Wirklich picobello: Borgholzhausen hat Deutschlands beste Park+Ride-Anlage

Borgholzhausen. &bdquo;Das ist der beste Platz, den ich bisher gesehen habe“, sagt Jael Rachel Räker. Die hauptamtliche Regionalbeauftragte des ACE hat zusammen mit ihrem Kollegen im Ehrenamt, Klaus-Erich Nolting, die Station am Borgholzhausener Bahnhof begutachtet. Sie testen Funktionen, bewerten Ausstattung und vergeben Punkte für zusätzliche Mobilitätsangebote. Ihr Erhebungsbogen enthält 32 Einzelaspekte, die in die Bewertung einfließen. Gibt es eine Toilette? Sind Fahrradboxen und E-Ladesäulen vorhanden? Ist alles in sauberem Zustand und barrierefrei zugänglich? Manchmal ziehen sie auch Punkte ab, etwa wenn der Kassenautomat nicht barrierefrei zugänglich ist. In Borgholzhausen mussten sie keinen Punkt abziehen. An der P+R-Station am Bahnhof ist nicht nur alles Wichtige vorhanden, es ist auch alles sauber und funktionstüchtig: &bdquo;Das ist die erste öffentliche Toilette, die mich nicht angeekelt hat“, sagt Jael Rachel Räker. Die Toilette bezeichnet sie als &bdquo;wirklich picobello“. Des Weiteren gibt es eine Fahrradpumpstation, Fahrradboxen mit Ladestation, ein E-Car-Sharing-Angebot und vieles mehr. Sogar Kunst am Bau wird präsentiert – nämlich in Form der Nachahmung einer alten Dampflokomotive. Die Lokomotive ist noch dazu mit einem Clou ausgestattet: Wer den aufgedruckten Fingerzeigen folgt, gelangt zu einem Druckknopf, der bei Betätigung zwei kleine Miniatureisenbahnen hinter Glas im Inneren des Kunstobjekts in Gang setzt. Klaus-Erich Nolting drückt den Knopf und sieht zu, wie die Eisenbahnen auf zwei kreisrunden Schienen fahren. &bdquo;Ich war wirklich überrascht“, dass es hier so eine Station gibt“, sagt er und lächelt. Borgholzhausen ist Spitzenreiter 14,75 von 18 möglichen Punkten hat das Duo vom ACE in Borgholzhausen schließlich vergeben – so viel wie nie zuvor. Extrapunkte hat es für &bdquo;Kunst am Bau“, den überdachten Fahrradabstellplatz und den Kiosk und den Imbiss in unmittelbarer Nähe der Station gegeben. Damit ist die P+R-Anlage in Borgholzhausen der bisherige Spitzenreiter bei den Testern. Halles Station hat indes von den zwei ACE-Mitarbeitenden 11,75 Punkte bekommen. Hier fehlen zum Beispiel E-Ladesäulen. Zudem sei zwar die Infrastruktur drumherum gut, die Parkplätze an sich aber beurteilt Räker als &bdquo;nicht schick“. Ralf Vieweg, der allgemeine Vertreter des Bürgermeisters und Fachbereichsleiter für Bürgerdienste in der Verwaltung, ist sichtlich stolz. Er hat die Station beim Bau vor zwei Jahren verantwortet. Jetzt lässt er es sich nicht nehmen, den zwei Gutachtern einige Details zu erklären. Etwa, dass die Leute, die mit dem Zug am Bahnhof ankommen, von dort ein städtisches E-Auto nutzen können. Mit dem können sie bis zum Rathaus, zur Violenbachschule Süd oder nach Casum fahren – vorausgesetzt die Nutzer haben sich zuvor über die OWL-Mobil-App registriert und angemeldet. Zwei Fahrzeugtypen stehen zur Auswahl: der Kleinwagen Renault Zoey und der Neunsitzer Opel Vivaro, der zudem beim Umklappen seiner Sitze als Kleintransporter genutzt werden kann. Der Park-and-Ride-Check ist eine Initiative des Auto-Clubs-Europa. Der ist mit 630.000 Mitgliedern nach dem ADAC der zweitgrößte Verkehrsclub in Deutschland. Im vergangenen Jahr testeten die Beauftragten bundesweit die Rastplätze an den deutschen Autobahnen. Dieses Jahr sind die Park-and-Ride-Stationen dran, weil das 49-Euro-Ticket eingeführt wurde. &bdquo;Denn schließlich könnten mehr Menschen in diesem Jahr auf den Öffentlichen Nahverkehr umsteigen“, erklärt Jael Räker. 700 Ehrenamtliche auf Mission Bundesweit schickt der Auto-Club-Europa nach eigener Angabe rund 700 Ehrenamtliche auf Mission, die bis zu 250 Park-and-Ride-Anlagen bewerten. Laut dem Park+Ride-Monitoring-Bericht von 2020 des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur gab es zwar schon Ende 2019 insgesamt 3.650 P+R-Anlagen mit insgesamt 1,36 Millionen Stellplätzen in Deutschland, doch die Auswahl der Tester soll einen Eindruck über den Allgemeinzustand des Konzeptes liefern. Das P+R-Konzept gibt es in Deutschland erst seit 2017. Es ist ein Instrument der Verkehrsplanung und sieht vor, kostengünstige oder -freie Parkplätze in der Nähe von Haltestellen des Öffentlichen-Personen-Nah-Verkehrs (ÖPNV) einzurichten. Ziel ist es, die Nutzung des ÖPNV zu fördern und Innenstädte vom Autoverkehr zu entlasten.

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