Günstige Klassenfahrten: Warum diese Schüler jetzt besser reisen können

Borgholzhausen. Wenn am Freitag die Halbjahreszeugnisse an der PAB-Gesamtschule verteilt werden, ist damit in Werther und Borgholzhausen noch eine zusätzliche Premiere verbunden. Denn die Lehrerinnen und Lehrer teilen zusätzlich eine Fahrkarte für den Westfalentarif aus. Sie bringt den jungen Menschen ein neues Stück Freiheit, den Eltern eine finanzielle Entlastung und der Schule ganz neue Rahmenbedingungen für ihre Planung. &bdquo;Das ist ein Riesenfortschritt", urteilt zum Beispiel Christian Mittelberg. Er gibt seit diesem Jahr in einer fünften Klasse Unterricht und ist zusätzlich Koordinator für den Übergang von der Sekundarstufe I in die Sekundarstufe II. Und in beiden Bereichen spielt das Thema Ausflüge und Klassenfahrten eine große Rolle. &bdquo;Wir fahren mit den neuen 11ern immer ins Haus Neuland nach Senne", nennt er ein Beispiel. In diesem Jahr wird die um eine Übernachtung herum angelegte Kennenlernaktion eine grundlegende Neuerung erleben, denn die Fahrten sollen mit Bus und Bahn erfolgen. "Wir finden auch den sozialen Aspekt sehr wichtig" Nicht nur für die Schüler, sondern auch für die Lehrerschaft steht sozusagen ein neues Unterrichtsfach auf dem Stundenplan: die möglichst sinnvolle Nutzung des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV). &bdquo;Man muss die Vorteile des Schülertickets selbst in die Kalkulation von Klassenfahrten mit einbeziehen, die Ziele außerhalb des Tarifgebiets ansteuern", sagt Christian Mittelberg. Die auch im Wortsinn besonders naheliegende Möglichkeit ist das sogenannte &bdquo;Fahr-Weiter-Ticket". &bdquo;Damit kostet das Ticket für ganz Nordrhein-Westfalen für die Besitzer des Westfalentickets nur 6,80 Euro", sagt Annika Fritzlar von der Pressestelle der Westfalentarif GmbH. Eine Fahrt nach Köln zum Beispiel ist damit deutlich erschwingbarer geworden. &bdquo;Wir finden auch den sozialen Aspekt sehr wichtig, denn die Eltern können auf diese Weise entlastet werden", sagt Ulla Husemann. Denkbar wäre aber auch, die Fahrten attraktiver zu gestalten. Denn natürlich sind die Kosten beschränkt, die eine solche Fahrt den Eltern auferlegt. An der PAB-Gesamtschule habe man dazu sogar einen Beschluss gefasst, der gewährleisten soll, dass auch Kinder aus schwächeren sozialen Milieus nicht ausgeschlossen werden, die sich eine solche Reise nicht leisten können. Aber auch auf die Ziele wird sich das auswirken, ist Christian Mittelberg sicher. &bdquo;Wenn das Geld noch für eine zusätzliche Kanutour reicht, ist auch das Sauerland wieder deutlich attraktiver. Denn eigentlich ist es Standard an der PAB-Gesamtschule, dass Lehrer und Schüler das Ziel durch eine offene Diskussion festlegen. Osnabrück liegt nicht in Westfalen, aber doch im Tarifgebiet Besonders einfach zum Einsatz zu bringen ist das Westfalenticket natürlich bei den guten alten Wandertagen. Es gibt sie noch immer – und zwar mindestens einen pro Halbjahr. Nur in den seltensten Fällen beginnt so ein Wandertag an der Schule und führt zu einem Ziel, das in direkter Nähe liegt. Die Ravensburg sei zum Beispiel eher ein Ziel im Grundschulbereich, findet Christian Mittelberg. Deutlich attraktiver sind für die Schülerinnen und Schüler der Gesamtschule da schon Ziele in Osnabrück. &bdquo;Die Haller-Willem-Strecke liegt zwar außerhalb des Tarifgebiets, darf aber mit dem Ticket des Westfalen-Tarifs genutzt werden", sagt Pressesprecherin Fritzlar. Schule nimmt an Pilotversuch teil Möglich werden all diese Verbesserungen, weil sich der Kreis Gütersloh dafür entschieden hat, dass die Schulen in seiner Trägerschaft an einem entsprechenden Pilotversuch teilnehmen. Nicht ohne Rücksprache mit den Städten allerdings, aus denen Kinder kommen, die zur PAB-Gesamtschule oder zum Kreisgymnasium Halle gehen. Denn die müssen die Leistung über die Kreisumlage finanzieren – genau berechnet nach der Schülerzahl. Für Borgholzhausen mit seinen 106 Gymnasiasten und 375 Gesamtschülern werden allein für das Ticket rund 56.000 Euro jährliche Mehrkosten fällig. Die Politik in Borgholzhausen ist aber offenbar sehr angetan. So wurde auf Antrag der CDU beschlossen, dass auch die Mädchen und Jungen, die zur Violenbachschule gehen, ein solches Ticket erhalten. Aus Gründen der Einheitlichkeit spielt an allen Schulen mit Westfalenticket die Entfernung zum Wohnort der Kinder nicht mehr berücksichtigt.

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