Karnevalspräsident (20) aus Steinhagen lässt sich besonderes Tattoo stechen

Steinhagen. Der Steinhagener Karnevalsclub Cronsbachfunken (KCCF) startet in ein außergewöhnliches Jahr. Denn 2025 übernimmt der vermutlich jüngste Sitzungspräsident des Landes das Zepter von seinem Vorgänger Ingo Eßler jun.. Die Karten für die Mega-Sause am 1. März sind längst ausverkauft. Fynn, Du wirst dieses Jahr mit gerade mal 20 Jahren Karnevalspräsident. Was sagen Deine Freunde dazu? Fynn Brosch: Die meisten sind da eher typisch ostwestfälisch drauf und können mit Karneval nicht so viel anfangen. Ich frage jedes Jahr einmal in die Runde, wer mit zur Prunksitzung möchte, und ansonsten lasse ich die mit dem Thema komplett in Ruhe. Zwei Freunde waren vergangenes Jahr zum ersten Mal dabei. Die haben nur gesagt: Alter, was war denn das? Wie haben die das gemeint? Fynn Brosch: Positiv. Die kamen aus dem Staunen gar nicht wieder raus und wussten nicht, dass es so etwas überhaupt bei uns in Steinhagen gibt. Die zwei kommen dieses Jahr wieder mit zur Prunksitzung. Das ist doch ein gutes Zeichen. Wie bist Du überhaupt zum Karneval gekommen? Fynn Brosch: Ich war damals mit meinem Bruder und dem Hund draußen unterwegs. Da hat uns Ingo aus der Nachbarschaft angesprochen, und gefragt, ob wir für den Karnevalsclub als Piloten beim Steinhagener Seifenkistenrennen antreten wollen. Wollten wir. Das ist jetzt neun Jahre her. Dass ich beim Straßenkarneval und beim Wagenbau mitmache, haben wir während der Corona-Zeit ausbaldowert. Daraus ist dann irgendwann auch die Idee entstanden, dass ich Ingo als Sitzungspräsident beerbe. Den Job will ohnehin niemand freiwillig machen. Dieses Jahr bin ich aber erst noch Präsidenten-Prakti. Alle nennen mich deshalb nur noch PePe. Ingo, damit sind Deine Tage als Präsi gezählt. Ingo Eßler jun.: Stimmt. Fynn wird in 62 Jahren Vereinsgeschichte unser vierter Sitzungspräsident. Vor mir haben das Thomas Leimkuhl und Axel Berger zusammen gemacht. Die waren auch schon recht junge Präsidenten. Aber sie waren definitiv älter als 20 Jahre, als sie angefangen haben. Warum hörst Du überhaupt auf? Ingo Eßler jun.: Weil es sich jetzt angeboten hat. Alle Vereine suchen händeringend nach jungen Leuten. Hier haben wir in Fynn die nächste Generation. Und wenn da jemand ist, der Lust dazu hat, ist das doch toll. Ich bin jetzt 53 Jahre alt und gehe mit Freude raus. Außerdem möchte ich Vereinsvorsitzender bleiben und kann die Cronsbachfunken auf diese Weise weiter unterstützen. Aber ich muss nicht mehr das Gesicht des Steinhagener Karnevals sein. Das ist nämlich auch anstrengend und kostet viel Energie. Fynn, was begeistert Dich am Karneval? Fynn Brosch: Einfach alles. Mein erstes Jahr beim Steinhagener Karneval - da bin ich aus dem Staunen gar nicht mehr herausgekommen. Darum auch das Tattoo? Fynn Brosch: Das &bdquo;11:11“ habe ich mir gerade erst Ende November stechen lassen. Am 11. 11. um 11.11 Uhr geht’s jedes Jahr aufs Neue los. Was hast Du sonst für Interessen? Fynn Brosch: Ich bin als Tischler in einem Steinhagener Betrieb angestellt und arbeite sehr viel. Da bleibt neben dem Job und Karneval nicht viel Zeit. Ab dem 11. 11. sind ohnehin alle Wochenenden für den Karneval reserviert. Ist Karneval hier in der Gegend für junge Leute überhaupt ein Thema? Fynn Brosch: Nicht unbedingt. Mein Ziel ist schon, mehr junge Leute zu begeistern. In einem Fall ist es mir schon geglückt. Wir haben ein neues Elferrats-Mitglied. Ein Freund von mir; der ist erst 18 Jahre alt. Um unsere Tanzgruppen mache ich mir keine Sorgen. Da kommen ständig neue junge Leute nach. Ingo Eßler jun.: Das Durchschnittsalter bei uns im Verein liegt ungefähr bei 36 Jahren. Das ist eine wirklich gute Zahl. Lesen Sie auch: Rätselhafter Reim: KI kreiert Motto für Karneval in Steinhagen Fynn, bist du schon aufgeregt? Immerhin wirst du am 1. März bei der Prunksitzung vor 600 Menschen stehen. Fynn Brosch: Als Kind hätte man mich nicht auf eine Bühne stellen dürfen. Da war ich total schüchtern. Durch meine Konfi-Arbeit bin ich mehr aus mir herausgekommen und habe zum Beispiel Gottesdienste moderiert. Das hilft mir jetzt. Ich bin deutlich offener und lockerer geworden. Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an Ein Beitrag geteilt von KarnevalsClub Cronsbach Funken (@kccf_steinhagen) Ingo, was gibst Du Deinem künftigen Nachfolger mit auf dem Weg? Ingo Eßler jun.: Erst mal muss er immer er selbst bleiben. Sobald etwas aufgesetzt oder auswendig gelernt rüberkommt, stinkt das sechs Meilen gegen den Wind. Und dann riecht man auch die Angst. Etwas Lampenfieber ist aber ganz normal. Sind Karnevalisten eigentlich ein dankbares Publikum? Ingo Eßler jun.: Wenn Du die kriegst, ist es das beste Publikum der Welt. So eine Veranstaltung kann aber auch mal eine Eigendynamik entwickeln. Nicht immer zum Positiven. Wir hatten vergangenes Jahr nach einem Programmpunkt schon zwei Zugaben. Das Publikum wollte noch eine, wir mussten aber im Programm weiterkommen. Auf einmal fingen die Leute an, zu buhen. Da habe ich nur gedacht: Was geht denn jetzt ab? So etwas muss man als Moderator abfangen können. Freundlich, aber bestimmt. Und ich weiß: Fynn ist ja um keinen Spruch verlegen. Ich habe da gar keine Sorge, dass er das packt.

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