Trainer-Casting im Altkreis Halle: Ist Frauenhandball Männersache?

Altkreis Halle. Yannick Hansel übergibt beim TuS Brockhagen an Lokman Direk. Die TG Hörste verpflichtet Timo Ortmeyer als Nachfolger von Dustin Lohde. Tobias Hofäcker (aktuell Spvg. Steinhagen) löst Sven-Hendrik Janson bei Union 92 Halle ab. Schlagzeilen aus den vergangenen Wochen, allesamt geprägt von gestandenen Männern auf der Trainerbank. Alltagsgeschäft für Vereine und Redaktion, könnte man meinen. Wäre da nicht die Tatsache, dass es sich exklusiv um Nachrichten aus dem Frauenhandball handelt. Nur Männer auf Sonja Schäpers Liste Die Liste ließe sich fast beliebig erweitern. Bis hinab zur Kreisklasse haben bei den Damenmannschaften im Altkreis überwiegend männliche Cheftrainer das Sagen. Selbst in zweiter Reihe werden die meisten Co- und Torwart-Trainerposten von den Herren der Handball-Schöpfung besetzt. Warum ist das so? &bdquo;Gute Frage“, findet auch Sonja Schäper. Nachdem Dustin Lohde seinen Abschied am Saisonende angekündigt hatte, hatte die Sportliche Leiterin des Frauen-Regionalligisten TG Hörste für die Neubesetzung des vakanten Trainerstuhls eine Prioritätenliste erstellt. Mehrere Namen standen darauf. Die meisten bleiben geheim. &bdquo;Aber eine Frau war nicht dabei“, verrät sie. Hörsterin fühlt sich oft &bdquo;nicht ernst genommen“ Sonja Schäper macht keinen Hehl daraus, dass sie männliche Kandidaten für die Aufgabe besser gewappnet sieht. Ihr Erklärungsansatz liegt in der speziellen Psychologie: &bdquo;Unter Frauen“, sagt sie, &bdquo;herrscht von Natur aus ein größeres Konkurrenzdenken. Wenn dann noch eine Frau ganz vorne steht und sagt, wo es langgeht, birgt das ein hohes Stresspotenzial.“ Doch nicht nur gegenüber der eigenen Mannschaft hätten es Frauen mit sportlichem Führungsanspruch schwer. &bdquo;Wenn ich als Funktionärin mit Trainern oder Spielerinnen von anderen Vereinen spreche, fühle ich mich oft nicht ganz ernst genommen“, erzählt Sonja Schäper. Daraus folgert sie: &bdquo;Männliche Gesichter haben im Handball immer noch mehr Gewicht.“ Training mit Frauen fordert viel Herzblut Ein zweiter Grund, warum Frauen im Frauenhandball selten das Kommando haben, liege im fehlenden Angebot. &bdquo;Es gibt kaum Frauen, die die nötige Qualifikation oder eine geeignete Vita für den Trainerjob in der Regionalliga mitbringen“, sagt Sonja Schäper. Ihrer Meinung nach nehmen traditionelle Rollenmuster auch hier Einfluss. &bdquo;Eine Frauenmannschaft zu trainieren, wird meist nicht gut bezahlt, erfordert aber umso mehr Herzblut. Viele Frauen investieren dies lieber in die Familie, wenn sie älter werden“, sagt die Hörsterin, die selbst zwei handballbegeisterte Kinder im Erwachsenenalter hat. Aktuelle News bekommen Sie täglich über den WhatsApp-Kanal des HK Eine Ausnahme ist Maren Schacht. Die Oberligaspielerin von Union 92 Halle ist Mutter eines vier Jahre alten Sohnes. Als sie vor einiger Zeit die Trainer-B-Lizenz erwarb, war sie eine von nur zwei Frauen in einem Lehrgang mit rund 30 Anwärtern. Theoretisch wäre sie damit berechtigt, eine Mannschaft in der Regionalliga zu coachen. &bdquo;Anfragen gibt es immer wieder mal“, erzählt die 31-Jährige. Hallerin könnte sich anspruchsvollen Job vorstellen Aus zeitlichen Gründen lehnte Maren Schacht bisher zwar ab, grundsätzlich könne sie sich aber sehr gut vorstellen, eines Tages eine Frauenmannschaft zu trainieren. Wohl auch, weil sie selbst mit dieser Konstellation gute Erfahrungen gemacht hat. &bdquo;Als ich bei Minden-Nord gespielt habe, war Andrea Leiding eine der besten Trainerinnen, die ich bis jetzt hatte.“ Auch mit Karina Wimmelbücker arbeitete Maren Schacht beim TV Verl gerne zusammen. Klar ist für Maren Schacht aber auch: Im zwischenmenschlichen Bereich stellt die Arbeit mit weiblichen Sportlerinnen besondere Ansprüche. &bdquo;Frauen sind emotionaler und nehmen viele Sachen persönlich. Deshalb ist es noch wichtiger als im Männerhandball, die Rollen klar zu trennen und Distanz zu den Spielerinnen zu halten“, sagt sie. Brockhagenerin würde neue Erfahrung begrüßen Vielleicht führt sie ihr Weg irgendwann einmal mit Kim Wienböker zusammen. Die 24 Jahre alte Rückraumspielerin des TuS Brockhagen, vorher in Senne und Verl am Ball, erlebte bislang ausschließlich männliche Trainer. &bdquo;Im Jugendbereich gibt es relativ viele Frauen, die das machen“, erklärt sie. &bdquo;Aber bei den Senioren fehlen ihnen oft die weiblichen Vorbilder.“ Kim Wienböker glaubt, dass sich Frauen im Trainerjob &bdquo;stärker beweisen müssen als Männer“. Ein Ausschlusskriterium ist das für die C-Lizenz-Inhaberin aber nicht. Im Gegenteil: Einer Frau auf der Trainerbank des TuS Brockhagen stünde sie völlig offen gegenüber: &bdquo;Das wäre für mich mal eine neue Erfahrung.“

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