Bedrohte Branche: Borgholzhausener Illustratorin trotzt KI mit Graphic Novel

Borgholzhausen. Julia Freund ist wieder zu Hause. Nach Stationen in Paris, den Vereinigten Staaten und Berlin ist die 47-Jährige wieder in ihrer Heimatstadt Borgholzhausen angekommen. Hier hat sie sich gemeinsam mit ihrem Verlobten niedergelassen. Wo sie wohnt, ist für Freunds Arbeit aber auch nicht so entscheidend, denn sie verdient ihr Geld als Illustratorin. Früher im Auftrag der Presse und nun von Jugendbuchverlagen. So soll es in Zukunft jedenfalls laufen, wenn es nach ihr geht. An der Seite von Marie de Lattre, einer früheren Kommilitonin aus Frankreich, und des belgischen Szenaristen Nicolas Buysse, der die Dialoge geschrieben hat, hat Julia Freund diesen März eine sogenannte Graphic Novel veröffentlicht, in der Autorin de Lattre die Geschichte ihrer jüdischen Großeltern erzählt, die von den Nationalsozialisten aufgrund ihrer Religion ins Konzentrationslager nach Auschwitz gebracht wurden. &bdquo;Das soll der Start für mehr sein“, erzählt Freund dem &bdquo;Haller Kreisblatt“ in einem Gespräch bei der Künstlerin zu Haus. Demnach befinde sie sich bereits mit einem französischen Verlag in Absprache über ein weiteres Werk, das die deutsche Wende zum Gegenstand haben soll. So sei der Mauerfall in Frankreich als Thema längst nicht so präsent wie in Deutschland, sagt Freund, die immerhin elf Jahre im europäischen Nachbarstaat gelebt hat. &bdquo;Da überlegen wir derzeit noch, wie wir die Geschichte erzählen“, verrät sie. Borgholzhausener Illustratorin sieht Konkurrenz durch die KI ins Auge Ihren eigenen Stil beschreibt Freund als weich und feminin. Sie könne sich der Stimmung einer Geschichte aber durchaus anpassen, sagt sie. So komme es auch auf die Zielgruppe an. Während ältere Jugendliche farblich entsättigte Bilder bevorzugten, brauchten kleine Kinder bunte, kräftige Farben. &bdquo;Deswegen lieben kleine Kinder auch die Spielzeuge, die es an Tankstellen gibt“, schlussfolgert sie und lacht. Mehr Kreativität aus dem Altkreis: Hallerin (20) schreibt Liebesroman und verkauft ihn über Amazon In &bdquo;La Promesse“, übersetzt: &bdquo;Das Versprechen“, sind viele Stunden Arbeit dreier Künstler geflossen. Für Freund war der Arbeitsaufwand besonders groß, schließlich musste sie 160 Seiten mit Zeichnungen ausfüllen und zum Leben erwecken. &bdquo;Für die Presse habe ich immer einzelne Skizzen gemacht, sogenannte One Shots“, erklärt sie. Für ein literarisches Werk zu arbeiten, sei da schon eine andere Hausnummer: &bdquo;Charaktere für eine Graphic-Novel zu illustrieren, ist eine gigantische Aufgabe“, sagt sie rückblickend. So habe sie 13 Charaktere visualisieren müssen, von denen acht in verschiedenen Altersstufen darzustellen waren. Julia Freund ist stolz auf das Vollbrachte. Ihre Arbeit aber gerät zunehmend unter Druck, wie sie selbst nur zu gut weiß. &bdquo;Seit dem Aufkommen der KI will uns kaum noch jemand bezahlen“, sagt Freund nüchtern. Auch im Grafik-Design, ihrem Studienfach, sei die Konkurrenz zur künstlichen Bildgeneration ein riesiges Problem. &bdquo;Finanziell ist es daher schwierig“, gesteht sie. Borgholzhausener Illustratorin spricht jungen Künstlern Mut zu Dennoch kann sie jungen Menschen, die planen, einen ähnlichen Berufsweg einzuschlagen wie sie, nur empfehlen, ihrem Talent eine Chance zu geben: &bdquo;Etwas gut zu können, ist ein Hochgefühl – das sollte man erst mal verfolgen, egal ob man damit später viel Geld verdienen kann oder nicht“, findet sie. &bdquo;Niemand weiß so genau, ob ein junger Mensch nicht einmal ein großer Künstler wird“, ist sie überzeugt. Seit 23 Jahren arbeitet Julia Freund nun als Illustratorin, jetzt wagt sie mit ihrem Wechsel in die Literatur-Branche einen kleinen Neuanfang. Ein Netzwerk von Autoren habe sie nicht. Ohnehin seien es eher die Verlage, die auf die Illustratoren zukämen, nicht die Sprachkünstler selbst. Bei der Vermittlung könnte sie dennoch etwas Hilfe gebrauchen, weiß Freund. &bdquo;Ich suche gerade nach einer Agentur“, sagt sie. &bdquo;Aber da eine Nische zu finden, in die man hineinpasst, ist gar nicht so einfach“, gesteht sie. Doch auch diese Hürde scheint der Frau keine Angst zu machen, die den widrigen Umständen ihrer Branche nun schon so lange trotzt. Aktuelle Nachrichten bekommen Sie täglich über den WhatsApp-Kanal des HK

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