Nachwuchstalent: 18-jähriger Haller erfüllt sich in den USA einen Traum

Fynn Hessenkämper erfüllt sich einen Traum: Der 18-jährige Haller bekommt ein Stipendium an der Tusculum University. Neben dem Studium im Fach „Sportmanagement“ wird für ihn das Golfen eine zentrale Rolle in den USA spielen.

Fynn Hessenkämper | © Johnny Dähne

03.06.2021 | 03.06.2021, 17:00

Halle. In den vergangenen Tagen ging es bei den Hessenkämpers zu wie an der Börse. In ihrem Wohnhaus oberhalb des nur einen Abschlag entfernten Golfplatzes am Eggeberg wurden rund eine Woche die Aktien der verschiedenen amerikanischen Universitäten gehandelt, die sich allesamt die Dienste von Fynn Hessenkämper sichern wollten. Nach diversen Facetime-Sitzungen, Telefonaten, E-Mails und WhatsApp-Nachrichten stand seine Entscheidung schließlich fest.

„Für mich geht ein Traum in Erfüllung. Seitdem ich 13, 14 bin, habe ich darauf gehofft, nach Amerika aufs College gehen zu können", sagt Fynn Hessenkämper und grinst. Dass es zuletzt nicht mehr um das „ob", sondern vielmehr ums „wohin" ging, machte die Verhandlungen mit den bis zu sieben, quer über die USA verteilten Universitäten etwas entspannter. Wie sind die klimatischen Voraussetzungen zum Training vor Ort? Wird an der Uni Sportmanagement angeboten? Wie sieht das finanzielle Angebot aus? Diese und viele weitere Fragen flossen in die Entscheidungsfindung ein. Dazu kam der Zeitdruck, mit dem manche Universitäten eine schnelle Entscheidung herbeiführen wollten. „Am Ende bin ich sehr zufrieden mit der Auswahl. Coach Ross Cash hat sich sehr um mich bemüht, da habe ich ein sehr gutes Gefühl", erklärt Fynn Hessenkämper. Auch ein Angebot derselben Universität, an der bis vor einigen Tagen auch Yannick Köhnen, sein Freund und Kollege aus der Zweitligamannschaft des GC Teutoburger Wald, studiert und gespielt hatte, lag ihm vor.

Fynn Hessenkämper - © Johnny Dähne
Fynn Hessenkämper (© Johnny Dähne)

Dass die Dienste des Nachwuchsgolfers in Übersee so begehrt sind, hat Fynn Hessenkämper neben seinem Talent und Trainingsfleiß vor allem seiner Familie zu verdanken. „Sie fordern nichts von mir, sondern unterstützen mich einfach auf meinem Weg", erläutert er in Richtung seiner Eltern Claudia und Hagen und Schwester Julia. Von Letzterer hat er einen als Schlägerhaube fungierenden Plüschtiger bekommen. „Tiger Woods hat auch so einen", sagt Claudia Hessenkämper.

„Das Gute am Golfen ist, dass ich immer selbst verantwortlich für meine Leistung bin"

So wie bei einem der bekanntesten Golfspieler unserer Zeit erfüllt der flauschige Gefährte seinen Job als Glücksbringer auch bei Fynn Hessenkämper: Vor allem der dritte Platz bei der Deutschen Meisterschaft der unter 18-Jährigen im vergangenen Jahr ließ die Golfwelt auf den jungen Mann, der von seinem Zimmer jederzeit auf das Grün des Haller Golfplatzes blicken kann, aufmerksam werden.

Apropos räumliche Nähe zum Trainingsgelände: Welchen Einfluss hat das auf seine Passion? „Ganz ehrlich: Wenn wir nicht hier wohnen würden, hätte ich wahrscheinlich nie mit Golf angefangen", erklärt Fynn Hessenkämper. Als er zwei Jahre alt war, zogen seine Eltern in die Nähe des Haller Golfplatzes. Nach den klassischen Mannschaftssportarten Fußball und Handball probierte es Fynn – quasi um die Ecke – mit Golf. „Ich habe mit zwei Kumpels gespielt und gemerkt, dass ich es direkt beim ersten Mal ganz gut konnte", erläutert der Blondschopf.

Sein Ehrgeiz war geweckt. „Wenn ich Sport mache, mache ich das aus Spaß – aber auch, weil ich gewinnen will. Das Gute am Golfen ist, dass ich immer selbst verantwortlich für meine Leistung bin und so oft und so viel trainieren kann, wie ich möchte", sagt Fynn Hessenkämper zu den Vorteilen einer Individualsportart. Eine Sache vermisst er allerdings: „Den Körperkontakt. Beim Handball kann man auch mal richtig zulangen", erklärt Hessenkämper schmunzelnd.

Bis auf die Wahl des Wohnortes seiner Familie überlässt der Mann mit dem Handicap -3,1 wenig dem Prinzip Zufall. Zusätzlich zu den fast täglichen vier- bis sechsstündigen Trainingseinheiten auf dem Platz feilt Fynn Hessenkämper mit seinem Vater an seiner körperlichen Konstitution. Im Kreis Gütersloh vorrangig als Handballtrainer bekannt, coacht Hagen Hessenkämper seinen Sohn und diverse andere Spieler mit seiner Firma „GolfFitness" zum gewünschten Erfolg.

Ab August wird der Einfluss auf seinen Sohn weniger werden, dann beginnt für Fynn Hessenkämper das erste Semester an der Tusculum University im Bundesstaat Tennessee. Um einen Einblick in die Professionalität des Golfsports vor Ort mit seinen drei Plätzen an der Uni zu gewinnen, reicht eine Zahl: Bis zu fünf Mitarbeiter kümmern sich zeitgleich um den ordnungsgemäßen Zustand einer (!) Bahn.

„Geplant ist, dass ich mit meinen Eltern eine Woche früher dorthin fliege. Dann kann man sich schon einiges anschauen. Und New York ist auch nicht weit weg", sagt Fynn Hessenkämper voller Vorfreude. Den Umstand, dass Julia wegen der Schule nicht mitfliegen kann, mildert Frank: So heißt der Plüsch-Tiger, der im auch in den USA Glück bringen soll.