„Ping Pong Paradise“: Filmemacher aus Steinhagen erfüllt sich mit Doku einen Traum

Steinhagen. Das Klacken eines Tischtennisballs ist ein unscheinbares Geräusch: schnell, rhythmisch, irgendwie auch ein bisschen meditativ. Im Film &bdquo;Ping Pong Paradise“ bekommt es eine neue Bedeutung. Es wird zum Pulsschlag einer Geschichte über Ehrgeiz, Macht und den tiefen Fall eines Vereins, der glaubte, mit Geld und Visionen die Welt des Rückschlagsports auf den Kopf stellen zu können. Jonas Egert aus Steinhagen hat den Auf- und Abstieg des TTC Neu-Ulm aus nächster Nähe beobachtet. Und daraus eine Dokumentation gedreht, die in rund zwei Wochen in 20 Kinos in Deutschland läuft – am 26. Oktober auch im Lichtwerk in Bielefeld. An dem Abend – und an allen anderen auch – wird der 31 Jahre alte Filmemacher selbst im Publikum sitzen und vermutlich auf viele bekannte Gesichter treffen. Nach seinem Abitur am Steinhagener Gymnasium zog es Jonas Egert weg aus der Provinz – rein ins pulsierende Großstadtleben. Nach Praktika bei Kanal 21 in Bielefeld, beim NDR in Hamburg und bei einer ProSieben-Produktionsfirma setzte er sich 2015 als einer von nur zehn Bewerbern im Aufnahmeverfahren an der renommierten staatlichen Hochschule für Fernsehen und Film in München durch. Und erfüllte sich damit seinen größten Traum. Gemeinde Steinhagen zeigt ersten Film &bdquo;Ich habe mich schon immer sehr fürs Filmemachen interessiert“, erinnert er sich. Während seine Klassenkameraden im Deutschunterricht Aufsätze schrieben, bediente Jonas Egert lieber die Kamera. Einige Lehrerinnen und Lehrer förderten seine Leidenschaft. &bdquo;Die Drehbücher waren wahrscheinlich furchtbar“, meint er und lacht. &bdquo;Aber ich bin dankbar, dass man mir diesen Freiraum gelassen hat.“ Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von Ping Pong Paradise Film (@pingpongparadise.film) Seine ersten Werke liefen zwar noch nicht auf Festivals – dafür aber im Ratssaal von Steinhagen. Die Gemeinde zeigte dort einen Film, der gemeinsam mit anderen im Energie- und Umweltkurs entstanden war. Ein zarter Anfang – gleichwohl ein entscheidender, der ihn darin bestätigte, seinen Weg weiter zu gehen. Steinhagener Experte verrät: Diese Horror-Filme sollte man gesehen haben Schwerpunkte seines Studiums waren Dokumentarfilm und Fernsehpublizistik. Jonas Egert lernte, Regie zu führen. Und das Einmaleins der Produktion: Schnitt, Kamera, Ton, Licht. Auch technische Inhalte standen auf dem Stundenplan. Insgesamt aber genoss er viele Freiheiten, wie er sagt. Nebenbei arbeitete er bei der Filmfirma &bdquo;if...productions“. Später gründete er in &bdquo;madfilm“ ein eigenes Unternehmen. Steinhagener ist nah dran an den Top-Stars 2022 begann er mit seiner Abschlussarbeit an der Hochschule. Einen Langfilm wollte er drehen – und die Idee zu &bdquo;Ping Pong Paradise“ war geboren. Durch seinen Mentor, den Dokumentarfilmer Jörg Adolph, und einen Artikel in der &bdquo;Süddeutschen Zeitung“ stieß er auf den TTC Neu-Ulm – den jungen Verein mit dem fast märchenhaften Aufstieg. Ein Medienunternehmer hatte beschlossen, die Schwaben in die Spitze des Welt-Tischtennis zu führen – mit Geld, Visionen und einer internationalen Startruppe rund um den deutschen Weltklassespieler Dimitrij Ovtcharov und den schwedischen Shootingstar Truls Möregårdh. Doch je höher die Erwartungen, desto dünner die Luft. Während die neuen Stars gefeiert wurden, standen drei russische Spieler des ursprünglichen Kaders plötzlich am Rand – gesperrt, entmachtet, verloren zwischen Sport und Politik. Jonas Egert befand sich mitten drin im Widerspruch zwischen Luxus, Lederhosen-PR-Terminen und sportlichem Druck. &bdquo;Ping Pong Paradise“ ist weniger ein Sportfilm Eine ganze Saison begleitet er das Drama. Mit viel Geduld. Als stiller Beobachter. &bdquo;Der Trainer Dmitrij Mazunov hat immer gespiegelt, wo es brodelt“, sagt er. Auch Vereinsgründer Florian Ebner zeigte sich stets sehr offen. Gemeinsam mit Kameramann Felix Riedelsmeier und Produzent Sylvain Cruizial, ein Studienfreund, der sich um Finanzen und Verträge kümmerte, sammelte Jonas Egert insgesamt 180 Stunden Rohmaterial. Timm Oberwelland: Dieser Steinhagener produziert Kino-Blockbuster In der Postproduktion half Cutterin Anja Pohl dann dabei, den Kern zu destillieren. Sie kürzte den Film rigoros auf 110 Minuten. &bdquo;Ohne sie würde ich vermutlich heute noch schneiden“, sagt der Steinhagener. Ihr also sei es zu verdanken, dass &bdquo;Ping Pong Paradise“ im Mai 2025 uraufgeführt werden konnte. Seine Premiere feierte er beim DOK.fest München – ohne Preis, aber mit großem Publikumsinteresse. Das reichte, um den Münchner Verleih Cineglobal zu überzeugen, den Film bundesweit in die Kinos zu bringen. &bdquo;Wenn man so lange an einem Projekt arbeitet, ist es ein unglaubliches Gefühl, es endlich auf der großen Leinwand zu sehen – mit gutem Sound und echten Menschen im Saal“, freut sich Jonas Egert. Sein Werk richte sich dabei nicht nur an Tischtennis-Fans. Am Ende, meint er, sei &bdquo;Ping Pong Paradise“ weniger ein Sportfilm als ein Film über das Scheitern. Über die Illusion, Erfolg kaufen zu können. Und darüber, wie dünn die Linie zwischen Vision und Wahnsinn manchmal ist. Dass auch im größten Paradies der nächste Absturz nur einen Ballwechsel weit entfernt sein kann. 📲 Aktuelle News bekommen Sie täglich über den WhatsApp-Kanal des HK

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