Borgholzhausen. Der Streit zwischen Gegnern und Befürwortern der Erdverkabelung nimmt in den letzten Tagen deutlich Fahrt auf – dabei schien das Thema eigentlich schon fast erledigt. Im Planungsdialog einigten sich die Teilnehmer, die Erdverkabelung für das ungefähr 4,2 Kilometer lange Stück durch das Borgholzhausener Tal mit Hilfe von Bohrverfahren durchzuführen. Doch das ist offenbar technisch nicht möglich – was vor allem die Landwirte auf die Palme bringt.
Bauherr ist der Netzbetreiber Amprion GmbH. Das Haller Kreisblatt berichtete am 18. Juli über die Erkenntnisse, die das Unternehmen nach seinen umfangreichen Bodenuntersuchungen auf der Trasse gewonnen hat.
Im Gegensatz zu den Erwartungen zeigte sich, dass der Untergrund des Borgholzhausener Abschnitts ganz grundsätzlich für Bohrverfahren nicht geeignet ist. Deshalb will Amprion im Planfeststellungsverfahren einen Bau der 380 kV-Stromautobahn in sogenannter offener Bauweise beantragen. Die Bürgerinitiative „Keine 380 kV-Freileitung am Teuto" hält allerdings trotzdem an der Erdverkabelung in 1,80 Metern Tiefe fest. Eine Freileitung mit rund 70 Meter hohen Großmasten ist für sie keine machbare Alternative.
Reaktion auf die Demonstration der Erdkabelgegner
Deshalb hat die Initiative jetzt eine Stellungnahme verfasst. Deren Inhalt ist allerdings alles andere als neu. „Wir stellen die Forderungen zum wiederholten Mal", räumt Hartmut Halden ein. Er ist Sprecher der Bürgerinitiative und sieht seine Gruppierung in der Pflicht, jetzt auf die pressewirksame Demons-tration der Erdkabelgegner zu reagieren.
30 Landwirte um Georg Graf von Kerssenbrock hatten sich vor einigen Tagen gegen die Erdverkabelung in offener Bauweise und für eine Freileitung ausgesprochen. Ihr Motto: „Unsere Äcker sind nicht eure Spielwiese." Mit Hilfe von drei großen Mähdreschern veranschaulichten sie, wie breit die Trasse der Erdverkabelung wird. Sie äußerten große Besorgnis wegen möglicher Schäden an ihren Feldern durch die Wärmeentwicklung einer solchen Leitung.
Die Mitglieder der Bürgerinitiative widerspreche diesen Befürchtungen vehement. Zum befürchteten Wärmeanstieg der Böden an der Oberfläche von bis zu vier Grad Celsius und einem Vielfachen davon in 1,80 Meter Tiefe sagt Hartmut Halden: „Die Wärme verteilt sich in der Mergelschicht viel besser, so dass auch die Entzugsleistung höher ist als im Sand- oder im Lehmboden. Somit kommt an der Oberfläche deutlich weniger Wärme an."
80 Grad Celsius erreiche außerdem nur der Kern des Kupferkabels und die auch nur in Volllast. Laut Dierk Bollin, einem der Wortführer der Bürgerinitiative, werde die Stromtrasse zudem „fast nie" unter Volllast in Betrieb sein. Baue Amprion hingegen nach dem Willen der Landwirte eine Freileitung, fürchtet er negative Auswirkungen durch das Magnetfeld der Leitungen. Bei einer Erdverkabelung hingegen falle das deutlich schwächer aus.
Auch dem Argument eines unverhältnismäßig großen Baufeldes, das laut der Landwirte der Größe von 25 Fußballfeldern gleichkomme, widersprechen die Befürworter der Erdverkabelung: „Der Bau erfolgt abschnittsweise, das heißt, es gibt keine 4,2 Kilometer lange Baugrube." Zudem werde auch ein 45 Meter breiter Baustreifen nur dann nötig, wenn Aushub und Baufahrzeuge ihn erfordern. Als Argument führen die Freileitungsgegner zusätzlich ins Feld, dass der Flächenverlust der Böden durch die Mastenfundamente um das Zehnfache zunähme: jetzige Mastenfundamente nehmen etwa 500 Quadratmeter Bodenfläche ein, die größeren würden 5000 Quadratmeter beanspruchen. „Diese Fläche ist im Vergleich zur Erdverkabelung verloren", sagt Hartmut Halden.
Die Bürgerinitiative möchte aber auch, dass die Firma Amprion noch weitere Untersuchungen des Bodens vornimmt – mit dem Ziel, mögliche alternative Bohrverfahren einsetzen zu können, sagt Hartmut Halden. Und er fügt hinzu: „Wir betrachten das Land auch nicht als Spielwiese!"
Zahlreiche Interessierte kamen am Sonntagabend ins Rathaus, um die Ergebnisse der Kommunalwahl zu erfahren. Die CDU war nicht da. Der Stadtverbandsvorsitzende nennt den Grund.