft Gütersloh-Bielefeld. Eine genaue Zahl der aktuell noch offenen handwerklichen Ausbildungsstellen im Kreis Gütersloh könne sie nicht nennen. &bdquo;Es sind noch viele Stellen frei", bestätigt Brandherm. Vermelden könne sie jedoch aktuell kreisweit 684 Ausbildungsverträge im Handwerk. &bdquo;Damit ist der Kreis Gütersloh in OWL führend", sagt Brandherm. Dennoch ist Luft nach oben. &bdquo;Es gibt die jungen Menschen, die nur drei Berufe auf dem Schirm haben: Friseur, Maurer und Dachdecker. Wir bilden in OWL aber in 130 Berufen aus. Diese Diskrepanz müssen wir überwinden", fordert Brandherm. Storck Bei Storck in Halle sind am Montag 30 neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gestartet, die eine Ausbildung oder einen Dualen Studiengang beginnen. &bdquo;Die Anzahl der Einstellungen liegt in etwa auf dem Niveau des Vorjahrs. Das ist ein zufriedenstellender Stand angesichts des sich verändernden Arbeitsmarktes", erklärt Pressesprecherin Dr. Andrea Moritz. Es laufe bereits das Bewerbungsverfahren für 2023, jedoch lägen derzeit weniger Bewerbungen als sonst zu diesem Zeitpunkt vor. &bdquo;Besonders im IT-Bereich sind noch Plätze vakant", sagt Moritz. Insgesamt arbeiten bei Storck nun 92 Auszubildende in elf Berufen und Dual Studierende in den Studiengängen Betriebswirtschaft, Wirtschaftsinformatik, Digitale Logistik und Mechatronik. Lesen Sie auch: Neues Gesetz betrifft Arbeitsverträge: Das müssen Arbeitnehmer wissen &bdquo;Die aktuelle Situation auf dem Arbeitsmarkt geht insgesamt mit einem Rückgang an Bewerbungen einher. Darauf müssen auch wir uns einstellen", sagt Moritz. Eine kleine Maßnahme gegen den Trend sei das Programm &bdquo;Mitarbeiter werben Mitarbeiter". &bdquo;Alle Kolleginnen und Kollegen von Storck dürfen Bewerberinnen und Bewerber für jede Position empfehlen, die auf der Storck Website ausgeschrieben ist. Bei erfolgreichem Abschluss eines mindestens einjährigen Arbeitsvertrages wird dem vermittelnden Mitarbeiter eine Prämie von 500 Euro ausgezahlt", erklärt Moritz. Die Maßnahme sei nicht nur eine Motivation für gute Empfehlungen. &bdquo;Sie zielt auch darauf ab, dass Storck Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit ihrer Erfahrung und ihrem Wissen um die Storck-Arbeitswelt nach unserer Erfahrung besonders gute und passende Empfehlungen geben", sagt Moritz. Baxter &bdquo;Unsere Auszubildenden starten erst am 1. September. Wir konnten alle angebotenen Ausbildungsstellen besetzen", berichtet Jürgen Fleischer, Personalchef des Pharmakonzerns Baxter. Möglich sind Ausbildungen im naturwissenschaftlich-technischen Bereich und somit zum Pharmakanten, Chemikanten oder Chemielaboranten. Die letztere Gruppe ruft stets die größten Nachfragen aus, etwas geringer ist das Interesse in den Bereichen Chemikanten und Pharmakanten. Obwohl es also keine offen Lehrstellen bei Baxter gibt, stellt man auch hier eine sinkende Nachfrage fest. &bdquo;Ein Fachkräftemangel ist auch in unserer Branche definitiv spürbar", sagt Fleischer. &bdquo;Das Interesse an der dualen Ausbildung nimmt ab, die Anzahl der Abiturienten und damit der Studierwilligen steigt. Die Abschaffung der Realschule wirkt sich sehr negativ auf unsere Bewerberzahlen aus", sagt der Personalchef. Gerry Weber &bdquo;Bei uns in der Unternehmenszentrale konnten wir alle Ausbildungsplätze besetzen", verkündet Pressesprecherin Christina Herrmann. Man stelle