Ex-Arminia-Profis aus Steinhagen glauben an Bielefelder Pokalsieg in Berlin

Steinhagen. In ihrem Leben gibt es erstaunlich viele Parallelen: Jörg Böhme (51) und Detlev Dammeier (56) waren erfolgreiche Fußballprofis und spielten für Arminia Bielefeld. Beide sind nach ihrer aktiven Karriere in Steinhagen sesshaft geworden und schlugen eine Trainerlaufbahn ein. Aktuell arbeiten Böhme und Dammeier in der Westfalenliga und treffen mit ihren Mannschaften FC Nieheim und Delbrücker SC am Sonntag sogar direkt aufeinander. Vor allem aber haben beide erlebt, was die Spieler von Arminia Bielefeld und VfB Stuttgart noch vor sich haben: Sie standen im Endspiel des DFB-Pokals. Im Interview sprechen sie über ihre Erinnerungen und die Chancen des DSC Arminia Bielefeld am Samstag. &bdquo;Arminia Bielefeld fährt nach Berlin“. Frage an Sie beide: Hätten Sie diese Schlagzeile vor zwei Jahren für möglich gehalten? JÖRG BÖHME: Mit Sicherheit nicht. Vor allem die Art und Weise, mit der Arminia durch den Pokal marschiert ist, ist phänomenal. Man darf dabei aber auch die Fans nicht vergessen, die die Mannschaft sensationell von Runde zu Runde getragen haben. Das ist ein echtes Faustpfand. DETLEV DAMMEIER: Natürlich können solche Dinge im Fußball immer mal wieder passieren, gerade im Pokal. Aber wenn man realistisch an das Thema rangeht und bedenkt, dass der Verein damals ohne Mannschaft dastand, hätte ich daran nicht geglaubt, nein. Wie und wo werden Sie das Spiel Samstag verfolgen? DAMMEIER: Sehr wahrscheinlich in der Heimat, mit der Familie oder Freunden. Das Finale wird ein großartiges Event, und ich gönne es allen, die das in Berlin erleben dürfen. Aber ich halte mich da raus – auch weil wir am nächsten Tag mit Delbrück ja noch ein Spiel haben. BÖHME: Normalerweise schaue ich Fußballspiele gerne alleine, dann geht mir keiner auf den Zeiger (lacht). Aber diesmal werde ich mich wohl mit Freunden treffen und ein bisschen feiern. Dass Arminia in so einem Finale steht, erlebe ich ja sehr wahrscheinlich kein zweites Mal mehr. Jörg, Sie haben den Pokal 2001 und 2002 jeweils mit dem FC Schalke gewonnen. Beim ersten Mal schossen Sie beide Tore zum 2:0-Sieg über Union Berlin. Der größte Moment Ihrer Karriere? BÖHME: Die ganze Saison war für uns damals etwas Besonderes. Eine Woche vorher waren wir am letzten Spieltag für vier Minuten Meister der Herzen, ehe uns Bayern noch abgefangen hat. Wir waren völlig fertig. Unser Trainer Huub Stevens hat uns danach drei Tage frei gegeben. Als wir am Mittwoch wieder zum Trainingsgelände kamen, haben uns 30.000 Fans mit Standing Ovations begrüßt. Ich bekomme jetzt noch Gänsehaut, wenn ich daran denke. Die Konstellation im Finale 2001 war ähnlich wie am Samstag: Schalke war haushoher Favorit, Union als Drittligist krasser Außenseiter. BÖHME: Wir hatten eine Menge zu verlieren damals. Und Berlin war auf der Siegerstraße, genauso wie Arminia heute. Zum Glück haben wir ihnen mit dem Tor zum 1:0 relativ früh den Zahn gezogen. Welchem Arminen trauen sie am Samstag die Rolle des Matchwinners zu? BÖHME: Der ganzen Mannschaft. Seit Fabian Klos aufgehört hat, gibt es keinen Spieler mehr, um den sich alles dreht. Das ist die Basis. Wenn Sie es dann noch schaffen, sich nicht von der Kulisse beeindrucken zu lassen, ist eine Überraschung möglich. Lesen Sie auch: Arminia Bielefeld in Berlin: Diese Pläne haben Fans aus dem Altkreis Halle Detlev, Sie standen 1995 mit dem VfL Wolfsburg im Finale und unterlagen 0:3 gegen Borussia Mönchengladbach. Welchen Stellenwert hat dieses Spiel in Ihrer Karriere? DAMMEIER: Es gab sicher Spiele, die sportlich wichtiger waren, weil sie über den Aufstieg und damit den Ausgang einer ganzen Saison entschieden haben. Unser 5:4 mit Wolfsburg gegen Mainz 1997 zum Beispiel. Seitdem spielt der VfL durchgehend in der Bundesliga. Der DFB-Pokal war damals noch nicht so ein großes Event wie heute. Trotzdem waren das ganze Drumherum und die Tage davor, in denen sich alles um das Finale dreht, natürlich ein Highlight. Das Kribbeln, das in der ganzen Stadt zu spüren ist, ist einzigartig. 