Borgholzhausener Quad-Kinder in Not: Sie müssen sich eine andere Strecke suchen

Borgholzhausen. Jürgen Tepe steht auf seinem Grundstück an der Weststraße und lässt seinen Blick auf rund 7.000 Quadratmeter Wiese ruhen. Im Frühjahr fuhren hier noch Kinder auf Miniquads. Mittlerweile sind nur noch überwachsene Spurrillen zu sehen. Einen für den Parcours angelegten Hügel haben die Wildkräuter erobert. &bdquo;Die Kinder hatten immer ihren Spaß“, sagt Tepe. Er ist Mitglied der in Borgholzhausen bekannten &bdquo;Rubberducks“. Die Quadfahrer-Gruppe hat in der Vergangenheit immer mal wieder Rundfahrten für Kinder organisiert oder Spenden gesammelt. Seit dem 1. Oktober des vergangenen Jahres nutzten die Rubberducks dann die Wiese von Jürgen Tepe. Sie umzäunten das Areal teilweise und schütteten besagten rund vier Kubikmeter großen, länglichen Hügel auf. Einige aus verschiedenen Gründen gehandicapte oder sozial benachteiligte Kinder nutzten die Fläche für Fahrten mit Miniquads. Die Gefährte haben zwischen 50 und 125 Kubikzentimeter Hubraum und fahren auf der Wiese rund 15 Stundenkilometer. &bdquo;Es geht nicht darum, wer der Schnellste ist“, erklärt Christian Teschner. Der Rubberducks-Initiator unterstreicht den pädagogischen Wert des Angebots. &bdquo;Die Kinder lernen, vernünftig zu fahren und sich gegenseitig zu helfen“, sagt Teschner. Es gebe etwa einen &bdquo;Road Captain“, der vorsichtig vorfahre. Passe der Umgangston nicht, müsse ein Kind auch schon einmal eine Pause einlegen. Es sei eine Entwicklung im Sozialverhalten bei den Teilnehmenden festzustellen gewesen. Bis Ende April waren die Kinder zwei bis dreimal im Monat auf dem Parcours unterwegs. Seit Mai ruht der Betrieb bei Tepes. Freizeitaktivitäten sind auf der Wiese in Borgholzhausen nicht erlaubt Denn die Sache hat einen gewaltigen Haken, und auch Teschner gibt zu, dass die Gruppe das anfangs nicht bedacht habe. Die Wiese liegt nämlich in einem Landschaftsschutzgebiet. &bdquo;Natürlich schützt Unwissenheit nicht vor Strafe“, sagt Teschner. Genau die folgte gewissermaßen. Zunächst forderte der Kreis Gütersloh die Rubberducks auf, den Zaun zu entfernen. Das passierte. Im September folgte dann ein Schreiben aus der Abteilung Umwelt des Kreises. Eine Befreiung von den Auflagen eines Landschaftsschutzgebietes könne nicht in Aussicht gestellt werden, heißt es darin. So seien zum Beispiel Aufschüttungen verboten. Auch dürften Anlagen für alle Arten von Sport- und Freizeitaktivitäten nicht hergestellt werden. Eine Befreiung könne die Untere Naturschutzbehörde auch deshalb nicht erteilen, weil diese im Voraus nicht beantragt worden sei. &bdquo;Durch die Nutzung der Anlage würde außerdem die Bedeutung des Gebiets für die Erholung beeinträchtigt werden“, heißt es im Schreiben der Abteilung Umwelt weiter. Die Strecke sei unverzüglich zurückzubauen und die Fläche spätestens in der nächsten Vegetationsperiode nach Rückbau in ihren Ursprungszustand zurückzuführen. Sind elektrische Quads eine Lösung? Ironie aus Teschners Sicht: Die Wiese grenzt an Agrarfläche, auch der Berghauser Weg verläuft direkt nebenan. Der Lärm von Feld und Straße mache ja nicht an der Grundstücksgrenze Halt. Zudem sei nur rund 500 Meter entfernt und in Sichtweite der Wiese die Sandkuhle, in der vor einigen Jahren Lkw-weise Material gefüllt worden sei. Die Rubberducks dagegen bekämen wegen einiger Kubikmeter Hügel Probleme. Diese Diskrepanz in der Behandlung sei nicht zu verstehen. Nun sagt Christian Teschner aber auch: &bdquo;Wir sind kompromissbereit.“ Die Nutzung mit den Quads könne auf zwei Mal im Monat begrenzt bleiben. Unterwegs seien die Kinder jeweils für ein paar Stunden. &bdquo;Wir haben auch überlegt, die Mini-Quads auf Elektroantrieb umzurüsten“, sagt Jürgen Tepe. Das sei aber nicht von heute auf morgen machbar. Schwieriger werde es, mit den Quads auf eine andere Wiese zu wechseln. Dorthin müssten die Fahrzeuge jedes Mal gebracht werden, während sie bei Jürgen Tepe auf dem Grundstück stehen bleiben können. Auch gibt es hier die Infrastruktur mit Toiletten und der Möglichkeit, Mittagessen zu kochen. Trotzdem scheint ein Umzug die einzige Chance für die Rubberducks zu sein. Stadt schaut nach alternativer Fläche in Borgholzhausen Auf Anfrage des &bdquo;Haller Kreisblatts“ bekräftigt die Untere Naturschutzbehörde des Kreises Gütersloh: &bdquo;Die Nutzung der in Rede stehenden Wiese als Quad-Strecke widerspricht mehreren Bestimmungen des Landschaftsplans Osning.“ Eine Befreiung davon könne nicht erteilt werden, weil aus Sicht der Unteren Naturschutzbehörde keine unzumutbare Belastung des Antragstellers vorliegt. Vonseiten der Kreisbehörde heißt es weiter: &bdquo;Bevor diese Nutzung in den geschützten Außenbereich geht, können und müssen andere, besser geeignete Flächen gesucht werden. Die Möglichkeit einer Befreiung wurde bereits im laufenden Ordnungsverfahren geprüft und als nicht gegeben angesehen. Das gilt gleichermaßen für benzin- oder elektrobetriebene Quads.“ Borgholzhausens Bürgermeister Dirk Speckmann berichtet auf HK-Anfrage, die Stadt schaue intern, welche Fläche sie anbieten könnte, die auch durch den Landschaftsschutz nicht zu stark eingeschränkt sind. &bdquo;Wir kennen das Thema durch die Hundefreilauffläche“, sagt Speckmann. In diesem Fall wurde ein Areal in der Nähe des Stadtgrabens gefunden, das eingezäunt den Vierbeinern zur Verfügung steht. Ganz eventuell sei eine Restfläche in einem Gewerbegebiet für die Quad-Fahrer denkbar. Speckmann betont aber gleichzeitig: &bdquo;Wir haben derzeit noch keine Lösung.“ Aktuelle Nachrichten bekommen Sie täglich über den WhatsApp-Kanal des HK

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