Prominenz auf Haller Golfplatz: Was dieser Ex-Armine nach Karriereende vorhat

Halle. Nur kurz nippt Nils Quaschner an seinem Kaffee. Auf der Terrasse des Rossini, dem pittoresken Restaurant im Haller Golfclub Teutoburger Wald, ist die Untertasse schnell wieder besetzt. Der Mann mit der Cappy ist ins Parlieren gekommen. Es ist eine Ode an den Golfsport, der den früheren Profifußballer – dekoriert mit Europapokaleinsätzen und dem Erstliga-Aufstieg mit RB Leipzig – seit einiger Zeit fasziniert. &bdquo;Auf dem Platz lernt man sehr viel über sich. Es ist wie eine Offenbarung des Charakters", sagt Nils Quaschner. Ehrgeiz und Emotionen spielten beim Golf eine große Rolle, erklärt &bdquo;Quaschi", wie ihn Freunde und Bekannte nennen. &bdquo;Beim Golf hast du nach dem ersten Loch manchmal Anflüge von Zufriedenheit, weil es sehr gut gelaufen ist. Und beim zweiten geht der Abschlag dann direkt in die Rabatten." Auch wenn die länglichen Beete mit Zierbepflanzung auf dem Haller Golfplatz schön aussehen – die kleinen, weißen Kunststoffbälle sollten lieber in den mit Fahnen dekorierten Löchern landen. Handicap von 8,5 Damit das kontinuierlich und mit möglichst wenigen Schlägen passiert, lässt sich Quaschner derzeit zum &bdquo;Fully Qualified PGA Golfprofessional", kurz Golflehrer, ausbilden. &bdquo;Die Regelausbildungszeit beträgt drei Jahre, wobei man zuvor den C-Trainerschein gemacht haben muss", sagt der Ex-Armine, der seit einem guten Jahr zum Kreis der deutschlandweit rund 50 Absolventen gehört. Neben den praktischen Anteilen stehen Theorie, sportwissenschaftliche Aspekte und Videostudium auf dem Programm. &bdquo;Die Ausbildung beim Golf ist viel komplexer als die beim Fußball", erklärt Quaschner. Kurzfristig legt er den Fokus auf die Praxis, weil er bei einem Turnier Ende August mit maximal sieben über Par abschließen möchte. Diesen Leistungsnachweis braucht jeder angehende Golflehrer bis zum Ende der Ausbildung, um seine Spielfähigkeit unter Beweis zu stellen. Quaschners aktuelles Handicap liegt bei 8,5. Ortega und Salger brachten Quaschner zum Golfen Diese für einen ambitionierten Hobbyspieler bemerkenswerte Zahl hat sich der 27-Jährige in nur vier Jahren erspielt. In seiner Zeit bei Arminia Bielefeld (2017 bis 2020), in der er verletzungsbedingt nur vier Mal für die Schwarz-Weiß-Blauen auflief, knüpfte er den ersten Kontakt zu seiner neuen Lieblingssportart. &bdquo;Stefan Ortega und Stephan Salger haben mich damals mitgenommen. Ich war verletzt und hatte zwischen den Reha-Einheiten viel Zeit", erinnert sich Quaschner, der in Hoberge wohnt, an die Anfänge im Bielefelder Golfclub. Zu Beginn sei das Golfen für ihn &bdquo;okay" gewesen. &bdquo;Aber es hat mich nicht umgehauen. Erst beim dritten, vierten Besuch wurde es cooler", erklärt &bdquo;Quaschi". Spätestens nach der dritten Operation – Quaschner musste danach seine Fußballkarriere wegen anhaltender Knorpel- und Meniskusschäden in beiden Knien beenden – wurde Golf zu seiner großen Leidenschaft. &bdquo;Ich hatte Existenzängste, weil der Fußball meine berufliche Basis war" An die Tage und Wochen vor seinem offiziellen Abschied vom bezahlten Fußball kann sich Nils Quaschner gut erinnern. &bdquo;Ich hatte Existenzängste, weil der Fußball meine berufliche Basis war. Die Frage, wie es für mich weitergeht, hat mich beschäftigt", sagt der gebürtige Stralsunder. Ein Fernstudium an der IST-Hochschule Düsseldorf im Bereich Sportbusiness zerstreute seine Zweifel. Student im Hauptberuf, die Ausbildung zum Golflehrer nebenberuflich – Nils Quaschner ist glücklich mit seinem Leben. &bdquo;Als die endgültige Entscheidung klar war, dass ich nicht mehr Fußball spielen werde, war das wie eine Befreiung. Ich fühle mich gut, gesund – und das sogar mehr als während meiner Fußballzeit", sagt der ehemalige Offensivspieler, der den DSC Arminia weiterhin interessiert verfolgt. Cedric Brunner ist für ihn zu einem &bdquo;guten Kumpel" geworden, den er auch schon in der Schweiz besucht hat. Mit Fabian Klos trifft er sich ab und zu, zudem war er zum Bundesligaauftakt gegen den SC Freiburg im Stadion. &bdquo;Es war anders als sonst, weil ich mir selbst eine Karte gekauft habe und nicht irgendwo im VIP-Bereich rumgeturnt bin, aber trotzdem sehr schön", erklärt der ehemalige U 17-Nationalspieler. Gerne Gast in der Schüco-Arena Dass noch das ein oder andere Mal in der Schüco-Arena auftauchen wird, ist für ihn ausgemachte Sache. Mit seiner Verlobte Johanna, eine angehende Juristin, fühlt er sich in Bielefeld und Halle heimisch, beide sehen in der Region ihre Zukunft. Daran hat auch Michael Vormbäumen seinen Anteil. Der Manager des Golfclubs Teutoburger Wald &bdquo;hat mich aus Bielefeld mit nach Halle genommen. Er hat sich toll um mich gekümmert. Ihm habe ich viel zu verdanken" sagt Nils Quaschner. Seine Kaffeetasse hat er mittlerweile geleert. Was er nach dem Mittagessen noch vorhabe? &bdquo;Ich gehe aufs Putting-Grün." Den Ball mit dem letzten, meist kurzen Schlag im Loch zu versenken, &bdquo;ist meine größte Baustelle", gibt Quaschner zu. Daran will er arbeiten. Der für einen Profifußballer so eminent wichtige Ehrgeiz – er hilft Nils Quaschner auch bei seiner Laufbahn nach dem Fußball.

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