Bielefeld

Arminias neuer Trainer kommt aus dem Altkreis

Tom Rerucha arbeitet hauptberuflich beim Arbeiter-Samariter-Bund. Nach Feierabend ist Fußball seine große Leidenschaft. Hier hat er jetzt eine herausfordernde Aufgabe übernommen: Er soll Arminias Frauen zum Klassenerhalt in der 2. Liga führen.

Beobachtet das Geschehen: Arminias neuer Frauen-Trainer Tom Rerucha in der EDI-MEDIEN-Arena. | © Thomas F. Starke

Peter Burkamp
24.04.2021 | 24.04.2021, 19:32

Bielefeld. Tom Rerucha kennt sich aus mit Notfällen. Hauptberuflich ist er als Leiter Einsatzdienste beim Arbeiter-Samariter-Bund OWL beschäftigt. Er organisiert, neben den Themen, die Corona aktuell mit sich bringt, „alles, was mit Blaulicht zu tun hat. Organ- und Bluttransporte, ärztliche Notfall- und Sanitätsdienste". Sein zweites Betätigungsfeld ist der Fußball. Und da hat der 45-Jährige einen Job übernommen, der gern als „Feuerwehrmann" bezeichnet wird.

Als Nachfolger von Trainer Markus Wuckel sollen der A-Lizenz-Inhaber und sein Team den Klassenerhalt mit Arminia in der 2. Frauen-Bundesliga schaffen. Dabei hat er gleich mit einem Handicap zu leben. Mittelfeldspielerin Madeline McCracken verletzte sich am Knie und wird in dieser Saison wohl nicht mehr spielen können. Über seinen Einstieg, seine Aufgabe, seine Eindrücke und Pläne gibt Tom Rerucha jetzt Auskunft.

So kam er zu seinem neuen Job

Präsident Hans-Jürgen Laufer war früh auf das Nachwuchsleistungszentrum und dessen Leiter Finn Holsing wegen einer internen Lösung zugegangen. Bei der Suche fiel schnell der Name Rerucha. „Der Kreis derer, die mit einer A-Lizenz zur Verfügung standen, war nicht so groß. Mein erster, ganz ergebnisoffener Kontakt mit Jan Reineke und Wolfgang Lohmeier von der Frauen-Abteilung war sehr sympathisch und hat dazu geführt, mich mit dem Thema zu beschäftigen und zu überlegen, ob das was für mich ist und ob ich helfen kann.

Ich bin niemand, der gleich ,Hier!’ schreit und unüberlegt handelt. Ich habe weitere Gespräche geführt. Neben anderen auch mit Lea Notthoff, die jetzt beim FLVW das Mädchen-Internat leitet und bei uns Sportpsychologin war. Sie kann einschätzen, wie ich ticke und den Kader der Mannschaft beurteilen. Sie hat gesagt: Mach es. Dann musste noch das Team zusammengestellt werden."

Diese Trainer bilden das Team

Viel Neues für die DSC-Frauen: Die Trainer Tom Rerucha und Christine Austerschmidt erklären die nächste Spielform. - © Thomas F. Starke
Viel Neues für die DSC-Frauen: Die Trainer Tom Rerucha und Christine Austerschmidt erklären die nächste Spielform. (© Thomas F. Starke)

„Wir haben als Verein etwas zusammengestrickt, was gut funktioniert. Christine Austerschmidt kenne ich aus meinem Bereich als U-11-Cheftrainerin. Dazu gehören auch Kira Klemmer, die selbst 2. Liga gespielt hat und bei uns als Athletik-Trainerin arbeitet, und NLZ-Torwarttrainer Moritz Vogt. Insgesamt übernehme ich mehr den taktisch geprägten Part und mache auch Individualtraining. Wir teilen häufig in Gruppen auf, da arbeitet Christine mit ihrer separat. Wir versuchen, über Spielformen taktische Elemente reinzubekommen."

So sahen die ersten Arbeitsstunden aus

„Zu Beginn habe ich viele frühere Spiele geschaut und mir ein Bild vom Kader verschafft. Es ging darum: welche Spielerinnen haben wir und welche Qualitäten besitzen sie? Danach überlegt man sich, wie man spielen möchte und welche Trainingsinhalte sich daraus ergeben. Ich habe auch ganz viele Gespräche geführt, um die Spielerinnen kennenzulernen und ihre Sorgen zu begreifen."

