Traumjob Profi: Wird diese Versmolder Tennisspielerin Angie Kerber ablösen?

Joëlle Steur spielt für den Tennispark Versmold. Die 16-Jährige zählt zu den größten Nachwuchshoffnungen des Landes. Auf und abseits des Platzes überzeugt sie mit Willen und Ehrgeiz.

Joëlle Steur zählt zu den hoffnungsvollsten Talenten des Landes. Bundestrainerin Barbara Rittner traut ihr eine Profikarriere zu. | © Porsche AG

Dennis Bleck
27.05.2020 | 28.05.2020, 20:24

Versmold. Die Liebe zum Tennis haben Sylvia und Fransciscus Steur ihrer Tochter Joëlle praktisch in die Wiege gelegt. Die Mama war in den 90er Jahren als Profi unterwegs. Der Papa arbeitet noch heute als Trainer. Das Paar lernte sich auf dem Tennisplatz kennen – und lieben. Die Faszination für den Sport gaben sie an die Kinder weiter.

Seit ihrem fünften Lebensjahr spielt Joëlle Steur Tennis. Erst wollte die heute 16-Jährigen nur ihrer neun Jahre älteren Schwester Julyette nacheifern. Mittlerweile zählt sie zu den hoffnungsvollsten Nachwuchstalenten des Landes. Problemlos darf man sie als Überfliegerin bezeichnen.

Joëlle Steur spricht vier Sprachen fließend. Sie gewann zweimal die deutsche Jugendmeisterschaft und sammelte sechs ITF-Titel auf der Junior-Tour. Ihr Können ist dem Deutschen Tennisbund (DTB) längst aufgefallen. Joëlle Steur ist Mitglied im Porsche Talentteam. Im Februar spielte sie für die deutsche U 16-Nationalmannschaft bei der Team-EM. Logisch also, dass die Senkrechtstarterin ihre berufliche Zukunft auf dem Tennisplatz sieht.

Joëlle Steurs Ziel ist, die Top Ten zu erreichen

„Mein Ziel ist es, bei den Profis mitzuspielen", sagt Joëlle Steur in einem Videobeitrag des DTB: „Ich will die Top Ten erreichen." Traumjob: Tennisprofi. Joëlle Steur ist selbstbewusst. Doch wer sie kennt, der weiß um ihren Ehrgeiz. Auf und abseits des Platzes.

Als sie ein Jahr alt war, zog die Familie von Deutschland in die Niederlande, die Heimat ihres Vaters. Seit rund sechs Jahren leben die Steurs jetzt in Alicante an der Costa Blanca. In Spanien herrschen optimale Trainingsbedingungen. Auch Schule und Sport ließen sich in Südeuropa einfach besser vereinbaren als in Deutschland oder in Holland.

Ihr Abitur machte sie im Alter von 15

Zunächst besuchte Joëlle Steur eine Privatschule, anschließend lernte sie an einer niederländischen Fernschule. Anfangs fiel es dem deutschen Toptalent schwer, sich für den Unterricht zu motivieren. Doch nach und nach entwickelte sie den Willen, der sie auch auf dem Tennisplatz auszeichnet. In Windeseile schaffte Joëlle Steur die Prüfungen. „Normale Klausuren konnte ich im Beisein einer zugeschalteten Lehrerin schreiben, für die Abschlussprüfungen musste ich immer nach Holland", sagt sie. Im vergangenen Jahr machte sie ihr Abitur – mit 15.

Seit 2018 spielt Joëlle Steur regelmäßig am Caldenhofer Weg. Zuletzt im vergangenen Sommer. - © Max Maschmann
Seit 2018 spielt Joëlle Steur regelmäßig am Caldenhofer Weg. Zuletzt im vergangenen Sommer. (© Max Maschmann)

Bundestrainerin Barbara Rittner traut ihrem Schützling eine Profikarriere zu. Joëlles Spielweise, ihr Selbstbewusstsein und die Unbeschwertheit imponieren der 47-jährige Ex-Tennisspielerin. Dazu sind es die sauberen Treffpunkte, die die Rechtshänderin für jeden Gegner gefährlich macht.

Ab Juni schlägt sie wieder regelmäßig in Versmold auf

Seit 2018 spielt Joëlle Steur im Sommer regelmäßig für den Tennispark Versmold. Auch in diesem Jahr schlägt sie für das Regionalliga-Team auf. Die Saison startet am 11. Juni mit einem Heimspiel gegen den Bonner THV. Drei Tage später gastieren die Versmolderinnen beim TC Deuten

Die Heimreise nach Spanien wird Joëlle Steur nach den ersten zwei Ligaspieltagen aber noch nicht antreten. Ab 15 Juni finden in Versmold am Caldenhofer Weg schließlich die Vorrundenspiele des DTB-Einladungsturniers statt. Wie berichtet trifft die Lokalmatadorin, die eine Wildcard für die Veranstaltung erhielt, unter anderem auf Anna-Lena Friedsam, die derzeitige Nummer 106 der Welt.

Für Joëlle Steur sind diese Matches auf hohem Niveau ein Gradmesser und eine gute Chance, ihrem Berufswunsch ein ganzes Stück näherzukommen.