
Borgholzhausen. Noch immer freut sich Volker Wolframm über den außergewöhnlichen Versteigerungserfolg bei der 167. Ausgabe seiner Münzauktion. Bei einer Spendenübergabe seines Auktionshauses erinnert er sich stolz daran zurück. Eine chinesische Fantasiemünze – also eine solche, die nicht für den regulären Zahlungsverkehr bestimmt ist – hatte einen Verkaufspreis von 285.000 Euro erzielt, obwohl ihr Wert vom Experten des Auktionshauses zuvor auf lediglich 100 Euro geschätzt worden war. „Das war die größte Wertsteigerung eines Objektes, die wir je hatten“, ist sich Volker Wolframm sicher, der die Höhe der Gebote immer noch nicht so recht fassen kann.
Auch bei der jüngsten Auktion hat ein Fünf-Rubel-Stück die Erwartungen des Auktionshauses bei Weitem übertroffen – wenngleich nicht in der Dimension der chinesischen Münze. Bei einem Schätzwert von 600 Euro ging das Objekt für 18.500 Euro an den Höchstbietenden.
Es läuft offensichtlich rund für den 63-jährigen Auktionator. Die Online-Versteigerungen erzielen bessere Ergebnisse als jene vor Ort im Auktionssaal, wie sie früher bei der Teutoburger Münzauktion abgehalten wurden. Bei letztgenannten habe Wolframm zwar etwa dreimal so viele Lose pro Stunde geschafft, wie nun online, der Aufwand sei jetzt aber niedriger und die Kunden-Reichweite um ein Vielfaches höher.
Borgholzhausener Auktionshaus erreicht online über eine Million Menschen
„Momentan haben wir knapp 50.000 Kunden. Über die verschiedenen Auktionsplattformen erreichen wir online aber über eine Million Menschen“, berichtet Wolframm. Demnach sei die Teutoburger Münzauktion auf allen großen europäischen Auktionsplattformen vertreten. „Das kostet natürlich auch Geld, wir haben uns da eingemietet“, erklärt er. „Dafür kriegen die Nutzer immer sofort mit, wenn es von uns etwas Neues gibt.“
Das Online-Geschäft lohnt sich also – dennoch hatte Wolframm Anfang 2024 gegenüber dieser Zeitung den Wunsch geäußert, wieder Auktionen in Borgholzhausen anbieten zu wollen. Zum damaligen Zeitpunkt war er sich bereits sicher, eine große Auktionshalle bauen zu können, welche die vielen Kunden unter ein Dach bekäme. „Ich hatte schon 10.000 Euro für ein Brandschutzkonzept ausgegeben und die Information, dass der Bau möglich sei“, erinnert sich Wolframm. Dann sei ihm aber ein Strich durch die Rechnung gemacht worden. „Am geplanten Standort war ein Landschaftsschutz-Streifen eingerichtet worden“, sagt Wolframm.
Das Sensationsgebot: Chinesische Münze wird in Borgholzhausen für eine Riesensumme versteigert
Nachdem ein alternativer Bauplan Wolframms für eine andere Stelle ebenfalls abgelehnt worden war, hätten er und der Kreis Gütersloh sich schließlich doch auf den ursprünglich geplanten Standort einigen können, berichtet der 63-Jährige. So habe er den Verantwortlichen erklärt, dort gebe es keine schützenswerte Landschaft. „Das Einzige, was da ist, ist ein Abwasserkanal“, sagt Wolframm und lacht in einem Anflug von Galgenhumor. „Jetzt habe ich die Genehmigung für drei Jahre“, fährt er fort.
Borgholzhausener verzichtet nach Kostensteigerung auf Auktionshaus
Bauen will er nun dennoch nicht mehr. „Inzwischen haben sich die Zinsen in der Finanzierung von einem auf viereinhalb Prozent gesteigert“, sagt Wolframm. Die Mehrkosten, die ihm dadurch entstünden, seien ihm schlicht zu hoch. Ob es in Zukunft noch zum Bau einer neuen, großen Auktionshalle kommt, lässt er offen: „Das muss mein Sohn dann machen, ich neige jedenfalls nicht mehr dazu“, sagt er. „Das Ganze ist an der Bürokratie gescheitert“, findet der Unternehmer.
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Aber es kann ja auch nicht alles klappen. Diesem Rückschlag zum Trotz ist Wolframm sehr erfreut über den Gang seiner Geschäfte. „Letztes Jahr hatten wir einen Umsatz von 36 Millionen Euro“, sagt er, bevor er breit grinsend fortfährt: „Dieses Jahr wird es weit mehr.“ In die Karten spielt Wolframm dabei, dass sich immer mehr Banken aus dem Handel mit Goldmünzen zurückziehen. Grund dafür seien vor allem die schwankenden Goldpreise und die rar gesäten Experten, die den Wert des Goldes bestimmen könnten.
„Wir können sofort sehen, was eine Münze wert ist, und dann gibt es auch gleich das Geld“, sagt Wolframm, der die Geschäftsführung des Münzhandels mittlerweile seinem Sohn Jens überlassen hat. „Ich selbst kümmere mich nur noch um die Auktionen“, sagt der 63-Jährige. Zwei Jahre will er das noch fortführen, verrät er, dann sollen seine Söhne die Geschäfte ganz übernehmen.
Borgholzhausener Auktionshaus spendet 5.000 Euro zu wissenschaftlichen Zwecken

Noch fällt es Volker Wolframm allerdings zu, eine Spende über 5.000 Euro, die durch die Kataloge des Auktionshauses finanziert wird, an seinen Bekannten Patrick Arndt zu übergeben. Das Geld geht diesmal an die „Freunde und Förderer der Medizinischen Informationstechnik“, einen Verein zur Förderung eines entsprechenden Lehrstuhls an der RWTH Aachen, an dem Arndt mittlerweile als wissenschaftlicher Mitarbeiter tätig ist.
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