beim Modeunternehmen fest, dass die Ausbildung zu Kauffrau/Kaufmann im E-Commerce zunehmend beliebt werde. Dies sei auch sehr gut, da in diesem Bereich generell großer Bedarf bestehe. &bdquo;Die Ausbildung zur Industriekauffrau oder zum Industriekaufmann ist nach wie vor ebenfalls sehr beliebt", fügt Herrmann an. Zudem bildet Gerry Weber auch Textil- und Modeschneider aus. &bdquo;Außerdem haben wir einen dualen Studenten, der Wirtschaftsinformatik studiert", erklärt Herrmann. Standortübergreifend sei die Lage nicht überall so gut. &bdquo;In unseren Stores bieten wir die Ausbildung zur Kauffrau oder zum Kaufmann im Einzelhandel an. Hier konnten wir leider nicht alle Plätze besetzen, was leider den Trend widerspiegelt, denn hier spüren wir insgesamt den Fachkräftemangel", sagt Herrmann. Schneider Auch in der Baubranche kämpft man derzeit um neue Auszubildende. &bdquo;Es geht uns wie wohl fast allen anderen", sagt Antje Enkemann-Schneider vom Gartnischer Bauunternehmen Schneider GmbH. Man habe in den vergangenen Jahren stets zwei Ausbildungsplätze als Zimmerer oder Stahl- und Betonbauer anbieten und auch besetzen können. &bdquo;In diesem Jahr haben wir nur einen Auszubildenden gefunden und das auch nur kurzfristig", erklärt Enkemann-Schneider. Der junge Mann habe erst kürzlich seinen Vertrag unterschrieben und sei am 3. Augst gestartet. &bdquo;Wir mussten bisher gar nicht um Auszubildende werben, die kamen von ganz alleine", sagt Enkemann-Schneider. Seit 30 Jahren habe das so funktioniert, nun müsse man zukünftig aber wohl andere Wege gehen. &bdquo;Man muss ihnen sagen, dass sie auch in diesen Berufen gut verdienen können", sagt Enkemann-Schneider. Mit einem BWL-Studium samt Bachelorabschluss stünde man finanzielle gesehen eher schlechter da. Es sei schade, dass viele handwerkliche Berufe so wenige nachgefragt würden. &bdquo;Die Anforderungen sind sehr vielfältig", sagt Enkemann-Schneider. Zudem böten anschließende Meisterausbildungen oder auch Studiengänge viele Möglichkeiten der Weiterbildung. &bdquo;Angesichts der geringen Bewerbungen frage ich mich manchmal, wo die ganzen jungen Leute sind", sagt Enkemann-Schneider. Wiltmann &bdquo;Im kaufmännischen und im gewerblichen Bereich konnten wir in diesem Jahr alle Ausbildungsplätze besetzen. Im Bereich Instandhaltung hätte noch ein Ausbildungsplatz zum Elektroniker für Betriebstechnik vergeben werden können; dieser ist offengeblieben", erklärt Friederike Wilker, Pressesprecherin der Peckeloher Fleischwarenfabrik Wiltmann. Ausbildungsplätze gibt es bei Wiltmann in acht verschiedenen Bereichen, dabei sei die Nachfrage recht ausgeglichen. &bdquo;Wie in allen Branchen ist auch bei uns der Fachkräftemangel spürbar. Gegenwärtig haben wir zum Beispiel freie Stellen für Elektriker und Maschinenführer", erklärt Friederike Wilker. IHK &bdquo;Es ist erfreulich, dass die Ausbildungszahlen zugelegt haben", zieht IHK-Präsident Wolf D. Meier-Scheuven eine positive Bilanz. Einem leichten Anstieg von 0,5 Prozent auf OWL-Ebene steht ein überdurchschnittliches Plus von 1,8 Prozent im Kreis Gütersloh gegenüber. &bdquo;Die Firmen suchen jedoch noch weiter Auszubildende", merkte Meier-Scheuven an. Es gebe noch viele offene Lehrstellen und auch viele junge Leute auf der Suche. Es sei jedoch schwierig, das offene Angebot mit den Wünschen zu kombinieren.

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