2005 und 2006 hatten Sie mit Arminia jeweils im Halbfinale die Chance, das Ticket für Berlin zu lösen. Warum hat es nicht geklappt? DAMMEIER: Beim ersten Mal sind wir gegen Bayern München schon in der dritten Minute in Rückstand geraten. Es war ein taktischer Fehler damals von unserem Trainer Uwe Rapolder, Massimilian Porcello beim Eckball gegen einen super Kopfballspieler wie Michael Ballack zu stellen. So waren wir schnell im Hintertreffen und Bayern einfach zu heiß, um uns noch mal rankommen zu lassen (das Spiel endete 0:2). Ein Jahr später in Frankfurt (0:1) haben wir das Finale dagegen verschenkt, weil uns einfach der Mut fehlte (Detlev Dammeier war damals nicht im Kader, Anmerkung der Redaktion). In Ihrem einzigen Spiel als Trainer von Arminia Bielefeld haben sie mit 2:0 gewonnen – ausgerechnet gegen den VfB Stuttgart. Wo liegt Arminias Chance im Finale am Samstag? DAMMEIER: Stuttgart war damals deutscher Meister und hatte wie heute eine herausragende individuelle Qualität in der Mannschaft. Wenn sie ihr oberstes Level erreichen, hat Arminia keine Chance. Aber wenn die Bielefelder wieder fighten wie blöd und Stuttgart ihnen ähnlich wie Leverkusen den Gefallen tut, von seiner spielerischen Linie abzuweichen, kann es noch mal klappen. 2010 wurden Sie als Geschäftsführer Sport bei Arminia vorzeitig entlassen. Wie ist Ihr Verhältnis zum Verein heute? DAMMEIER: Relativ neutral würde ich sagen. In den zehn Jahren, die ich im Verein war, sind ein paar Dinge passiert, die nicht okay waren. Und außer Michael Schweika (Physiotherapeut) und Schonzi (Zeugwart Rainer Schonz) ist aus meiner Zeit ja auch keiner mehr da. Aber wenn Arminia erfolgreich ist, freue ich mich natürlich mit – auch für die Stadt und die Region. Jörg, hätten Sie nicht Lust, mal für die Traditions-Elf von Arminia aufzulaufen? BÖHME: Selbst spielen kann ich wegen meines kaputten Knies leider nicht mehr. Weder für Schalke noch für Arminia. Aber ich habe vor einem Jahr als Trainer bei Mitch Kniat hospitiert. Das war eine geile Woche. Ich bin damals mega gut aufgenommen worden. Das Trainerteam von Arminia funktioniert super, jeder kennt seine Aufgabe und die Basics sind mittlerweile bei der Mannschaft angekommen. Deshalb ist der aktuelle Erfolg auch absolut verdient. Am Sonntag nach dem Endspiel treffen Sie mit Ihren Mannschaften in der Westfalenliga aufeinander. Was würden Sie wählen, einen Sieg für Arminia oder drei Punkte für Ihren Verein? DAMMEIER: Wie gesagt, ich gönne Arminia den Pokalsieg. Aber auch wenn wir seit dem vergangenen Sonntag endgültig abgestiegen sind, möchte ich das direkte Duell gegen Jörg schon gerne gewinnen. Aber er natürlich auch (lacht). BÖHME: Detlev hat recht. Vom Pokalsieg hätte ich persönlich ja nichts. Meine Mannschaft dagegen steht im Abstiegskampf brutal unter Druck und braucht jeden Punkt. Aber egal, wer gewinnt: Unsere Freundschaft wird darunter nicht leiden. Wie lauten Ihre Tipps für die beiden Spiele? DAMMEIER: In der Liga gewinnen wir 3:1. Und den Pokal holt sich Arminia im Elfmeterschießen. BÖHME: Unsere eigenen Spiele tippe ich grundsätzlich nicht. Aber im Finale schlägt Bielefeld Stuttgart mit 3:1. Aktuelle News bekommen Sie täglich über den WhatsApp-Kanal des HK

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