Filmteam dreht Imagefilm zu Naturschutz-Projekt in Hesseln

Film ab: Mäharbeiten im Hörster Bruch auf einer Fläche von Jürgen von Morsey. Hier bleibt künftig der neun Meter breite Streifen links als Lebensraum für Tiere liegen. Jakob Krüger führt die Kamera. | © Herbert Gontek, HK

08.08.2017 | 08.08.2017, 11:00

Halle. Der Lohnunternehmer fährt mit seinem grünen Allradtraktor im Laufschritt über eine Wiese im Hörster Bruch. Neun Meter Gras sicheln die Mähwerke in einem Arbeitsgang. Doch kurz vor dem Ende der Wiese lässt er einen neun Meter breiter Streifen stehen. „Für den Naturschutz", sagt Jürgen von Morsey, Landwirt aus Hesseln.

Mäharbeit im Focus: Das Team einer Berliner Produktionsgesellschaft Krüger, von links Jakob Krüger, Franz Fitzke und Carsten Krüger beobachtet für einen Imagefilm den Haller Landwirt von Morsey bei der Arbeit. - © Herbert Gontek, HK
Mäharbeit im Focus: Das Team einer Berliner Produktionsgesellschaft Krüger, von links Jakob Krüger, Franz Fitzke und Carsten Krüger beobachtet für einen Imagefilm den Haller Landwirt von Morsey bei der Arbeit. (© Herbert Gontek, HK)

Morseys Hof ist einer von zehn ausgewählten Betrieben in Deutschland, die am F.R.A.N.Z-Projekt (Für Ressourcen, Agrarwirtschaft & Naturschutz mit Zukunft) teilnehmen. Die Maßnahme soll über einen Zeitraum von zehn Jahren erkunden, wie man Landwirtschaft und Naturschutz in einen akzeptablen Gleichklang bringen kann. Über die Eindrücke des ersten Projektjahres wurde jetzt ein Film gedreht. Im Januar soll er auf der »Grünen Woche« in Berlin uraufgeführt werden.

„Mittlerweile können wir schon Rebhühner nachweisen"

Naturschutz und Landwirtschaft (siehe auch Hintergrundinformation) arbeiten unter wissenschaftlicher Begleitung der Universität Göttingen an diesem Projekt mit. Jürgen von Morsey, der einen Hof mit 230 Hektar Fläche, 550 Stück Rindvieh und einer Biogasanlage bewirtschaftet, ist einer der ausgesuchten Betriebe in Deutschland.

Info
F.R.A.N.Z.

Biologische Vielfalt ist eine wichtige Grundlage für intakte Ökosysteme und damit auch für die Landwirtschaft. Die weltweit wachsende Nachfrage nach landwirtschaftlichen Produkten auf der einen und die Bewahrung der Artenvielfalt auf der anderen Seite führen häufig zu Zielkonflikten. Das Dialog- und Demonstrationsprojekt F.R.A.N.Z. setzt hier an und entwickelt effiziente Naturschutzmaßnahmen und Bewirtschaftungskonzepte.

Das Verbundprojekt F.R.A.N.Z. wird unter Federführung der Michael Otto Stiftung für Umweltschutz gemeinsam mit dem Deutschen Bauernverband durchgeführt. Wissenschaftlich begleitet wird es durch die Thünen-Institute für ländliche Räume, Betriebswirtschaft und Biodiversität sowie die Universität Göttingen und das Michael-Otto-Institut im NABU. Die in den Projektregionen ansässigen Landesbauernverbände und deren Kulturlandschaftsstiftungen betreuen und beraten zum Teil mit weiteren Partnern vor Ort die Demonstrationsbetriebe.

Das Projekt wird ressortübergreifend unterstützt. Die Förderung erfolgt mit Mitteln der Landwirtschaftlichen Rentenbank, mit besonderer Unterstützung des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft und der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung, sowie durch das Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit. Die Bundesministerien für Landwirtschaft und Umweltschutz haben die Schirmherrschaft für das Projekt übernommen.

Er bringt vier verschiedene Schutzflächen in das F.R.A.N.Z.-Projekt ein: Einen Altgrasstreifen von neun Metern und einen Blühstreifen von zwölf Metern Breite, eine extensiv, zweireihig angelegte und nicht gedüngte und gespritzte Getreidefläche, die genutzt werden kann, und eine 2,5 Hektar große Getreidefläche mit einem rund einem Hektar großen Grünsaum in Cleve, die dem Wild überlassen wird. Von Morsey: „Hier können wir inzwischen schon Rebhühner nachweisen", freut er sich.

Steffen Hogeback, Landschaftsökologe von der Stiftung »Westfälische Kulturlandschaft« aus Münster, die die Betreuung der Betriebe für Nordrhein Westfalen übernimmt: „Auf diesen Flächen werden sich Tiere ansiedeln und hier einen Lebensraum finden. Ein begleitendes Monitoring wird die Ergebnisse wissenschaftlich dokumentieren." Die teilnehmenden Landwirte erhalten für ihren Einsatz und den verminderten Ertrag einen Ausgleich.

Regiebesprechung: Redakteur Franz Fitzke geht mit Jürgen von Morsey (Mitte) die Fragen für das Interview durch. Rechts im Bild Steffen Hogeback von der Stiftung Westfälische Kulturlandschaft aus Münster. - © Herbert Gontek, HK
Regiebesprechung: Redakteur Franz Fitzke geht mit Jürgen von Morsey (Mitte) die Fragen für das Interview durch. Rechts im Bild Steffen Hogeback von der Stiftung Westfälische Kulturlandschaft aus Münster. (© Herbert Gontek, HK)

Für Jürgen von Morsey ist die Teilnahme eine wichtige Sache: „Die Landwirtschaft steht unter Druck, die Flächen werden knapper durch den Flächenentzug durch Bauland. Aber auch der Natur muss Raum bleiben zum Überleben. Ich freue mich, daran mitwirken zu können, Wege für ein vernünftiges Nebeneinander finden zu können."

Die bei diesem Projekt gewonnenen Daten, die fortwährend veröffentlicht werden, sollen als Grundlage für künftige politische Entscheidungen bei der Frage des Miteinanders zwischen Landwirtschaft und Naturschutz dienen. Auch ist es geplant, die erfolgreichen Maßnahmen schon während des laufenden Untersuchungszeitraumes auf einen größere Zahl von Betrieben auszuweiten.