Sichtlich gerührt: Kaiserin regiert Schützen im Borgholzhausener Ortsteil

Borgholzhausen-Westbarthausen. Wer zehn Jahre alt wird, darf so etwas. Über Nacht haben die &bdquo;Wilden Schützen“ den Rumpf des Adlers auf dem Westbarthausener Schützenplatz mit ihren Aufklebern übersät. Es muss die junge Abteilung des Schützenvereins gewesen sein. Woher Marcel Wieland das weiß? &bdquo;Sie haben von Sonntag auf Montag Nachtwache“, sagt der Sprecher des Schützenvereins. Und da wurden die &bdquo;Wilden Schützen“ nach der Feier zu ihrem zehnjährigen Geburtstag wohl etwas übermütig. Daniel Döring sind die Sticker egal. Um 12.20 Uhr am frühen Montagnachmittag holt er den rechten Flügel vom Adlerrumpf. Es ist das vorletzte Insigne. Jetzt hängt nur noch der Stoß, während die 1. FC Blaskapelle aus Füchtorf und Umgebung ein Abba-Medley spielt: &bdquo;The Winner takes it all.“ Doch wer wird siegen? Holz ist schließlich ein unberechenbarer Werkstoff, und so legen Westbarthausens Schützen auch um 13.23 Uhr noch auf den Stoß an. Er wackelt aber bereits bedenklich. Zwei Minuten später fällt er zu Boden. Birgit Wussow trifft, die Mitglieder des Schützenvereins lassen sie hochleben. Es wird, das weiß zu diesem Zeitpunkt noch keiner, nicht das letzte dreifache &bdquo;Horrido“ für Wussow bleiben. Westbarthausens Kaiserin Birgit Wussow ist sichtlich gerührt &bdquo;Alle Anwärter für den Rumpf jetzt beim Schießsportwart melden“, ruft Marcel Wieland in die Menge. Das ist Heiner Belter. Er und sein Stellvertreter Wolfgang Haring legen die Patronen in den Lauf und prüfen, ob auf dem Schießstand auch ansonsten technisch alles in Ordnung ist. Es dürfte nun nicht mehr lange dauern, bis Regent oder die Regentin feststeht. Um 14.07 Uhr steht die neue Kaiserin fest. Es ist eine alte Bekannte. Erneut nämlich trifft Birgit Wussow. &bdquo;Ohne Birgit wäre hier gar nichts los“, skandiert das Schützenvolk. Die Gefeierte ist sichtlich gerührt. Sie wählt sich ihren Ehemann Jürgen Wussow zum Prinzgemahl. Eine Premiere auf dem Thron der Westbarthausener Schützen ist es für die Siegerin nicht. 1989 war sie bereits Prinzregentin, 2007/2008 dann Schützenkönigin. &bdquo;Ich war ein bisschen geschockt, dass es so schnell ging“, sagt sie im Gespräch mit dem &bdquo;Haller Kreisblatt“ augenzwinkernd und ergänzt: &bdquo;Wenn man auf den Bauch schießt, muss man wissen, was passieren kann.“ Gütersloher Landrat läuft durchs Spalier der Westbarthausener Schützinnen Und sonst? Sven-Georg Adenauer gibt seine Abschiedsvorstellung im Borgholzhausener Stadtteil. Seit 26 Jahren ist er Gütersloher Landrat. Im September kandidiert er nicht mehr. Bestimmt 20 Mal ist er in der Zeit beim Westbarthausener Schützenfest gewesen. Sein Vorgänger Fritz Ostmeyer hat ihn einst hierher geholt. Jetzt läuft Adenauer noch einmal durch das Spalier der Schützenfrauen. &bdquo;Das war immer eine schöne Auszeit hier. Schöner als im Büro“, sagt der Landrat. Die &bdquo;Westfälische Stunde“ ab 12 Uhr kann Adenauer aus Termingründen nicht mehr mitnehmen. Bürgermeister Dirk Speckmann wird vom Schützenvolk lautstark gefordert und tanzt als gleichwertiger Ersatz mit auf dem Tisch. Schon am Wochenende ging es hoch her. Die Mitglieder des Schützenvereins Westbarthausen-Kleekamp hatten sich mächtig ins