Mehr Hundetoiletten: Ob das die Probleme löst, scheint fraglich

Die Mitglieder des Ausschusses für Umwelt- und Klimaschutz sprechen sich für 15 neue Tütenspender und Abfallbehälter aus.

06.12.2019 | 06.12.2019, 16:53

Halle. Mit schöner Regelmäßigkeit beschäftigt sich der Ausschuss für Umwelt- und Klimaschutz mit den Hinterlassenschaften von Hunden und deren Beseitigung. Mittwochabend entwickelte sich erneut eine ebenso lebhafte wie kuriose Diskussion.

„Ich freue mich sehr, dass Sie unseren Antrag von vor einem Jahr zur Aufstellung von zusätzlichen Hundetoiletten jetzt aufgreifen – damals haben sie noch dagegen gestimmt", erklärte Wolfgang Bölling (SPD) süffisant: „Wir haben den Bedarf damals schon gesehen." Die CDU-Fraktion hatte in ihrem Antrag erklärt, dass sich viele Bürger über die Hinterlassenschaften von Hunden beschweren. Deshalb regten die Christdemokraten an, zusätzliche Hundetoiletten aufzustellen. Der Ausschussvorsitzende Dieter Jung Grüne) bezweifelte derweil, dass die Stadt durch die Aufstellung weiterer Tütenspender und entsprechender Entsorgungsbehälter sauberer werde. Der städtische Abteilungsleiter Eckhard Hoffmann erklärte, dass die Tüten zum Teil massenhaft mitgenommen würden, und sie dann vermehrt voll oder leer in der Landschaft landeten: „Wer die Mülleimer nutzen will, macht das auch."

Wollen die Menschen doch zu mehr Sorgfalt und Disziplin erziehen

Kontrovers diskutiert wurde auch, ob man die Hundebesitzer, wie von der CDU-Fraktion angeregt, offensiv nach neuen Standorten für die zusätzlichen Hundetoiletten fragen solle. Dazu erklärte Bürgermeisterin Anne Rodenbrock-Wesselmann, es würden sich viele bestimmt wünschen, dass so ein Spender direkt vor ihrer Haustür aufgestellt werde: „Das geht meiner Meinung nach in die falsche Richtung – wir wollen die Menschen doch zu mehr Sorgfalt und Disziplin erziehen."

Erneut wurde auf die Situation in Steinhagen (siehe unten) hingewiesen, wo angeblich alles besser sei, weil dort in den vergangenen Jahren sehr viele Hundetoiletten aufgestellt wurden. Dass sich das Problem des Hundekots in der Landschaft damit lösen lasse, wurde von Dieter Jung ebenso in Frage gestellt wie von Jürgen Deichsel (UWG), der in seiner Funktion als Vorsitzender des Friedhofausschusses andere Erfahrungen gemacht hat: „Ich glaube nicht, dass es dadurch besser wird. Wir haben dort Hundetoiletten und die Hinterlassenschaften trotzdem auf den Gräbern." Am Ende der Diskussion stimmten die Ausschussmitglieder mit einer Gegenstimme dafür, weitere 15 Hundetütenspender mit entsprechenden Abfallbehältern im Stadtgebiet aufzustellen.

Mülleimer werden mit Aschenbechern umgerüstet

Zudem erklärte Abteilungsleiter Eckard Hoffmann, dass es Halle insgesamt 329 Abfallbehälter gibt, die in der Regel ein Mal in der Woche und an Brennpunkten auch öfter geleert werden: „Wenn Bürger auf uns zukommen und weiterer Bedarf da ist, dann rüsten auch wir nach." Laut Hoffmann sind Mitarbeiter des Bauhofes weiterhin damit beschäftigt, die Mülleimer mit Aschenbechern umzurüsten. Auch da ist Dieter Jung skeptisch, ob die Maßnahme von Erfolg gekrönt sein wird: „Es gibt Untersuchungen, dass die Kippen dann in einer Entfernung von zwei Metern liegen."

340.000 Hundekottüten

Ob in Steinhagen alles besser ist, dürfte schwer zu sagen sein. Zumindest haben Halles Politiker schon mehrfach darauf hingewiesen, dass man dort dem Problem der Hinterlassenschaften von Hunden in der Landschaft mit einer hohen Anzahl von »Hundetoiletten« begegnet. Wie im städtischen Infoportal nachzulesen ist, setzt die Verwaltung der Nachbarkommune bereits seit 2017 auf rote Tüten und zwar, damit diese „für die Mitarbeiter des Bauhofes im Rahmen der Grünflächenpflege besser zu erkennen sind"! Trotz 85 »Hundetoiletten« in der gesamten Gemeinde landen dort offensichtlich auch viele Tüten nicht dort, wo sie hingehören. Zudem ist die Zahl der ausgegebenen Plastiktüten seit 2011 inflationär von 15.000 jährlich auf 340.000 (2018) gestiegen. Ob das zum Schutz der Umwelt und des Klimas beiträgt, darf zumindest bezweifelt werden.