Wildbrücken über A33: Dicke Luft zwischen Autobahnern und Jägern in Borgholzhausen

Borgholzhausen/Halle. Dem "Haller Kreisblatt" untersagte der Leiter der Naturschutzabteilung der Autobahn 33 die Veröffentlichung eines Fotos mit den Köpfen seines Teams vom Ortstermin mit Jagdpächtern in Borgholzhausen-Holtfeld. Mit den anwesenden Jagdpächtern und Anliegern kam es zunächst zum verbalen Schlagabtausch, erst nach gut einer halben Stunde bekamen die Teilnehmer die Kurve. Kern des Gespräches sollte sein, zukünftig zu verhindern, dass sich Rehe in den Schutzzäunen der Anpflanzungen auf den Grünbrücken erdrosseln. Aber da stehen eben noch zahlreiche Zäune und jagdrechtliche Probleme im Wege. Zur Vorgeschichte: Die sechs Grünbrücken zwischen Borgholzhausen und Halle haben unterschiedliche Funktionen, einige sind für laufendes Wild, andere für Flugwild. Die für das Flugwild sollen den Tieren eine bewachsene Autobahnüberführung ermöglichen und sind schmaler. Alle sollen bewachsen sein mit Bäumen und Sträuchern. Dafür wurden sie zur Inbetriebnahme der Autobahn gepflanzt. Das ging daneben. Ungünstiger Pflanztermin, Trockenheit und Verbiss ließen das Projekt scheitern. In einem neuen Anlauf wurden die Pflanzstreifen rechts und links eingezäunt. Besonders bei den schmalen Brücken entstanden damit lange schmale Gänge, in denen Rehe offenbar immer wieder scheuen und sich dann auf der Flucht in den Zäunen erdrosseln. Der Autobahn GmbH sind nach eigenem Bekunden allerdings keine Fälle bekannt, in denen sich Rehe in dem Verbissschutzzaun auf der schmaleren Brücke im Gemeinschaftlichen Jagdbezirk Holtfeld verfangen haben und gestorben sind. Das teilt die Autobahn GmbH auf Nachfrage des "Haller Kreisblatts" mit. Der Zaun an besagter Grünbrücke an der Stockkämper Straße sei kontrolliert worden und habe keinerlei Schäden aufgewiesen, die darauf schließen ließen. "Von den dortigen Jagdgenossenschaften sind ebenfalls keine solche Meldungen an die Autobahn GmbH gerichtet worden", heißt es in der Mitteilung. Ein Vorwurf macht die Jäger zornig Wer darf gegebenenfalls den Tieren helfen oder die toten Tiere beseitigen? Die Jäger nicht, meinten die beim Ortstermin anwesenden Autobahner, das sei Wilderei, weil 300 Meter um die Brücke herum die Jagd ruhe und jegliche Aktivitäten in diese Richtung nicht zulässig seien. Tenor beim Ortstermin: Die Naturschutzabteilung hält sich als einzige für berechtigt, was aber zweifelhaft ist. &bdquo;Das werden wir bei der Unteren Jagdbehörde und beim Landesjagdverband klären lassen“, stellte Thomas Scholz, Vertreter der Hesselner Jagd, fest. Die Helfenden als Wilderer zu bezeichnen, trieb den Zorn der Jäger und der aktiven Nachbarin an. "Sollten sich Tiere in einem der Zäune verfangen, dann ist der vor Ort jeweilige Jagdpächter zuständig", heißt es auf Nachfrage jetzt auch von der Autobahn GmbH. Auch in den sogenannten befriedeten Bereichen habe der Jagdpächter die Befugnis, verletztes oder schwerkrankes Wild nachzusuchen und zu erlegen. Vor einigen Wochen seien offenbar Tiere in den umzäunten Bereich geraten, weil einer der Pfähle, vermutlich durch Sturm, beschädigt worden sei. Eine Anliegerin habe offenbar versucht, die Tiere herauszutreiben - die Rehe hätten den Bereich dann wieder verlassen können. Kritik übte Jochen Stute, Vorsitzender des Flurbereinigungsausschusses A33, an dem Zaun. Es sei besser, die Brücken für das Flugwild komplett zu sperren für die Zeit der Anwuchsphase. Auf seine Frage, warum die Pflanzen nicht in Schutzhülsen gestellt würden, entgegneten die Vertreter Umweltabteilung, dass nicht nur Bäume, sondern auch Büsche gepflanzt werden müssen. All dies sei durch die Vorgaben (Planfeststellungsbeschluss) geregelt und werde von der Abteilung nur umgesetzt. In ihrer Mitteilung an das "Haller Kreisblatt" heißt es vonseiten der Autobahn GmbH: "Würde die Grünbrücke während der Anwuchsphase komplett abgezäunt beziehungsweise auf beiden Seiten gesperrt, besteht die Gefahr, dass die Rehe über die angrenzende Stockkämper Straße wechseln. Daher muss die Möglichkeit zum Wechsel über die Brücke aufrecht erhalten bleiben." Parteien bleiben in Kontakt Als Jochen Stute damit drohte, die Schwierigkeiten bei der Bezirksregierung klären zu lassen, zeigten sich die Autobahnleute beleidigt, wurden aber insgesamt entgegenkommender. "Die Autobahn Westfalen ist bezüglich der Anlage und Pflege der Grünbrücken im ständigen Austausch mit Vertretern der zuständigen Unteren Naturschutzbehörde sowie der Höheren Naturschutzbehörde der Bezirksregierung. Bei dem beschriebenen Zustand handelt es sich ausnahmslos um &bdquo;planfestgestellte Maßnahmen“, die dementsprechend auch von der Bezirksregierung vorgesehen sind", teilt die Autobahn GmbH mit. Nach gut einer Stunde gingen die Parteien auseinander mit der gegenseitigen Zusage, in Kontakt zu bleiben und sich intensiv Gedanken über eine Verbesserung der Situation zu machen.

Meistgelesen

Versmolder Jäger sind schockiert: Wildernder Hund tötet Reh

A33 in Borgholzhausen: Behörde steht in der Kritik

Einzigartiges Video: Steinhagener filmt Rehe mit Farbmutation

Hunde auf Abwegen - eine Gefahr für Rehe und Verkehr im Altkreis Halle

Sozialer Wohnungsbau in Borgholzhausen: Diese Vorstellung hat ein Investor Der Bedarf an günstigen Wohnungen ist hoch. Das weiß auch die Stadt. Für einen Standort gibt es Überlegungen. Auch in Hinblick auf eine Flüchtlingsunterkunft.

Betreiberin des Borgholzhausener Pilz-Imbisses spricht offen über ihr Leben mit Krebs Maria Gottesmann dürften in...