Halle. „Ich gehe mit einem lachenden und einem weinenden Auge", sagt Angelika Hamann und nach einem kurzen Lächeln kehrt wieder ein ernster Ausdruck in ihr Gesicht zurück. Die Verwaltungsangestellte im Haller Rathaus sitzt in ihrem Büro. Alles ist wohl geordnet und aufgeräumt. Nur die Fundsachen für die Versteigerung am kommenden Mittwoch passen nicht ins Bild, stören ein wenig die Ordnung. „Ich habe hier gern gearbeitet", sagt die 61-Jährige: „Sonst hätte ich es hier auch nicht so lange ausgehalten."
Am 1. August 1972 hat Angelika Hamann ihre Ausbildung im Rathaus, damals noch im sogenannten Amt Halle, begonnen und ist ihrem Arbeitgeber mit einer kurzen Unterbrechung treu geblieben. Doch selbst als sie für drei Jahre in den Mutterschutz gegangen ist, hat sie den Kontakt zur städtischen Verwaltung nicht verloren. Alsder Begriff »Homeoffice« im deutschen Sprachgebrauch noch nicht angekommen war, hat sie zu Hause Archivarbeiten erledigt und zudem Vertretungen für die Schulsekretärinnen übernommen.
Vor ihrer Elternzeit arbeitete die Verwaltungsangestellte zehn Jahre lang im Bauamt der Lindenstadt. Danach wechselte sie ins Ordnungsamt, aus dem sie sich nun bald verabschieden wird. „Die Zusammenarbeit mit meinen Kollegen werde ich vermissen", sagt die angehende Ruheständlerin.
»Ich habe viele Chefs und viele Kollegen kennengelernt«
Viel hat Angelika Hamann in den vergangenen 47 Jahren im Haller Rathaus erlebt, hat mit Amtsdirektor Dr. May ebenso zusammengearbeitet wie mit Dr. Hälbig, Jürgen Wolff und bis zu ihrem letzten Arbeitstag mit Bürgermeisterin Anne Rodenbrock-Wesselmann: „Ich habe viele Chefs und viele Kollegen kennengelernt." Viele ihrer langjährigen Weggefährten werden zur Verabschiedung in den großen Ratssaal kommen, wenn Angelika Hamann in ein paar Wochen in den passiven Teil ihrer Altersteilzeit verabschiedet wird. Voraussichtlich wird das Anfang September sein. Vielleicht steht der genaue Termin schon fest. Eine Einladung hat Angelika Hamann noch nicht bekommen. Doch das kann die Verwaltungsangestellte ganz gelassen abwarten: Die freie Zeit kommt bestimmt, das ist sicher. Und die gebürtige Gartnischerin, die noch immer in dem Haller Ortsteil wohnt, in dem sie aufgewachsen ist, wird ihre Freiheit zu nutzen wissen.
Die fünf Enkelkinder sind nicht weit und für Angelika Hamann ein großes Glück. Gleich nebenan wohnt einer ihrer beiden Söhne mit seiner Familie. Der andere lebt in Hannover, etwas weiter entfernt. Dazu kommen das eigene Haus und der große Garten: „Da gibt es immer etwas zu tun." Und wenn nicht, dann ist da ja noch die Reiselust, die Angelika Hamann mit ihrem Mann verbindet: „Seit 1988 fahren wir mit dem Wohnmobil in den Urlaub." Von Norwegen bis ans Mittelmeer haben sie schon viele Länder bereist und dennoch gibt es noch so viel zu sehen. Im September geht es zum Wandern nach Südtirol. „Dann haben wir ja viel Zeit", sagt die 61-Jährige und lächelt voller Vorfreude.
So unterschiedlich wie die Länder, die das »Gartnischer Mädchen« in den vergangenen Jahren bereist hat, so abwechslungsreich waren und sind auch bis heute ihre Aufgaben im Rathaus. Die Beschicker des Wochenmarktes hat die 61-Jährige betreut, hat festgelegt, wer wo stehen kann, war Ansprechpartnerin bei kleinen und größeren Problemen. Die Frühjahrskirmes hat sie organisiert und zusammen mit Susanne Debour auch die großen Stadtfeste. Sie hatte stets ein offenes Ohr für Gewerbetreibende und hat sich um die An- und Abmeldungen gekümmert. Auch die Fundsachen waren bei ihr in guten Händen. Am 14. August wird sie wieder dabei sein, wenn Friedhelm Manzau sie zur Auktion bringt. Dann wird Angelika Hamann alles sorgfältig notieren und das Geld von den neuen Besitzern kassieren – damit alles seine Ordnung hat.