Glasfasernetz mit Lücken: Haller kämpft weiter um schnelles Internet

Die Arbeiten liegen fast im Zeitplan und bis März sollen alle vorgesehenen Häuser ans städtische Glasfasernetz angeschlossen sein. Dennoch kann das landesweite Vorzeigeprojekt nicht alle Haller glücklich machen, da sonst Millionenlöcher entstünden.

Schnelles Internet in Eggeberg, Baustelle vor der Alten Schule | © Uwe Pollmeier

Uwe Pollmeier
11.11.2020 | 11.11.2020, 05:00

Halle. „Wir sind gut unterwegs", sagt Jochen Strieckmann, Geschäftsführer der hallewestfalen.net GmbH. Der großflächige Anschluss der Haller Haushalte an ein modernes Glasfasernetz steht unmittelbar vor dem Abschluss. Und dass in Zeiten, in denen eigentlich gar nichts mehr nach Plan verläuft. Statt dem vor einem Jahr angepeilten Jahresende wird es nun wohl bis zum März andauern. Eine minimale Verzögerung, die auch ohne Corona im Rahmen gewesen wäre. „Wir hoffen, dass die Bautätigkeiten bis Anfang 2021 abgeschlossen sind", sagt Strieckmann. Aktuell seien alle Arbeiten zu 90 Prozent erledigt.

Derzeit werden die Glasfaserkabel in die Leerrohre eingeblasen und auch der Großteil der Hausanschlüsse ist bereits fertig. Die ersten Fördergelder des 19 Millionen Euro teueren Projekt, welches zu 90 Prozent gefördert und somit nur zu zehn Prozent von der Stadt gestemmt werden muss, seien bereits angekommen. Insgesamt werden 1.050 Haushalte angeschlossen. Einige wenige haben freiwillig verzichtet, anderen hingegen hätten gerne einen Anschluss, bekomme aber keinen.

Andreas Berndt will auch einen Glasfaseranschluss. Er wohnt in Kölkebeck am Speckhagen und bei allen Nachbarn wird gebuddelt, nur bei ihm nicht. - © Uwe Pollmeier
Andreas Berndt will auch einen Glasfaseranschluss. Er wohnt in Kölkebeck am Speckhagen und bei allen Nachbarn wird gebuddelt, nur bei ihm nicht. (© Uwe Pollmeier)

Entscheidend ist der Anbieter

Zu dieser Gruppe gehört auch Andreas Berndt aus Kölkebeck. Er hatte sich bereits im Frühjahr 2019 beim Haller Kreisblatt gemeldet und seine Verwunderung darüber geäußert, dass er leer aufgeht während seine Nachbarn an derselben Leitung neue Anschlüsse bekommen. „Ein Bohrfirma hat Anfang Oktober 25 Meter von unserem Haus entfernt Arbeiten durchgeführt", schildert Berndt seine jüngsten Beobachtungen. Er habe sich daraufhin die Baustelle näher angeschaut und folgendes festgestellt: „Zwischen unserem Hausanschluss und dem letztem Freileitungsmast waren in etwa 26 Meter Entfernung von unserer Hausanschluss zwei Glasfaserkabelenden in einer Grube zu sehen", schildert Berndt seine Beobachtung. Eins davon sei offenbar die Verlängerung vom Privatanschluss eines Nachbarn, das andere führe wohl zu dessen Büro. „Wir kann es sein, dass Anschlüsse, die sich vor unserem Anschluss an denselben Freileitung befinden, einen schlechteren Datenstrom haben als unser Anschluss?", fragt sich Berndt.

Strieckmann erklärt daraufhin nochmals die Regeln, die genau festlegen, wer einen Glasfaseranschluss der Stadt erhalten kann und wer nicht: „Entscheidend dafür, ob wir einen Haushalt ans Glasfasernetz anschließen dürfen, ist die Rückmeldung der Telekommunikationsanbieter." Sämtliche Adressen, die von den Anbietern als ausreichend versorgt gekennzeichnet wurden, fallen durch das Raster. „Als ausreichend gilt eine Geschwindigkeit von mindestens 30 Mbit", ergänzt Strieckmann. Daran müsse man sich halten, da man sonst die hohen Fördergelder aufs Spiel setze. Er gibt zu, dass dies manchmal schwer zu vermitteln sei und er könne daher auch den Unmut einiger Bürger nachvollziehen.

Es gebe aber noch eine letzte Chance für Andreas Berndt: „Er müsste uns eine schriftliche Aussage seines Telekommunikationsanbieters, die besagt, dass das betreffende Grundstück heute und zukünftig nicht mit einem Anschluss von mindestens 30 Mbit versorgt wird", sagt Strieckmann. Dann könnte der Kölkebecker doch noch ans Ziel kommen.