Einzelfall oder Hotspot-Start? Gesamtschule reagiert auf Corona-Fälle

Nach zwei Covid-19-Fällen unter Haller Gesamtschülern geht die Angst vor einem weit verbreiteten Ausbruch um. Offenbar haben die Schutzmaßnahmen diesen jedoch verhindert. Währenddessen verkürzt das DRK-Testzentrum seine Öffnungszeiten.

Uwe Pollmeier
03.11.2020 | 03.11.2020, 11:23

+++UPDATE+++ Zu diesem Thema gibt es neue Informationen. Es wurden weitere Schüler positiv getestet. Das hat Folgen für 13 Lehrer und viele Schüler.

Halle. Wer immer noch glaubt, dass Lehrer mehr Urlaub als andere haben, nach der 6. Stunde in den Feierabendmodus wechseln und am Wochenende immer frei haben, sollte spätestens in Zeiten von Corona umdenken. „Ich war am Samstag mehrere Stunden in der Schule", sagt Almuth Burkhardt-Bader.

Ihre Arbeit unterschied sich an diesem Tag jedoch grundlegend von dem, was sie bisher in ihrem Berufsleben als Pädagogin gemacht hat. „Ich bin mit einem Zollstock in den Klassenräumen gewesen", schildert die Leiterin der Gesamtschule ihre primäre Aufgabe. Es galt, Abstände zu messen, und zwar von dem Platz, an dem die infizierte Schülerin saß, bis zu allen anderen Plätzen im Raum. „Wir haben ja Sitzpläne für alle Klassen und können genau sehen, wer wo und mit welchem Abstand gesessen hat", erklärt Burkhardt-Bader.

Schulausflug fand trotzdem statt

Diese und weitere Unterlagen habe sie dann an Gesundheitsamt des Kreises Gütersloh geschickt, das schließlich das weitere Vorgehen festlegen wird. Notwendig waren diese Arbeiten, da in der vergangenen Woche gleich zwei Corona-Fälle – ein Achtklässler und eine Zehntklässlerin – bekanntgeworden waren (das HK berichtete). „Ich denke, dass es auch in diesem Fall wie schon beim Achtklässler zu keinen weiteren Ansteckungen innerhalb der Schule gekommen ist", sagt die Schulleiterin optimistisch. Der Achtklässler, der bis vergangenen Montag in die Schule gegangen war, hatte sich das Virus offenbar über seine Eltern eingefangen. Als erste Symptome auftraten, war er zu Hause geblieben und erhielt etwa zwei Tage später selbst ein positives Testergebnis.

Burkhardt-Bader betonte, dass man innerhalb der Schule alle Regeln eingehalten habe. Ein Ausflug der Jahrgangsstufe 10 am vergangenen Donnerstag in den Münsteraner Zoo habe den zu dem Zeitpunkt gültigen Vorschriften entsprochen und sei erfolgt, bevor das positive Ergebnis der Zehntklässlerin vorgelegen habe.

Wie es mit den Zehntklässlern weitergeht, war gestern Abend noch unklar. Die Rückmeldung aus dem Kreisgesundheitsamt lag noch nicht vor. Sicher ist aber, dass Eltern, deren Kinder ebenfalls die zehnte Jahrgangsstufe der Gesamtschule besuchen, weder in Quarantäne wechseln noch einen Test machen müssen. „Sie sind Kontaktpersonen zweiten oder dritten Grades und können ganz normal weitermachen", sagt Burkhardt-Bader.

Die Kontaktverfolgung ist meistens sehr aufwendig und mitunter auch erfolglos. „Überall, wo keine Daten hinterlegt sind, kann man die Kontakte nicht nennen", erklärt Kreissprecher Jan Focken. Dies sei etwa im ÖPNV der Fall. „Der Schulbus hat einen Vorteil, weil in der Regel immer die gleichen Personen drin sitzen", beschreibt Focken einen möglichen Vorteil bei Nachverfolgungen unter Schülern. Dennoch seien die Recherchen mitunter nicht mehr leistbar, so dass man auf die Mithilfe aus der Bevölkerung setzt. „Es gibt Formulare zum Download auf unserer Corona-Sonderseite, dort können Infizierte ihre Kontaktpersonen melden und auch Kontaktpersonen können sich dort melden", sagt Focken. „Wir werden zeitnah nicht alle Kontakte eines jeden Infizierten recherchieren können." Die Mitarbeiter des Gesundheitsamtes im Kreis arbeiteten auf Hochtouren, um alle Listen abzuarbeiten. Darauf stünden nicht nur die Infizierten, sondern auch deren Kontaktpersonen müssen ermittelt werden.

Es ist zu befürchten, dass die Arbeit so schnell nicht nachlässt, wenn die Fallzahlen in den kommenden Tagen weiter ansteigen. Schließlich startete mit dem neuen Monat nahezu zeitgleich der Lockdown und vielerorts wurde noch einmal gefeiert. Die Haller verhielten sich aber offenbar angemessen. „Das vergangene Wochenende war in Halle ruhig", sagt Ordnungsamtsleiterin Regina Bresser. Die Kontrollen am Wochenende seien normal gewesen. „Wir hatten kein zusätzliches Personal im Einsatz", sagt Bresser.

1.000 Tests beim DRK in Halle

Währenddessen teilt das DRK mit, dass man das Testzentrum auf dem Parkplatz der OWL Arena ab kommenden Samstag nur noch von 10 bis 13 Uhr öffnen wird. „Seit dem Ende der Herbstferien wird deutlich, dass die Menge an privaten Tests etwas weniger wird. Das liegt am geringeren Reiseverkehr und dem Lockdown. Dafür steigen die Firmentestungen", sagt Rainer Stephan, Sprecher des DRK-Kreisverbands.

Genaue Zahlen zu den Testungen in Halle liegen nicht vor, es seien aber bisher rund 1.000 Personen getestet worden. Der Spitzenwert lag in den Herbstferien bei 250 Personen an einem Samstag. Durchschnittlich zwei Prozent der getesteten Personen seien positiv. Ein Test kostet 69 Euro und liefert nach etwa 48 Stunden ein Ergebnis.