Gerry Weber vorerst gerettet - Konzern baut 200 Arbeitsplätze ab

In Folge der Corona-Krise war das Unternehmen erneut in eine Schieflage geraten. Jetzt haben die Gläubiger für ein neues Konzept gestimmt und stunden die Schulden bis Ende 2023. Die drohende Insolvenz ist damit abgewendet.

Erfolgreich im Kampf um die Zukunft: Zuletzt hatte sich auch die Belegschaft der Gerry Weber International AG dafür eingesetzt, dass die Banken die Schulden stunden und so eine neuerliche Insolvenz abgewendet werden kann. Jetzt teilt der Konzern mit, dass die Gläubiger dem Zukunftskonzept zugestimmt hätten. | © Nicole Donath

Nicole Donath
02.06.2020 | 02.06.2020, 13:51

Halle. Erleichterung bei den Beschäftigten der Gerry Weber International AG: Wie der Haller Modekonzern am Dienstmorgen mitteilte, hat er für sein neues Konzept zur Bewältigung der Folgen der Corona-Krise breite Zustimmung erhalten. Eine neuerliche Insolvenz wurde somit abgewendet.

"Die Gläubiger haben mit überragender Mehrheit einem Konzept zugestimmt, in dem sie im Kern 35 Prozent ihrer Forderungen bis zum 31. Dezember 2023 stunden, die ihnen dann nachgezahlt werden sollen", heißt es. "Parallel dazu haben die sogenannten Plansponsoren als Eigentümer der Gesellschaft ihre angekündigte Unterstützung verbindlich zugesagt und leisten demnach ebenfalls erhebliche Beiträge zur Sanierung des Unternehmens." Als Eckpfeiler des Konzepts habe die Gesellschaft nunmehr von dem Großteil ihrer ehemaligen Insolvenzgläubiger einen Beitrag in Form einer vorübergehenden Teilstundung erhalten. „Wir haben in den vergangenen Wochen unter Hochdruck ein umfangreiches Zukunftskonzept erarbeitet, das alle Beteiligte überzeugt, auch wenn es ihnen schmerzhafte Beiträge abverlangt", sagt Florian Frank, Vorstandsmitglied der Gerry Weber International AG. "Neben der Teilstundung von Forderungen durch die Gläubiger sieht das Zukunftskonzept den Abbau von mehr als 200 Arbeitsplätzen vor.

Dazu wurden mit den Arbeitnehmervertretern und der zuständigen Gewerkschaft entsprechende Tarifverträge und Betriebsvereinbarungen vereinbart. Des Weiteren sind mit Geschäftspartnern und Lieferanten Verträge neu verhandelt worden, mit dem Ziel, die Liquidität des Unternehmens zu sichern. Darüber hinaus werden die Eigentümer von Gerry Weber ebenfalls erhebliche Beiträge leisten, wozu auch die Aufstockung der Betriebsmittellinie zählt. Das Zukunftskonzept wird nun zügig umgesetzt. Ein Programm zur Schließung von Retail-Flächen ist in diesem Konzept nicht vorgesehen. Allerdings sieht das Programm weitere Zugeständnisse der Vermieter vor, ohne die Schließungen nicht zu vermeiden wären." Das Zukunftskonzept war notwendig geworden, nachdem im Zuge der Corona-Krise nahezu alle Verkaufsflächen des Unternehmens ab Mitte März 2020 auf behördliche Anweisung hin geschlossen wurden. Wie der Modekonzern erklärte, habe dies zu einem unwiederbringlichen Umsatzausfall von deutlich mehr als 100 Millionen Euro geführt.

Mittlerweile sind alle Geschäfte im Inland wieder geöffnet. "Zwar ist die Kundenfrequenz wie erwartet geringer als vor der Corona-Krise, jedoch steigen die Umsätze per Kundin sowie die Erlöse im Online-Geschäft – ausgehend von jeweils geringen Niveaus – in den vergangenen Wochen kontinuierlich an", so Florian Frank.