Borgholzhausen. Am Dienstag nach Ostern, 3. April 1945, waren die Kampfhandlungen in Borgholzhausen beendet. Fünf Wochen, bevor in ganz Deutschland die Waffen schwiegen. Das „Haller Kreisblatt“ dokumentierte 1995 in einer Serie zum 50. Jahrestag des Kriegsendes die Geschehnisse im Altkreis. Einheiten der SS-Division „Wiking“ hatten an der Bahnhofstraße zunächst noch Widerstand gegen die mit Panzern und schwerer Artillerie anrückenden US-amerikanischen Truppen geleistet. In der Nacht zu Dienstag setzten sich die SS-Verbände dann Richtung Weser ab.
Ohne noch auf Widerstand zu stoßen, fuhren die Panzer der US-Truppen am Dienstagmorgen in die Stadt ein. Borgholzhausener Geiseln, die die Amerikaner als Faustpfand genommen hatten, wurden um 9 Uhr wieder freigelassen. Borgholzhausen atmete auf, der Krieg in der Lebkuchenstadt war vorüber.
Doch der damals 77-jährige Kreiswegebaumeister Wilhelm Stölter und sein Schwiegersohn, der 50-jährige Kaufmann Wilhelm Horst, überlebten den schicksalhaften Tag nicht. Laut dem Bericht eines verletzten deutschen Soldaten, der sich auf dem Anwesen der beiden Männer vor den US-Truppen versteckte, seien die beiden in der Nacht von amerikanischen Soldaten erschossen worden.
Über den Grund für den Tod der Borgholzhausener kann nur spekuliert werden
Nur wenige Meter von seinem Versteck habe sich die Tat abgespielt. Direkter Augenzeuge war der Soldat zwar nicht, jedoch habe er die US-amerikanischen Soldaten sich absprechen hören. Kurz darauf fielen zwei Schüsse, die Wilhelm Horst und Wilhelm Stölter töteten. Der deutsche Soldat, der später von den US-Truppen festgenommen wurde, hat diese Version 1950 in einem Brief an die Witwe von Wilhelm Horst geschildert, der 1998 verstorbenen Herta Horst. Am Morgen fanden die Angehörigen die Leichen der beiden Männer auf dem Anwesen. Sie waren rücklings erschossen worden.
Kriegsende: Als die Panzer in Werther einrollten
Über den Grund der Erschießung kann bis heute nur spekuliert werden. Hielten die einrückenden Truppen das Anwesen für ein Widerstandsnest? Oder war es eine Vergeltung der US-Amerikaner für die letzten Kampfhandlungen, bei denen vor dem Haus der Getöteten Schüsse mit Panzerfäusten abgegeben worden waren? Immerhin hatte die SS-Einheit vor ihrer Flucht Richtung Weser mehrere Panzerfäuste zurückgelassen.
Der Tod von Wilhelm Stölter und Wilhelm Horst wird wohl auch am Donnerstagabend, 8. Mai, eine Rolle spielen. Im Heimathaus laden Heimatverein und Arnold Weßling am 80. Jahrestag des Kriegsendes zur Veranstaltung „Kriegsende in Borgholzhausen“ ein. Zeit- und Zweitzeugen kommen zu Wort. Die Veranstaltung beginnt um 19 Uhr.
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