Zeug gelegt, um ihrem Schützenfest &bdquo;Rund um die Ravensburg“ einen würdigen Rahmen zu geben. Drei Tage herrschte buntes Treiben auf dem Schützenplatz: am Freitag Party, am Samstag Königsball und am Sonntag Festumzug mit anschließendem Kinderkönigsschießen. Nach einer Stunde Marsch kommt der Zug am Schützenhaus an Zum Festumzug am Sonntagnachmittag säumten viele Anwohner die Straßen. In Uniform zogen die heimischen Schützen durch den Ort. Eine Kapelle spielte Marschmusik, Delegationen befreundeter Schützenvereine schwenkten ihre Fahnen und die Uniformierten winkten den Zuschauern am Straßenrand zu. Vorne auf einem geschmückten Anhänger saß das Königspaar Niklas Haring und Hannah Hübner, dahinter folgten Prinzenpaare, Jungkönigspaare oder andere Würdenträger der Schützen. Die Blaskapelle musizierte marschierend. Einige Schützen warfen vom Anhänger aus Bonbons in die Menge – wie beim Kölner Karneval –, was besonders die Kinder freute. Nach knapp einer Stunde Marsch durch den Ort kam die Schützengesellschaft am Schützenhaus an. Könige und Königinnen grüßten militärisch. Die Schützen nahmen Formation an und grüßten die Ehren der anderen Schützenvereine. &bdquo;Stillgestanden, Fahne auf“, lauteten die ersten Befehle, bevor nach einem &bdquo;Rührt euch“ Uwe Fritz ans Mikrofon trat. Der Vorsitzende ist sich sicher: Schützen können Feste feiern &bdquo;Wir sind ein kleiner, aber feiner Verein“, sagte Fritz, der Vorsitzende des Schützenvereins Westbarthausen-Kleekamp. Er sprach vor 300 Gästen, die sich nach dem Festumzug durch Westbarthausen in einem großen &bdquo;U“ um den Vorplatz am Schützenhaus versammelt hatten. Darunter nicht nur viele Bürger und Schützen, sondern auch die Bürgermeister oder ihre Vertreter benachbarter Kommunen. Die &bdquo;Stadtoberhäupter“ hatten wie im Vorjahr auch ihren eigenen Wettbewerb: Dieses Mal gewann Versmolds Bürgermeister Michael Meyer-Hermann. &bdquo;Wir können nicht nur feste arbeiten, wir können auch Feste feiern“, versprach Uwe Fritz und bedankte sich bei den Helfern in seinem Verein, ohne die das Schützenfest &bdquo;Rund um die Ravensburg“ nicht möglich geworden wäre. Anschließend ehrte die Versammlung mehrere Schützenbrüder oder Schwestern, die sich durch ihre Treue, ihr Engagement oder ihre Schießleistung hervorgetan haben. So rief Uwe Fritz etwa Wolfgang Feldhaus zu sich nach vorne. Feldhaus ist seit 60 Jahren Mitglied im Verein. Er wurde ebenso mit einem Orden ausgezeichnet wie Markus Prange, der den sogenannten Rosenberg-Orden erhielt, benannt nach dem gleichnamigen Schießwettbewerb im Verein. Carina Neufeld ist Kinderschützenkönigin von Westbarthausen Des Weiteren zeichnete die Versammlung Hartmut Wieland als besten männlichen Schützen und Anna Krause als beste weibliche Schützin aus. Sportleiter Heiner Belter und seine Stellvertreterin Gabi Prange überreichten Pokale und Urkunden. Der Applaus von 300 Menschen war ihnen Antrieb und Anerkennung zugleich. Anschließend krönte sich Carina Neufeld zur neuen Kinderschützenkönigin, indem ihr abends um kurz nach 19 Uhr ein Volltreffer mit dem Luftgewehr gelang: Sie schoss den Rumpf des Adlers herunter. Knapp eine Stunde zuvor hatte sie schon den Kopf herunter geschossen.

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