Bitteres Aus nach 30 Jahren: Ist dieser Verein jetzt am Ende?

Bockhorst/Dissen. Andreas Kormeier ist traurig. Vor einigen Tagen musste der Vorsitzende schweren Herzens die erste Herren-Mannschaft des Vereins abmelden. Damit endet ein Kapitel im Altkreis-Handball. Zumindest vorerst. Denn die HSG-Verantwortlichen blicken bereits in die Zukunft. Die Zeiten sind für die HSG Bockhorst/Dissen nicht einfach. &bdquo;Wir hatten eine extrem dünne Spielerdecke", begründet Andreas Kormeier den Rückzug des Kreisligisten. Die erste Herrenmannschaft hätte in den nächsten Wochen acht Partien nachholen müssen. Angesichts der anhaltenden Corona-Welle und Infektionen innerhalb des ohnehin nicht gut aufgestellten Teams eine schier unmögliche Aufgabe. Die Abmeldung sei also folgerichtig – und bedeutet zugleich, dass der Verein vorerst aus dem Spielbetrieb des Handballkreises Gütersloh verschwindet. Spieler und Funktionäre bedauern das vorläufige Ende Muss das so bleiben? &bdquo;Nein", meint Andreas Kormeier. Schon lange hätten sich die Verantwortlichen der HSG auf diesen Schritt vorbereitet. &bdquo;Wir werden definitiv nicht von der Landkarte verschwinden", meint der Vorsitzende. Aber die Handballspielgemeinschaft müsse sich jetzt komplett neu aufbauen. Bockhorst/Dissen kündigte den Vertrag einer Jugendspielgemeinschaft mit der Spvg. Versmold (das HK berichtete). &bdquo;Hätten wir das nicht gemacht, hätte es uns nicht mehr gegeben", prophezeit Kormeier. Nun wolle man mit den unteren Jugendmannschaften beginnen und sich auch geografisch anders ausrichten. Der Verein, der die meisten Heimspiele ohnehin in Dissen ausgetragen hat, plane bereits Kooperationen mit Handballern aus dem niedersächsischen Bad Iburg. Auch Kooperationen mit anderen Städten im Nachbar-Bundesland stünden im Raum. Trotzdem will die HSG wie bisher am Spielbetrieb im Handballkreis Gütersloh teilnehmen. Falko Frauens verbrachte sein gesamtes Handballer-Leben bei der HSG. Im Alter von vier Jahren begann er mit dem Handballsport. &bdquo;Es war schon vor der Saison klar, dass es eng werden würde", erklärt der Rückraumspieler, der seine Laufbahn ab sofort bei Bezirksligist Spvg. Versmold fortsetzen wird. Er findet das Aus &bdquo;seiner" HSG natürlich schade. &bdquo;Aber es ist nun einmal, wie es ist." Mit seinen alten Mitspielern steht er weiterhin in Kontakt. Er kann sich vorstellen, dass das Team auf dem einen oder anderen Turnier noch einmal zusammenkommt und als &bdquo;Bo/Di" antritt. Beim Handballkreis Gütersloh beobachtet man die Situation mit großer Sorge. Die Zahlen der Mannschaften und Vereine würden immer weiter sinken. Zuletzt verschwand faktisch ein Verein – mit der Fusion der beiden Altkreis-Clubs TuS Borgholzhausen und TV Werther zur HSG Werther/Borgholzhausen. Auf der anderen Seite berichtet der stellvertretende Kreis-Vorsitzende Heinz-Hermann Jerrentrup von einer neuen Meldung der TSG Rheda im Seniorenbereich. &bdquo;Das macht den Kohl dann aber auch nicht fett", so Jerrentrup. Fakt ist: Der Handballkreis Gütersloh muss sich in den kommenden Jahren in allen Bereichen neu aufstellen. In den nächsten Wochen würden zunächst einmal vermehrt Sitzungen auf Vorstandsebene stattfinden, in denen an Zukunftskonzepten für den Handballkreis gebastelt werde. &bdquo;Bisher haben wir aber noch keine konkreten Ideen", sagt Jerrentrup, der auch Staffelleiter der Männer ist. Steht der Handballkreis am Scheideweg? Der Vorstand stellt zwar die Weichen für die Zukunft in Zeiten immer kleiner werdender Staffeln, doch Grund zum Schwarzmalen ist das lange nicht. Jerrentrup: &bdquo;Im Vergleich zu anderen Handballkreisen stehen wir noch sehr gut da." Im Verband Westfalen zählt Gütersloh zu den mitgliederstärksten Kreisen. Allerdings zeigten sich die Regionen in der Umgebung zuletzt fusionsbereit. 2019 gründeten Münster und Euregio Münsterland den neuen Handballkreis Münsterland. Dieser ist mit 56 gemeldeten Vereinen nun einer der größten in Deutschland. Im benachbarten Niedersachsen – flächenmäßig größer und dünner besiedelt als NRW – ist man vom klassischen Spielbetrieb auf Kreisebene weit entfernt. Schon seit Jahren spielen die Vereine in sogenannten Handballregionen. Diese umfassen mehrere Gebiete. Die Handball-Region Südost-Niedersachsen erstreckt sich beispielsweise über die Landkreise Gifhorn, Salzgitter, Peine, Braunschweig, Helmstedt und die Stadt Wolfsburg. Lange Auswärtsfahrten sind an der Tagesordnung. Für die HSG und Andreas Kormeier bleibt vorerst der wehmütige Blick zurück. Bockhorst/Dissen steht als erster Absteiger aus der Handball-Kreisliga fest. Ruhmreiche Auftritte wie das HSG-Testspiel gegen Bundesligist TBV Lemgo im April 2013 oder feucht-fröhliche Partynächte auf dem überregional bekannten Beachturnier bleiben den Mitgliedern im Versmolder Ortsteil und Dissen jedenfalls im Gedächtnis. Trotzdem: Zum 30. HSG-Geburtstag – die Vereinigung ging 1992 an den Start – hätten sich Andreas Kormeier und seine Mitstreiter ein anderes Geschenk gewünscht. Das, was vor drei Jahrzehnten mit der Gründung begann, geht nun zu Ende – vorerst.

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