Der Wechsel von Wuckel auf Rerucha

Das vom Abteilungsvorstand formulierte Ziel lautet, die Mannschaft solle mehr über das Fußballerische kommen. „Als Trainer im NLZ ist es unsere Aufgabe, Spieler weiterzuentwickeln. Das kommt mir jetzt zugute, weil man viel neuen Input reinbringt und einiges auch anders angeht. Das ist ja völlig normal. Markus Wuckel und ich sind unterschiedliche Typen, ohne das zu werten. Es steht mir nicht zu, irgendetwas über Markus’ Erbe zu sagen. Wer 17 Jahre da war, kann nicht so viel verkehrt gemacht haben. Jetzt ist die Zeit für einen neuen Weg gekommen."

Wie die Mannschaft auftreten soll

Zum Zuschauen verurteilt: Madeline McCracken hat sich am Knie verletzt, möchte aber unbedingt dabei sein. - © Thomas F. Starke
Zum Zuschauen verurteilt: Madeline McCracken hat sich am Knie verletzt, möchte aber unbedingt dabei sein. (© Thomas F. Starke)

„Wir wollen uns nicht einigeln, werden vorn aber auch kein Harakiri spielen. Wichtig ist, dass wir uns im Mittelfeld anbieten und nicht auf den Ball nach vorn warten. In der Defensive müssen wir kompakt stehen. Da geht es darum, dass jede der Spielerinnen weiß, was sie zu tun hat und wo sie im Raum zu stehen hat. Dazu kommt die Verbindung mit dem Umschaltspiel nach vorn.

Wir müssen den Spielerinnen einfache Sachen an die Hand geben, die sie umsetzten können. Ganz konkret: Lisa Lösch sehe ich aktuell auf der Sechs. Dort kann sie ihre Qualitäten sehr gut ausspielen. Sie hat Übersicht und kann das Spiel in die Hand nehmen. Vorn haben wir mit Sarah Grünheid, Maja Sternad und Gentiana Fetaj sehr gute Qualität, Tempo und technische Versiertheit. Kim Schneider sehe ich eher auf der Achterposition. Sie kann im Mittelfeld auch mal 1:1-Situation lösen und dadurch Raum schaffen."

Die mentale Verfassung beim Ligaletzten

„Nach nur fünf Punkten aus der Hinrunde hatte ich eine schlechtere Stimmung befürchtet. Doch alle machen super mit, nehmen viel auf, wollen sich weiterentwickeln und den Schwung mitnehmen. Inwieweit wir das im Spiel umsetzen können, werden wir sehen. Es ist eine intensive Zeit, und es rauchen auch mal die Köpfe. Das bekomme ich zurückgemeldet, aber alle ziehen mit. Gerade auch die Älteren. Sarah Grünheid geht super voran."

Der Druck, Ergebnisse liefern zu müssen

„Wenn die Mannschaft in der Liga bleiben will, muss sie Punkte holen und über die sportliche Entwicklung besser werden. Es war nicht nur Pech, wenn man zwei Mal 1:5 gegen den FSV Gütersloh verliert, auch wenn der jetzt Tabellenführer ist. Die Mannschaft hat die Qualität für die 2. Liga. Sie muss Mut und Spaß am Fußball haben und das Gelernte schnell auf den Platz bringen. Ich habe das Gefühl, dass da eine Aufbruchstimmung ist."

Info
Zur Person

• Tom Rerucha ist in Bielefeld geboren, dann über Steinhagen im Borgholzhausener Stadtteil Barnhausen gelandet und dort aufgewachsen
• nach dem Besuch des Kreisgymnasiums in Halle absolvierte er eine Ausbildung zum Rettungssanitäter, später studierte er in Bielefeld Pädagogik und arbeitete beim Arbeiter-Samariter-Bund Gütersloh. Mittlerweile ist er Leiter Einsatzdienste beim ASB für OWL
• er hat bei Blau-Weiß Gütersloh, Langenheide und beim SC Halle gespielt, dann aufgehört, als die Trainertätigkeit intensiver wurde
• Rerucha trainierte die Kreisauswahl und war später beim DFB-Stützpunkt in Steinhagen für die U 12 und U 13 zuständig• seit 2014 ist er bei Arminia und dort Cheftrainer für den Grundlagenbereich U 10 bis U 12