Hallerin stürzt sich ganz allein in ein außergewöhnliches Abenteuer

Halle. Über eine WhatsApp-Gruppe hält Céline Dessin den Kontakt zu Familie und Freunden. Meistens am Abend versorgt die junge Hallerin ihre Liebsten mit den besten Fotos und den schönsten Eindrücken des Tages. Seit Anfang Mai befindet sie sich auf einer Reise, die Mut und Entschlossenheit von ihr fordert. Eine Reise, die sie dazu bringt, ihre Komfortzone zu verlassen. Céline Dessin wandert aktuell auf dem Jakobsweg - dem berühmtesten Pilgerpfad der Welt. Die 27-Jährige ist ganz allein unterwegs. Gebucht hat sie im Vorfeld nur den Hinflug nach Bilbao und ihre erste Unterkunft vor Ort. &bdquo;Alles andere“, sagt sie, &bdquo;ergibt sich von unterwegs.“ Die Entscheidung, möglichst wenig zu planen, hat sie ganz bewusst so getroffen. &bdquo;Weil das sonst eigentlich überhaupt nicht meine Art ist“, meint sie und lacht. Schon früher hatte Céline Dessin den Wunsch, ins Ausland zu gehen. Nach ihrem Studium der Sonderpädagogik in Paderborn wollte sie für einige Zeit nach Südafrika. Die Corona-Pandemie machte der angehenden Lehrerin seinerzeit aber einen Strich durch die Rechnung. Also begann sie früher als geplant mit ihrem Referendariat an der Bernsteinschule in Halle. Dieses schloss sie im April ab - und bevor sie sich nach den Sommerferien vollends ins Berufsleben stürzt, wollte sie noch einmal ein Abenteuer erleben. Hallerin wandert allein - hat sie Angst? Besonders auf dieses vorbereitet, sagt Céline Dessin, habe sie sich nicht: &bdquo;Ich bin immer schon gerne gewandert und bringe als Sportlerin ja eine gewisse Grundfitness mit.“ Seit vielen Jahren spielt die Pädagogin beim SC Halle Volleyball. Außerdem besucht sie regelmäßig das Fitnessstudio. &bdquo;Trotzdem taten mir vor allem am Anfang nach meinen Etappen mächtig die Füße weh“, gibt sie zu. Etwa 20 bis 30 Kilometer pro Tag legt die Hallerin zurück. Mittlerweile hat sie so mehr als die Hälfte ihrer knapp 650 Kilometer langen Route nach Santiago de Compostela geschafft. Céline Dessin wandert immer an der spanischen Nordküste entlang. &bdquo;Weil ich das Meer und den Strand liebe“, erklärt sie. Eine App auf ihrem Smartphone hilft ihr dabei, sich nicht zu verlaufen. Außerdem sei auch auf andere Pilgerinnen und Pilger Verlass, die sie auf ihrer Strecke immer wieder trifft und mit denen sie gerne ins Gespräch kommt. &bdquo;Man unterstützt sich hier gegenseitig, weil alle ja irgendwie das gleiche Ziel haben“, berichtet Céline Dessin. &bdquo;Einsam habe ich mich in der vergangenen Zeit deshalb nicht ein einziges Mal gefühlt.“ Auch Angst habe sie keine. &bdquo;Obwohl mein Umfeld vor der Abreise natürlich gefragt hat, ob es eine gute Idee ist, als Frau allein zu reisen.“ Junge Frau ist &bdquo;mächtig stolz“ Was nur manchmal besser sein könnte, sei das Wetter. &bdquo;Es hat schon einige Male kräftig geregnet und auch von einem Gewitterschauer bin ich böse überrascht worden“, sagt sie: &bdquo;Zum Glück bin ich aber gut ausgestattet und auf alles vorbereitet.“ Mehr als 10 Kilogramm wiegt der Rucksack, den sie täglich schultert. &bdquo;Ich habe insgesamt aber auch zu viel Klamotten eingepackt“, räumt Céline Dessin ein: &bdquo;Wenn ich noch einmal losgehen würde, würde ich auf das ein oder andere Kleidungsstück verzichten.“ Insgesamt ist die junge Frau mächtig stolz auf sich, wie sie sagt: &bdquo;Ich habe mich einer großen Herausforderung gestellt.“ Noch nie zuvor sei sie so lange allein unterwegs gewesen. &bdquo;Ich genieße das aber total. Die Ruhe tut mir gut.“ Nach vor allem mental anstrengenden Monaten zuletzt habe sie genau diese Auszeit gebraucht.

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