Nach Kosten-Zoff: Stadt Halle präsentiert neue Pläne für Bau der Kläranlage

Halle. Es kommt selten vor, dass die Verantwortlichen im Haller Rathaus zu einem Termin einladen, um Unterlagen zu einem Projekt vorzustellen, die der Öffentlichkeit bekannt gemacht werden sollen. Aufgrund der Brisanz des Themas &bdquo;Kläranlage“ und der Komplexität des Projektes will die Verwaltung ihre Pläne diesmal erklären. Und natürlich auf jüngste Erfolge verweisen. Stand der Planung &bdquo;Bisher hatten wir nur eine Vorplanung“, erklärt der zuständige städtische Fachbereichsleiter Manfred Bonensteffen im Haller Rathaus. Jetzt wurde untersucht, ob das Projekt planerisch und wirtschaftlich umsetzbar ist. &bdquo;Das, was wir jetzt haben, können wir bauen“, sagt Bonensteffen. Wie berichtet soll Halle eine zentrale Kläranlage erhalten. Bislang gibt es zwei Standorte an der Brandheide und in Künsebeck. Der Standort Brandheide wird aufgegeben, dort ankommendes Abwasser wird nach Künsebeck umgeleitet. Die Kläranlage dort wird für ganz Halle ausgebaut. Großunternehmen wie Storck und Simtra klären ihr Abwasser auch künftig selbst. Die Kostendebatte Bislang gab es lediglich Kostenschätzungen - die hatten allerdings für Aufruhr in der Politik und intensive Debatten gesorgt. Angefangen hatte die Diskussion vor Jahren bei rudimentären Schätzungen von gut 30 Millionen Euro, mit zunehmender Komplexität des Projektes und vor allem prognostizierten Preissteigerungen von acht Prozent pro Jahr bei vier Jahren Bauzeitraum war man irgendwann bei 62 Millionen Euro angelangt - ein Aufschrei ging durch die Politik. &bdquo;Das war für viele erschreckend“, bekennt auch Manfred Bonensteffen: &bdquo;Wir haben den klaren Auftrag erhalten, Einsparungen zu realisieren.“ Elektrotechnik der Kläranlage bleibt teuer &bdquo;Die beteiligten Büros haben die Kosten jetzt schärfer kalkulieren können - auch die zu erwartenden Kostensteigerungen sind einberechnet worden“, erklärt Bonensteffen. Bei der Elektrotechnik, die mit Blick auf Pumpen, Steuerungs- und Messtechnik sowie Hebewerke einen erheblichen Anteil am Betrieb eines Klärwerks habe, gebe es leider kein Einsparpotenzial. &bdquo;Wenn in China der Weltmarkt leergekauft wird, steigen auch in Halle die Preise“, erklärt es der Fachbereichsleiter salopp. Aktuelle News bekommen Sie täglich über den WhatsApp-Kanal des HK Wo wird gespart? Allerdings sind in der Planung die zunächst in massiver Bauweise geplanten Technikgebäude durch Container ersetzt worden, beim Belebungsbecken geht der Bau nicht so tief in den Boden - was mit Blick auf das Grundwasser komplex geworden wäre. Stattdessen gibt es jetzt eine Beckenhöhe von fünf Metern und ein Geländer. &bdquo;Wir müssen künftig hochsteigen, um die Becken zu kontrollieren“, erklärt Abwassermeisterin und Betriebsleiterin Valeska vom Hagen. Und es wird im Bereich der Vorklärung auch keine sogenannte &bdquo;Zweistraßigkeit“ geben. &bdquo;Das heißt, dass wir die Anlage bei Wartungen außer Betrieb nehmen müssen“, so vom Hagen. Halles Bürgermeister lobt Konzept Bürgermeister Thomas Tappe ist mit dem Ergebnis der Planungen sehr zufrieden: &bdquo;Wir haben den Umschwung geschafft. Denn wir haben eine deutliche Kostenreduzierung erreicht.“ So sei das gesamte Projekt jetzt mit 53,8 Millionen Euro veranschlagt, eine deutliche Reduzierung des Budgets gegenüber den zuletzt im Raum stehenden 62 Millionen Euro. &bdquo;Und bei dieser Planung sind Puffer für weitere Kostensteigerungen bis 2030 schon mit eingerechnet“, betont Tappe. Sein Fazit: &bdquo;Das ist jetzt eher ein Passat als ein Rolls Royce - aber alles andere als eine Billigvariante.“ Auch Valeska vom Hagen bekräftigt: &bdquo;Das ist eine technisch sehr gute Lösung“. Ziel verfehlt? Der von der Politik vorgegebene Zielwert von 50 Millionen Euro wurde indes auch mit den Einsparungen der Büros verfehlt. Das ficht Tappe nicht an: &bdquo;Wir hatten allein in den vergangenen zwei Jahren 27 Prozent Baupreissteigerungen. Eine weitere Kostenreduzierung wäre aus meiner Sicht nicht zu vertreten.“ Spielräume bei vierter Reinigungsstufe Spielräume erhält die Politik bei der vierten Reinigungsstufe. Sie ist aktuell mit dem sogenannten Ozonreaktor und einem Aktivkohle-Filtersystem geplant. Ziel: das Abwasser auch von Mikroorganismen zu befreien. &bdquo;Es würde mit Blick auf kommende EU-Verordnungen wenig Sinn machen, die Anlage ohne vierte Reinigungsstufe zu planen - das hat uns auch die Bezirksregierung signalisiert“, sagt Tappe. &bdquo;Aber man könnte auf den Aktivkohle-Filter verzichten.“ Eine Frage, die nicht unbedingt sofort beantwortet werden muss, denn die vierte Reinigungsstufe soll erst 2028/29 gebaut werden. 50 Prozent Fördermittel des Landes werden beantragt, womöglich gibt es auch EU-Mittel in größerem Umfang. Lesen Sie auch: Berater hält Plädoyer für Aldi-Verlagerung in Halle - und wird überrascht Die Gebühren für Kläranlage steigen Gerade erst hat die Stadt vorgeschlagen, die Abwassergebühren von 1,80 auf 2,80 Euro/Kubikmeter zu erhöhen, um die Kosten zu decken. &bdquo;Wenn wir eine komplett neue Anlage bauen, werden wir in Regionen wie die Stadt Werther mit gut vier Euro pro Kubikmeter kommen“, kündigte der Bürgermeister an. &bdquo;Aber wir waren jahrelang unter den Günstigsten in NRW. Die Investitionen sind nötig, und Umweltstandards anzuheben kostet eben Geld.“ Der Zeitplan In der kommenden Woche, am Mittwoch, 11. Dezember, berät der Bauausschuss über die Pläne - am 18. Dezember könnten sie im Stadtrat verabschiedet werden. Warum jetzt die Eile? &bdquo;Es gibt wenige Entscheidungsspielräume - und jeder Monat, den wir warten, kostet 117.000 Euro“, argumentiert Manfred Bonensteffen. Macht die Politik den Weg frei, könnte im ersten Halbjahr 2025 die Genehmigungsplanung folgen, bis September würden die Förderanträge gestellt. Von März bis Oktober 2026 liefen die Ausschreibungen - und von Ende 2026 bis 2030 würde dann im laufenden Betrieb umgebaut. Ziemlich genau in sechs Jahren könnte die neue Kläranlage komplett in Betrieb genommen werden.

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