Wie oft soll der Zug "Haller Willem" Borgholzhausen und Co. anfahren?

Borgholzhausen. Geduld ist eine seltene Tugend. Die Mitglieder der Initiative Haller Willem haben sie: Seit 1991 setzen sie sich für den Erhalt, die Modernisierung und den Ausbau der Bahnlinie zwischen Bielefeld und Osnabrück ein, die in den 80er Jahren eingestellt worden war. 2005 - 14 Jahre nach ihrer Gründung - vermeldete die Initiative den größten Erfolg ihrer Geschichte: Die Regionalbahn 75 zwischen Bielefeld und Osnabrück - im Volksmund "Haller Willem" genannt - ist auch dank ihrer Arbeit reaktiviert worden und nimmt seitdem wieder regelmäßig Fahrt auf. Nun kümmern sich die Mitglieder mit ihrem Sprecher Johannes Bartelt seit mehreren Jahren um die stetige Verbesserung der Bahnlinie. Sie prangern dreckige Bahnhöfe an, beklagen fehlende Anschlussmöglichkeiten und fordern vor allem eines: den Halbstundentakt. Zwischen Bielefeld und Halle gibt es den schon, zwischen Halle und Osnabrück gibt es ihn nicht - noch nicht. Denn hier fährt der Zug bislang in der Hauptverkehrszeit nur stündlich, vor allem, weil bislang zwischen Halle und Osnabrück zweigleisige Abschnitte für die Begegnung von Zügen fehlen. Netzbetreiber wünschen sich ebenfalls höhere Frequenz und einen "Regionalexpress" Der Halbstundentakt ist aber nicht nur der Wunsch vieler Pendler und Passagiere. Jüngst erfolgte eine Neubewertung der zwei Infrastrukturbetreiber DB Netz AG und Verkehrsgesellschaft Osnabrück GmbH sowie der zwei Aufgabenträger des Schienenpersonennahverkehrs, dem Nahverkehrverband Westfalen-Lippe (NWL) und der Landesnahverkehrsgesellschaft Niedersachen (LNVG). Das Ziel der Beteiligten ist es, den 30-Minuten-Takt mit Zugebegegnungen in bestehenden und auszubauenden Stationen umsetzen zu können. Außerdem wollen sie weg von der Diesellok und stattdessen Triebwagen mit batterieelektrischem Antrieb auf die Schiene bringen. Neben der vorhandenen Regionalbahn 75 soll ein zusätzlicher Regionalexpress eingesetzt werden. Eine Betriebsprogrammstudie der DB Netz AG wurde erstellt, die als Vorstufe einer konkreten Planung dient. Zum Thema: Sinnvoll oder Irrsinn - Bekommt Steinhagen einen dritten Bahnhof? Markus Rümke vom Nahverkehrverband Westfalen-Lippe (NWL) präsentierte jetzt die Ergebnisse der Studie beim Runden Tisch der Initiative Haller Willem. Sprecher Johannes Bartelt hatte dazu zahlreiche Bürgermeister und hochrangige Verwaltungsmitarbeiter der Anliegerkommunen in einen kleinen Versammlungsraum des Borgholzhausener Bahnhofs eingeladen. Unter ihnen die Bürgermeister aus Halle, Dissen, Osnabrück, Borgholzhausen und Georgsmarienhütte. Große Pläne für den weiteren Ausbau der Bahnstrecke - das ist der Haken Zunächst forderte Bartelt die Anwesenden auf, pressewirksame Kommentare zum Halbstundentakt abzugeben: "Wir warten auf ihn", sagte Borgholzhausens Bürgermeister Dirk Speckmann. Durch die neugebaute Mobilstation sei die Anbindung an den Busverkehr "super", um die Nutzer vom Bahnhof in die Innenstadt zu bringen. Auch sein Amtskollege aus Halle, Thomas Tappe, sprach sich deutlich für den Halbstundentakt aus: "Wir freuen uns, wenn ein Halbstundentakt auch nach Osnabrück möglich wäre. Denn dann wären wir bahntechnisch optimal aufgestellt." Laut dem Bürgermeister von Bad Rothenfelde, Klaus Rehkämper, bietet die bessere Taktung enorme Chancen für seinen Kurort, "denn viele Klinikpatienten reisen mit der Bahn an". Auch das 49-Euro-Ticket trage zur Qualitätssteigerung bei. Die Ergebnisse der Betriebsprogrammstudie legen nahe, dass der 30-Minuten-Takt laut Markus Rümke mit "überschaubarem Infrastrukturaufwand" erreicht werden könne: Erforderlich seien eine Geschwindigkeitserhöhung und weitere Begegnungsbahnhöfe zwischen Halle und Osnabrück. Ein Kreuzungsbahnhof könne in Westbarthausen umgesetzt werden, eine Signalanpassung sei in Hörne erforderlich. Um Pünktlichkeit zu gewährleisten, dürfe der zusätzliche Regionalexpress nicht in Hesseln, Kloster Oesede und Osnabrück-Sutthausen halten. Denn laut Markus Rümke koste jeder Halt etwa zwei Minuten Zeit. Andererseits verkürze sich die Reisezeit zwischen Halle und Osnabrück um bis zu fünf Minuten, da Elektroloks schneller beschleunigen und die ausgebaute Strecke eine höhere Geschwindigkeit ermögliche. Im weiteren Verlauf der Vorplanung werden sich die Beteiligten zunächst über die Kosten verständigen müssen. Eine zeitnahe Umsetzung ist indes nicht in Sicht. Markus Rümke sagt, er könne keinen "validen" Zeitpunkt nennen. Erneut ist vor allem eines gefragt: Geduld.

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