Liebeserklärung an den „Haller Willem“: So wurde ein Song aus OWL zum Kult

Steinhagen. Züge und Bahnstrecken haben einige Musiker und Bands zu Liedern inspiriert. Da gibt es &bdquo;Station to Station“ von David Bowie und natürlich Nina Hagens &bdquo;Auf’m Bahnhof Zoo“. Reinhard Mey hat mal über den Bahnhof &bdquo;Hamm“ gesungen. Auch über die Bahnlinie &bdquo;Haller Willem“ existiert ein Song. Der Steinhagener Bluesmusiker Dietmar Moritz hatte die Idee dazu. &bdquo;Zu der Bahnlinie habe ich eine lange persönliche Verbindung, die bis in meine Kindheit zurückgeht“, erzählt Dietmar Moritz. &bdquo;Wir wohnten damals in Quelle direkt an der Strecke. Als kleiner Junge habe ich noch die alten Dampfrösser kennengelernt. Wenn die Locks damals glühende Kohle verloren, kam es vor, dass wir die Böschung löschen mussten“, erinnert sich der heute 75-Jährige. Als Fahrschüler saß Dietmar Moritz im Zug, um von Quelle zur Realschule nach Halle zu kommen. &bdquo;Später bin ich von Steinhagen zu meiner Arbeit ins Amt nach Halle gefahren“, fügt der ehemalige Verwaltungsfachangestellte hinzu. Der &bdquo;Haller Willem“, der heute von der Nordwestbahn als RB 75 betrieben wird, war also über Jahrzehnte fester Bestandteil seines Alltags. Alle Bahnhöfe der &bdquo;Haller-Willem“-Strecke finden Beachtung In seiner Freizeit spielt Dietmar Moritz Bass bei der 1983 gegründeten Band Bluesbøcke. Als die Musiker 1997 von der Initiative &bdquo;Haller Willem“ gefragt werden, ob sie bei einem Bahnhofsfest in Steinhagen auftreten wollen, fackeln die nicht lange. Die Bluesbøcke wollen – und spielen erstmals einen Song, der von der Bahnstrecke &bdquo;Haller Willem“ handelt. Der ungewöhnliche Name der Linie beruht bekanntlich auf dem Fuhrmann Wilhelm Stuckemeyer aus Halle. Grundlage für das Lied ist ein Instrumentalstück, das die Musiker bereits im Repertoire haben. Darauf legen die Bluesbøcke einen Liedtext, in dem alle Bahnhöfe der &bdquo;Haller-Willem“-Strecke Beachtung finden. Lesen Sie auch: Diese Haller Fahrplan-Expertin kennt immer die besten Ticketpreise Für die Musiker aus Steinhagen und Bielefeld ist das Projekt Ehrensache. &bdquo;In den USA besingen Bluesmusiker gerne und oft Bahnlinien und Züge. In den Songs geht es meistens um Wanderarbeiter und Landstreicher, die mit dem Zug von Stadt zu Stadt gezogen sind“, weiß Dietmar Moritz. In der Tradition dieser amerikanischen Blues-Songs könne man den &bdquo;Haller-Willem“-Song sehen. Nur eben auf Deutsch. Lesen Sie auch: Mögliche Zugausfälle beim Haller Willem bis in den Herbst hinein Mit ihren Instrumenten setzen die Musiker das Pfeifen und Rattern des Zuges lautmalerisch perfekt um und machen der &bdquo;Bimmelbahn, die durch die schönsten Dörfer fährt“, ordentlich Dampf. Jede Haltestation wird besungen. Eine Zugfahrt, die ist bei den Bluesbøcken auf jeden Fall lustig! Das Publikum ist begeistert. Fortan darf der &bdquo;Haller-Willem“-Song bei keinem Konzert der Band fehlen und landet schließlich auf der 1999 veröffentlichten CD &bdquo;Hömma“. Das Lied wird in der Folge immer bekannter. Erst recht, als im Jahr 2000 die Haller-Willem-Strecke Teil der Expo-Weltausstellung wird. Blues-Song musste vor 20 Jahren eine Neufassung bekommen Die Bahnlinie, die noch aus der Kaiser-Zeit stammt und zwischenzeitlich sogar stillgelegt werden sollte, ist plötzlich Expo-Projekt und wird von Grund auf modernisiert. Der &bdquo;Haller Willem“ bekommt neue Triebzüge, aber auch die Modernisierung der Bahnhöfe und neue Gleise sind Teil des Programms. Die Bluesbøcke haben den passenden Soundtrack zur Expo-Offensive im Repertoire, und Anlässe für Auftritte gibt es genug. &bdquo;Wir haben zu der Zeit bestimmt auf jedem Bahnhof entlang der Strecke gespielt“, erinnert sich Dietmar Moritz. Lesen Sie auch: Buntes Stadtfest: Am Himmelfahrtstag steht Halle wieder kopf Vor 20 Jahren müssen die Bluesbøcke reagieren und ihren Hit umschreiben. Dazu muss man wissen: 1984 war der Reiseverkehr zwischen Dissen-Bad Rothenfelde und Osnabrück eingestellt worden. Als er 2005 wieder aufgenommen wird, reagieren die Musiker prompt. &bdquo;Wir brauchten eine neue Fassung von dem Song, in dem auch die dazugekommenen Haltestellen zwischen Dissen und Osnabrück Erwähnung finden“, erinnert sich Bassist Dietmar Moritz. &bdquo;Schließlich sollten doch alle Bahnhöfe besungen werden. So wurde aus einem Vier-Minuten-Song ein Acht-Minuten-Song.“ Dietmar Moritz ist heute das einzige noch aktive Gründungsmitglied bei den Bluesbøcken. Der &bdquo;Haller-Willem“-Song gehöre noch immer zum Repertoire und dürfe auf keinem Konzert der Band fehlen, erzählt der Steinhagener. Eigentlich wollte die Band ihren Kult-Song auch auf dem Stadtfest &bdquo;Haller Willem“ in dieser Woche spielen. Schließlich wird dort die vor 20 Jahren erfolgte Reaktivierung der Bahnstrecke bis Osnabrück gefeiert. Doch weil einige Bandmitglieder verhindert sind, muss das Stadtfest in Halle ohne die Bluesbøcke auskommen. Die &bdquo;Haller-Willem“-Hymne der Band soll dennoch zu hören sein. In einer Version von &bdquo;Olli und die Praktikanten“ am Donnerstag am Stand der &bdquo;Haller-Willem“-Initiative. Kult lebt weiter bei jedem Konzert der Bluesbøcke Wer das Original von den Bluesbøcken hören möchte, kann sich den Song bei YouTube anhören (in der Urfassung und in der neuen Version) oder sich den 9. November vormerken. Dann wird die Band im Steinhagener Heimathaus zu Gast sein. Mit Zugausfällen ist dort eher nicht zu rechnen. Sehr sehr wahrscheinlich wird dann auch der &bdquo;Haller Willem“ über die Bühne rattern. Aktuelle News bekommen Sie täglich über den WhatsApp-Kanal des HK

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