
Halle. Die Anstrengung stand Alexander Zverev auch einige Minuten nach Spielende noch ins Gesicht geschrieben. Der Schweiß perlte ihm von der Stirn, als er in der Mixed Zone den wartenden Journalistinnen und Journalisten Rede und Antwort stand. Deutschlands bester Tennisspieler hat nach 2023 und 2024 zum dritten Mal in Folge das Halbfinale der Terra Wortmann Open in Halle erreicht. Beim 2:0-Sieg (6:4, 7:6) über den Italiener Flavio Cobolli kämpfte der 28-Jährige allerdings nicht nur gegen seinen Gegner – sondern auch mit dem eigenen Körper.
Dem Weltranglistendritten gelang gleich zum Beginn des Matches ein Break. Beim Stand von 40:40 im zweiten Spiel krümmte er sich dann allerdings an der Grundlinie und signalisierte dem Stuhlschiedsrichter, dass er dringend auf die Toilette müsse. Nach der Rückkehr auf den Platz deutete er seinem Vater und seinem Bruder in Box an, dass er sich hatte übergeben müssen.
Schreckmoment auf den Rängen: Platte trifft am Kopf
„So etwas habe ich auch noch nie erlebt“, sagte der Hamburger später: „Erst ging es mir gut, dann fühlte ich mich auf einmal sehr sehr schlecht. 15 Minuten später ging es mir wieder gut.“ Während der Spielpausen überprüfte er immer wieder seinen Zuckerwert. Als der Olympiasieger von Tokio vier Jahre alt war, bekam er eine Diabetes-Diagnose gestellt. Ob die Krankheit die Probleme heraufbeschworen hat, blieb offen. „Entscheidend werden jetzt die nächsten Stunden werden – ich hoffe einfach, dass nun alles gut ist“, meinte er.
Zverev bedankt sich bei Publikum in Halle
Insgesamt sechs Breakbälle wehrte Zverev in der Anfangsphase der Partie ab. Zweimal in Folge konnte er seinen eigenen Aufschlag bei 0:40 halten, während Cobolli wegen der zahlreich vergebenen Möglichkeiten immer frustrierter dreinschaute. Weil dem Südeuropäer in den entscheidenden Ballwechseln immer ein paar einfache Fehler zu viel passierten, holte sich der Deutsche letztlich Durchgang eins.
In Satz zwei brachten beide Spieler jedes ihrer Servicegames durch. Die Entscheidung fiel deshalb im Tiebreak, in dem Zverev nach 4:5-Rückstand am Ende 8:6 gewann. Nach 1:41 Stunden nutzte er seinen zweiten Matchball und schrie kurz darauf seine Freude über den Sieg in den Haller Mittagshimmel. Anschließend bedankte er sich bei den Zuschauerinnen und Zuschauern, die ihn erneut frenetisch angefeuert hatten. „Das war ein hartes Stück Arbeit“, sagte er: „Cobolli ist ein super Spieler und ein super Typ – er hat es mir nicht leicht gemacht.“
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In der Vorschlussrunde am Samstag trifft Zverev nun auf Daniil Medvedev. Der Russe, der im Turnier an Position drei gesetzt ist, hatte sich kurz zuvor mit 6:4, 6:3 gegen US-Boy Alex Michelsen durchgesetzt. Der Weltranglistenelfte ist alles andere als ein Lieblingsgegner des fast zwei Meter großen Rechtshänders: Denn gegen ihn hat Zverev eine negative Bilanz. Von bisher 19 Duellen verlor er zwölf; darunter elf der vergangenen 13. Darauf angesprochen reagierte er schmallippig und brach ein TV-Interview abrupt ab.
Alexander Bublik schockt Top-Star Jannik Sinner

Neben Zverev und Medvedev hat es auch Alexander Bublik unter die besten Vier geschafft. Der Kasache, der 2023 das Turnier gewonnen hatte, schaltete in Tomas Machac erneut einen gesetzten Spieler aus. Am Donnerstag im Achtelfinale war dem 28-Jährigen, der mitunter unkonventionell spielt und auch mal Aufschläge von unten serviert, die große Sensation geglückt, indem er Top-Favorit und die Nummer eins der Welt Jannik Sinner aus dem Wettbewerb genommen hatte. Der Südtiroler, der als Titelverteidiger in die Lindenstadt gekommen war, musste zum ersten Mal seit eineinhalb Jahren vor dem Viertelfinale eines Turniers die Segel streichen.
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„Wir sind Tennisspieler und versuchen, jedes Match zu gewinnen, aber es ist etwas Besonderes. Ich habe noch nie eine Nummer eins der Welt geschlagen“, hatte Bublik nach seinem Coup über den French-Open-Finalisten gesagt. Er habe „versucht, so viel wie möglich zu retournieren und Asse aufzuschlagen, damit der Ball nicht zurückkommt, und das hat wirklich gut funktioniert“.
Sinner war nach seinem Ausscheiden enttäuscht und kündigte eine kurze Auszeit an. „Jetzt brauche ich ein paar Tage Pause. Ehrlich gesagt glaube ich, dass mir das gut tun wird“, sagte er. Danach habe er rund eine Woche Zeit, sich auf Wimbledon vorzubereiten. Der dritte Grand Slam des Jahres startet am 30. Juni. Im Vorjahr war der 23-Jährige im Viertelfinale gegen Medwedew ausgeschieden.
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