Extremsportler aus Borgholzhausen wird in der Ukraine mit Munition geehrt

Borgholzhausen. Jost Kobusch ist es gewohnt, an gefährliche Orte zu reisen. Im Winter allein am Mount Everest warten indes andere Gefahren, als sie der Extremsportler nun auf sich nahm. Für die Teilnahme an einem Filmfestival reiste der 33-Jährige in die vom Krieg mit Russland gebeutelte Ukraine - und es hat sich gelohnt: Der Borgholzhausener wurde für seine Dokumentation vom Denali in Alaska mit einem Preis ausgezeichnet. Uns erzählt er, wie es dazu kam. Es ist nicht die erste Teilnahme Kobuschs an einem Filmfestival. Der Bergsteiger nimmt auf seine außergewöhnlichen Touren immer wieder Fotografen und Kameraleute mit oder filmt sich selbst mit Smartphone und GoPro-Kamera. So auch, als er 2023 den Denali (ehemals Mount McKinley), den höchsten Berg Nordamerikas, bestieg. Problem war damals nicht die Höhe, sondern vor allem die extreme Temperatur. Die sank bis auf minus 78 Grad Celsius (minus 108 Grad Fahrenheit). &bdquo;-108°“ heißt deshalb der Dokumentarfilm, den Kobusch schon auf Festivals in Nepal und Italien eingereicht hatte. &bdquo;Danach haben sich mehrere Festivals bei uns gemeldet, auch das aus der Ukraine“, erzählt Kobusch im Telefongespräch mit dem HK. Derzeit trainiert er in seiner Wahlheimat in den französischen Alpen. Als dann auch noch nachgefragt wurde, ob jemand aus dem Team den Film persönlich beim &bdquo;Carpatian Mountain International Film Festival“ vorstellen könne, habe er spontan zugesagt. Borgholzhausener reist spontan in vom Krieg gebeuteltes Land Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von Jost Kobusch (@jostkobusch) Erst als er dann zwei Wochen später an der slowakisch-ukrainischen Grenze gestanden habe, sei ihm wirklich klar geworden, worauf er sich eingelassen habe. &bdquo;Ich habe vorher schon mal nachgesehen, wo die Großstadt Uschgorod liegt. Sie liegt ganz im Westen. Das Risiko ist akzeptabel“, so der umtriebige Borgholzhausener. &bdquo;An der Grenze wurde mir aber klar, was das wirklich bedeutet.“ Die bewaffneten Grenzer hätten nicht sofort nachvollziehen können, warum Westler ins Kriegsgebiet wollten. Der Grenzübertritt selbst sei dann aber einigermaßen unproblematisch gewesen. Außergewöhnliche Sportlerin aus Werther: Polly Struck bricht in den USA Rekorde Das Karpaten-Film-Festival findet seit 2020 statt. Trotz des Krieges mit Russland versuchen die Veranstalter es weiterlaufen zu lassen, um die Kultur des Landes am Leben zu halten. &bdquo;Gerade weil es in der Ukraine so schwierig ist, ist es gut, auch mal über andere Dinge, wie Bergsteigen, zu sprechen“, beschreibt Jost Kobusch den unwahrscheinlichen Ansatz, sich in einem zerstörten Land zum Filmezeigen zu treffen. &bdquo;Das wollte ich im Rahmen meiner Möglichkeiten unterstützen.“ Tatsächlich gebe es in der Ukraine durchaus eine spannende Bergsteiger-Szene. Auch im Himalaya sei er schon Ukrainern begegnet. Mehrere Tage hielt sich der 33-Jährige im Land auf, wohnte bei einem anderen Berg-Enthusiasten im Gästezimmer. &bdquo;Mir war es wichtig, privat unterzukommen, um viel von der Kultur mitzubekommen“, sagt er. Auch wenn der Krieg weniger nah sei, als im Rest des Landes, sei er überall in der Ukraine allgegenwärtig. &bdquo;Das beschäftigt die Leute ständig.“ So hätte dort jeder eine App auf dem Handy, die per Sirene warnt, wenn Flugzeuge, Raketen oder Drohnen gesichtet werden. Auch der Organisator habe leider nicht am eigenen Festival teilnehmen können, weil er an der Front war. &bdquo;Man merkt es an der Stimmung. Feiern wirkt unangebracht. Aber Angst hatte ich nicht.“ Während des Festivals seien neue Drohnen-Modelle ausgestellt und für den Bau weitere Drohnen gesammelt worden. Die diesjährige Ausgabe des Festivals stand unter dem Motto &bdquo;Berge heilen die Seele“. Extremsportler aus OWL wird bei Festival mit Munition geehrt Für Jost Kobusch hat sich die Reise ins Kriegsland auf jeden Fall gelohnt. Sein Film wurde mit dem ersten Platz in der Kategorie Sport ausgezeichnet. Der Preis selbst besteht aus einem Material, das in der Ukraine im Überfluss zur Verfügung steht: benutzten Patronen-Hülsen. Ein Künstler hat daraus einen Berg geformt. Die Botschaft: in etwas Furchtbarem das Gute suchen. &bdquo;Wir haben uns sogar gegen große Produktionen durchgesetzt, zum Beispiel vom Red-Bull-Media-House“, freut sich der Borgholzhausener über die Trophäe, die sicher einen besonderen Platz bekommen wird. Lesen Sie auch: Borgholzhausener knackt Everest-Rekord Dass Jost Kobusch Zeit hatte, in die Ukraine zu reisen, liegt übrigens daran, dass er in diesem Jahr nicht versuchen wird, auf dem Mount Everest zu steigen. Der nächste Anlauf, sein Projekt &bdquo;Everest Winter Solo“ zu verwirklichen, soll 2026 starten. Schon jetzt trainiert der Alpinist systematisch dafür, mit neuem Trainer, der US-Berglegende Steve House. &bdquo;Ich glaube, ich werde nächstes Mal auf einem komplett neuen Level sein“, kündigt er an. &bdquo;Es juckt mich schon in den Fingern.“ Der prämierte Film &bdquo;-108°“ ist bisher nur auf Festivals zu sehen. Voraussichtlich im kommenden Jahr will Kobusch ihn via Youtube zugänglich machen. Eindrücke vom Filmfestival will er in einer der nächsten Folgen seiner Youtube-Serie &bdquo;Everest in Winter“ präsentieren. Aktuelle News bekommen Sie täglich über den WhatsApp-Kanal des HK

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