Borgholzhausen. Der demografische Wandel prägt Deutschland zunehmend. Immer mehr älteren Menschen stehen immer weniger junge gegenüber. Das hat Folgen für alle Lebensbereiche. Dem Arbeitsmarkt fehlen Fachkräfte, die Rentenkassen stehen unter Druck, die Sozialsysteme ächzen, in einigen Regionen werden Kitas und Schulen geschlossen.
Doch wie steht es um die Altersstruktur in Borgholzhausen? Das Statistikportal Westfalen-Lippe hat Zahlen dazu. Demnach liegt das Medianalter der Borgholzhausener bei 45,5 Jahren und damit genau im Schnitt von Westfalen-Lippe. Das Medianalter teilt die Bevölkerung in zwei gleichgroße Gruppen. 50 Prozent sind älter als dieser Wert, 50 Prozent sind jünger. Für Gesamtdeutschland liegt der Wert bei 46,8 Jahren. Generell fällt die Überalterung der Bevölkerung in OWL laut Statistik weniger dramatisch aus als in manch anderer Region Deutschlands. Das Medianalter für OWL betrug demnach am 31. Dezember 2023 exakt 44,5 Jahre und damit 2,3 Jahre weniger als im Bundesschnitt.
Innerhalb der Region existiert allerdings ein deutliches Gefälle. Die Höchst- und Tiefstwerte liegen 14 Jahre auseinander. Die älteste Bevölkerung in der Region weisen laut Datenbank gleich fünf Kommunen auf, in denen das Medianalter zur Zeit der Erhebung bereits bei 50,5 Jahren liegt. Dies sind Beverungen und Marienmünster im Kreis Höxter, Extertal und Lügde im Kreis Lippe sowie Petershagen im Kreis Minden-Lübbecke.
Borgholzhausen hat zu wenige Minderjährige
Am anderen Ende der Skala ragt ein Ort heraus: Augustdorf im Kreis Lippe. Hier beträgt das Medianalter gerade einmal 36,5 Jahre. Platz zwei geht an die Stadt Paderborn mit 39,5 Jahren, Platz drei an Bielefeld mit 41,5 Jahren.
Aussagekräftig für die Zukunftsplanung ist neben dem Medianalter auch der prozentuale Anteil von Kindern an der Bevölkerung eines Ortes oder einer Region. Statistisch wird hier darauf geschaut, wer unter 18 Jahre alt ist. Experten etwa der OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung) gehen davon aus, dass eine Gesellschaft hier einen Wert von 20 bis 25 Prozent benötigt, um langfristig tragfähig zu bleiben und etwa das Verhältnis von Erwerbstätigen zu Rentnern halbwegs stabil zu halten.
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Diesen Wert erreicht Deutschland jedoch bei Weitem nicht. Der Anteil der Minderjährigen liegt bei 16,9 Prozent. Und auch Borgholzhausen weist hier mit 17,5 Prozent ein Missverhältnis auf. 2010, dem am weitesten zurückliegenden Erhebungszeitpunkt der Statistik, lag der Anteil in der Altkreis-Kommune noch bei 20,3 Prozent und erfüllte damit den Sollwert der OECD. Seitdem ist dieser Anteil bis einschließlich 2018 stetig geschrumpft und bewegt sich seither etwas über der 17-Prozent-Grenze.
Anteilig größte Gruppe in Borgholzhausen ist zwischen 45 und 65 Jahre alt
„Die Entwicklung ist schon länger so und es hat sich alles eingependelt“, sagt Borgholzhausens Bürgermeister Dirk Speckmann. Die Schulen und Kitas seien demnach dennoch gut ausgelastet. „Wir sind eine Kommune, die sehr von zuziehenden Familien profitiert“, erklärt der Sozialdemokrat. „Wenn wir allein nach der Geburtenrate in Borgholzhausen gehen würden, hätten wir schon ganz andere Probleme.“
Der Anteil der unter 25-jährigen in Borgholzhausen liegt indes bei 25,5 Prozent. Gemessen in Schritten von 20 Jahren, ist die größte Bevölkerungsgruppe Borgholzhausens zwischen 45 und 65 Jahre alt und umfasst einen Anteil von 29,9 Prozent.
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OWL steht beim Anteil der Minderjährigen mit 17,9 Prozent noch etwas besser da als die Lebkuchenstadt. Wenig überraschend ist der Spitzenreiter in der Region wieder Augustdorf, denn der Anteil an Minderjährigen senkt automatisch das Medianalter. Die lippische Kommune kommt auf einen Anteil der Unter-18-Jährigen von 24 Prozent. Dahinter folgen Espelkamp mit 22,6 Prozent und Willebadessen im Kreis Höxter mit 21,3 Prozent.
Anteil ausländischer Bevölkerung in Borgholzhausen seit 2010 mehr als verdoppelt
Der geringste Anteil an Kindern ist dagegen in Marienmünster im Kreis Höxter zu finden. Hier sind nur 15,5 Prozent der Bevölkerung unter 18 Jahren alt. Dahinter folgen Borgentreich und die Stadt Höxter mit je 15,9 Prozent sowie die Stadt Vlotho mit 16,1.
Das Statistikportal liefert außerdem Daten zum Anteil der ausländischen Bevölkerung in den einzelnen Kommunen, also den Einwohnern, die keine deutsche Staatsbürgerschaft haben. Für Borgholzhausen liegt dieser Wert Ende 2023 bei 13,2 Prozent. Im Jahr 2010 lag er lediglich bei 4,7 Prozent.
Für Borgholzhausens Bürgermeister Dirk Speckmann kommen diese Zahlen nicht überraschend, schließlich sei dieser Anteil in Folge der Flüchtlingswellen auch andernorts stark angestiegen. Außerdem lebten viele südosteuropäische Arbeitsmigranten in Borgholzhausen, die vor allem in der Kommissionierung tätig seien. „Wir haben auch einen hohen Frauenanteil dort - viele kommen pärchenweise, um hier zu arbeiten“, ordnet Speckmann ein.
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