HalleLandwirtschaft und Umweltschutz: Ralph Brinkhaus informiert sich in Halle

Der CDU-Bundestagsabgeordnete und Unions-Fraktionschef war am Freitag zu Besuch auf dem Hof Morsey in Halle-Hesseln. In zwei Bereichen ist der Hof Spitze.

Heiko Kaiser

Der CDU-Bundestagsabgeordnete Ralf Brinkhaus (links) lässt sich von Marco Nollmann (rechts ) eine Maßnahme des F.R.A.N.Z.-Projektes erklären. In Hintergrund (von links) Andreas Westermeier, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes, Hendrik Specht, Betreuer des Projektes und Hubertus Beringmeier, Präsident des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes (WLV). - © Heiko Kaiser
Der CDU-Bundestagsabgeordnete Ralf Brinkhaus (links) lässt sich von Marco Nollmann (rechts ) eine Maßnahme des F.R.A.N.Z.-Projektes erklären. In Hintergrund (von links) Andreas Westermeier, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes, Hendrik Specht, Betreuer des Projektes und Hubertus Beringmeier, Präsident des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes (WLV). © Heiko Kaiser

Halle. Die Fläche sieht ungepflegt aus. Trockene Zweige ragen überall aus der Wiese heraus. Unkraut würden wohl die meisten das nennen, was hier auf einer Brachfläche von etwa 4.000 Quadratmetern direkt an der Autobahntrasse sprießt und sich offensichtlich ungehemmt vermehren darf.

Marco Specht allerdings hat einen anderen Blick auf das, was hier wächst, was kreucht und fleucht. Er betreut den Hof Morsey, der als einer von zehn landwirtschaftlichen Betrieben bereits seit fünf Jahren an dem bundesweiten Projekt F.R.A.N.Z. teilnimmt.

40 Maßnahmen auf dem Hof Morsey

Das Projekt wird von der Umweltstiftung Michael Otto und dem Deutschen Bauernverband durchgeführt. Sein Ziel: praxistaugliche und wirtschaftlich tragfähige Naturschutzmaßnahmen in intensiv bewirtschafteten Flächen zu erproben und zu entwickeln.

40 Maßnahmen laufen allein auf dem Hof Morsey. Die Errichtung von Blühstreifen, Getreidefelder die von blühenden Pflanzen durchsetzt sind, Inseln inmitten von bewirtschafteten Feldern, auf denen Feldvögel nisten können, Stangenbohnen, die am Mais heraufranken oder eben diese Brachfläche gehören dazu. Auf fünf bis zehn Prozent der etwa 240 Hektar großen bewirtschafteten Fläche des Betriebes werden solche Maßnahmen durchgeführt. Das Ziel ist es, zu erproben, mit welchen Maßnahmen die besten ökologischen Ergebnisse erzielt werden. Welche Blühmischungen beispielsweise besonders gut von Insekten angenommen werden, wie Vögel und andere Tiere auf das Angebot reagieren.

Die Wilde Karde ist besonders in Trockenzeiten ein Wasserreservoir für Insekten. - © Heiko Kaiser
Die Wilde Karde ist besonders in Trockenzeiten ein Wasserreservoir für Insekten. (© Heiko Kaiser)

„Wir wissen noch viel zu wenig", sagt Andreas Westermeier, Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes. „Die Landwirte, besonders die junge Generation, wollen sich beteiligen. Aber am Ende müssen die Betriebe von ihrer Arbeit auch leben können", sagt Hubertus Beringmeier. Der Präsident des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbands (WLV) ist aus Münster an die Margarethe-Windhorst-Straße gekommen.

"Insektenschutz ist Megathema"

Ralph Brinkhaus fängt den Ball auf. „Die Landwirte sagen, sie machen schon sehr viel. Trotzdem ist beispielsweise der Insektenschutz weiterhin ein Megathema. Das Problem ist, wenn wir bestimmte Dinge verbieten, greift das in die Eigentumsrechte ein. Die Landwirte haben Ertragseinbußen, die sie auch zum Wohl der Allgemeinheit hinnehmen sollen. Darüber muss gesprochen werden."

Im Rahmen des F.R.A.N.Z.-Projekt bekommt Betriebsleiter Marco Nollmann diese Verluste ersetzt. „Aber auch für alle anderen muss es bezahlbar sein", fordert Hubertus Beringmeier. Marco Specht und sein Team wollen deshalb erforschen, welche der Maßnahmen und welche Kombinationen den besten Ertrag für die Natur versprechen. „Letztlich lernen wir wieder, wie wir die Natur in ihren ursprünglichen Zustand zurückversetzen können", sagt er.

Hier fühlt sich der Feldhase wohl

Die Brachfläche an der A 33 ist ein gutes Beispiel dafür. Das, was auf den ersten Blick wie wild wucherndes Unkraut erscheint, hat für den Fachmann hohe biologische Qualität. „Hier eine weiße Lichtnelke, da Spitzwegerich und Hahnenfuß", sagt Specht. Dann bricht er den Stängel eines vertrockneten Röhrengewächse durch und hat zwei Käfer in der Hand, die hier ihre Behausung gefunden haben.

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„Da hinten", sagt er und zeigt zum Waldrand, „singt eine Dorngrasmücke. Dieser Vogel braucht solche Brachflächen, um zu nisten." Auch Rebhühner haben sich seiner Aussage nach in einigen der Maßnahmenflächen verbreitet. „Da haben wir ein Alleinstellungsmerkmal unter allen Betrieben, die am Projekt teilnehmen", berichtet er stolz. Spitze sei der Hof Morsey auch im Bereich der Feldhasenpopulation. Auf einem Hektar habe man mehr als 25 dieser Exemplare gezählt.

„Wir haben gelernt, wie wir unsere Kulturpflanzen anbauen. Wir müssen wieder lernen, unter welchen Bedingungen die Natur sich entwickeln kann", sagt Andreas Westermeier. Dazu soll das F.R.A.N.Z.-Projekt Informationen liefern.

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