Ungelöstes Problem

Suche nach Atommüll-Endlager: Was sagen Experten über Halle und Umgebung?

Seit dem neuen BGE-Bericht spekuliert ganz Deutschland über den Standort des Atommüll-Endlagers. Könnte es in OWL entstehen? Theoretisch ja, allerdings sind die Chancen in Niedersachsen höher.

Seit 1975 kippen Radlader Fässer mit radioaktivem Abfall im Salzbergwerk Asse ab. Schon jetzt gilt es als marode. Das neue Endlager soll eine Million Jahre halten. | © BGE

Jonas Damme
15.11.2025 | 15.11.2025, 16:42

Altkreis Halle. Anfang November veröffentlichte die „Bundesgesellschaft für Endlagerung“ (BGE) die Zwischenergebnisse ihrer Suche nach einem geeigneten Standort für ein Endlager für hoch-radioaktiven Abfall. Schwächer strahlendes Material wurde bisher im Endlager Morsleben in Sachsen-Anhalt eingelagert. Außerdem wird dafür in Salzgitter das Endlager Konrad errichtet. Für die 27.000 Kubikmeter hoch-radioaktives Material gibt es hingegen bis heute keine Lösung. Die rund 1.750 Behälter warten an verschiedenen Standorten auf eine Entscheidung.

Nachdem eine politische Lösung in Gorleben scheiterte, wurde 2017 beschlossen, ganz Deutschland zu untersuchen und den nach wissenschaftlichen Kriterien besten Standort zu finden. Dabei stützen sich die Fachleute der BEG vor allem auf existierende Daten von Bohrungen der vergangenen Jahrzehnte. Mehr als die Hälfte der Fläche Deutschlands konnte pauschal als ungeeignet ausgeschlossen werden, weil sie geologisch zu instabil ist. Das Endlager soll eine Million Jahre halten.

Nun veröffentlicht die Bundesgesellschaft eine interaktive Karte, die den bisherigen Wissensstand zusammenfasst. Der reduziert den Suchbereich nun wiederum um 50 Prozent, womit nur noch ein Viertel der Fläche Deutschlands im Rennen ist. So ist der Süden Nordrhein-Westfalens offenbar komplett ungeeignet. Weniger einfach gestaltete sich die Suche im Münsterland und in Ostwestfalen-Lippe.

Könnte das Atommüll-Endlager in OWL entstehen?

Die Deutschlandkarte mit Teilgebieten in denen nach einem Endlager-Standort gesucht wird. Die interaktive Karte ist detailreicher und verwendet andere Farben. - © BGE
Die Deutschlandkarte mit Teilgebieten in denen nach einem Endlager-Standort gesucht wird. Die interaktive Karte ist detailreicher und verwendet andere Farben. (© BGE)

Der Kreis Gütersloh teilt sich in verschiedene Suchzonen. Alle Flächen nördlich des Teutoburger Waldes wurden bei der Suche pauschal ausgeschlossen, weil die Bodenzusammensetzung nicht den Anforderungen entspricht. Eine Mindestanforderung ist, dass 300 Meter Gestein das Endlager von der Erdoberfläche trennen. Grundsätzlich werden nur drei Gesteinsarten als akzeptabel angesehen: Salz, Ton und Granit.

Südlich des Teutos - also in großen Teilen des Kreises Gütersloh und im Münsterland - besteht der Boden aus sogenanntem „Prätertiären Tongestein“ und ist damit grundsätzlich gut geeignet. Ton ist wenig wasserdurchlässig, absorbiert gefährliche Radionukloide und ist weich genug, um Risse selbst wieder zu verschließen. Allerdings ist Ton auch ein schlechter Wärmeleiter. Da stark radioaktives Material Hitze abstrahlt, müsste ein Endlager entsprechend groß sein.

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Die hiesige Region erstrahlt auf der Suchgebietskarte der BGE in vier Farben. Große Teile Werthers, Borgholzhausens und Bielefelds wurden von vornherein ausgeschlossen und sind ausgegraut. Nach Studien existierender Bodenwerte gilt auch das Mittelgebirge selbst als „ungeeignet“ und erscheint orange. Größere Flächen in Steinhagen, Versmold, Halle und dem restlichen Kreisgebiet gelten zumindest als „gering geeignet“ (gelb). Dass es aber andere Bereiche in Deutschland gibt, die tatsächlich als „geeignet“ gelten, macht ein Endlager sehr unwahrscheinlich.

Was sagen die Karten über den Altkreis Halle und Umgebung?

Eine komplette Entwarnung für den Kreis Gütersloh kann trotzdem noch nicht gegeben werden. Teile von Borgholzhausen, Halle und Steinhagen sind noch nicht abschließend untersucht und gehören damit zum noch immer großen dunklen Bereich. Die Dichte der Besiedlung macht aber auch hier ein Endlager extrem unwahrscheinlich. Große Teile des Münsterlandes warten ebenfalls noch auf Ergebnisse.

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Weniger angenehm verläuft die Suche indes für die Menschen jenseits der Grenze zu Niedersachsen. So leuchten große Bereiche rund um den Dümmer, Bramsche und Preußisch Oldendorf in Grün und Blau. Sie haben die bisherigen Prüfschritte bestanden, und die Fachleute gehen davon aus, dass sie mindestens teilweise in die bevorzugten Kategorien A und B eingeordnet werden. Ähnlich viele geeignete Bereiche finden sich in Deutschland bisher nur rund um Hannover sowie in Ost- und Südwestdeutschland.

In den kommenden Jahren wird die „Bundesgesellschaft für Endlagerung“ weitere Gebiete untersuchen. Bereits jetzt zeigt sich, dass die einzelnen Suchschritte länger dauern als vorhergesehen. Dass die Standortentscheidung wie geplant 2031 stattfinden kann, gilt deshalb als unwahrscheinlich. Derzeit geht die BGE eher von Ergebnissen frühestens ab 2046 aus. Bis das Endlager dann tatsächlich fertig ist, wird es noch weitere 50 Jahre dauern.

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