
Bockhorst/Dissen. Ein Wettkampf, bei dem während einer Partie gleich drei Mannschaften gefordert sind? Beim Kin-Ball ist das keine Variation, sondern der Kerngedanke des Spiels. Stefan Eggert, Handball-Schiedsrichter bei der HSG Bockhorst/Dissen gefiel die Idee dieser Trendsportart auf Anhieb so gut, dass er sie jetzt in seinem Verein anbieten möchte.
„Beim Kin-Ball werden Teamfähigkeit, Taktik und Schnelligkeit gefördert", erklärt der Handballer, der bis zum Ende der abgelaufenen Saison noch die B-Jugend der JSG Bockhorst/Dissen-Versmold trainierte. Fähigkeiten, die jeder Sportler mitbringen müsse, wie der hauptberufliche Fahrlehrer meint. Die Koordination für das neue Angebot übernehmen zunächst die Handballer der Spielgemeinschaft, aber „mitmachen können alle Sportler in beiden Vereinen", so Eggert. „Wenn sich genügend Leute finden, können wir auch eine eigene Abteilung gründen."
Gespielt wird mit einem 1,22 Meter großen Ball
Doch wie funktioniert die Sportart, die ihren Ursprung in Kanada hat, überhaupt? Die Athleten müssen sich zunächst ein wenig mit der Taktik und dem Regelwerk beschäftigen. Gespielt wird mit einem 1,22 Meter großen Ball, der allerdings weniger als ein Kilogramm wiegt. „Dadurch bewegt er sich nicht besonders schnell, und man kann ihn aus allen Ecken des Feldes erreichen", sagt Eggert. Drei Teams stehen sich gegenüber. Vier Spieler bilden ein Team. Die Mannschaft, die am Zug ist, bildet eine Art menschlichen Sockel, auf dem sie den großen Ball hält. Kurz bevor einer der Akteure das Spielgerät in die Partie bringt, wählt er mittels des Wortes „Omnikin" und der Trikotfarbe die verteidigende Mannschaft aus.

Diese müssen dann verhindern, dass der große Ball den Boden des 20-Mal-20-Meter langen Spielfeldes – eine halbe Handball-Halle – berührt oder ins Aus fliegt. „Dabei darf jeder Spieler den Ball aber nur einmal berühren, ehe er sicher festgehalten wird", erklärt der Fachmann. Auch die Mannschaft, die gerade nicht am Zug ist, erhält einen Punkt, sollte das abwehrende Team den Ball nicht kontrollieren können.
Ein Beitrag im Radio machte Eggert auf die Sportart aufmerksam
Ein Radiobeitrag machte Eggert auf die Sportart aufmerksam. Er nahm Kontakt zu einer Mannschaft in Oberhausen auf, die bereits seit einigen Jahren aktiv Kin-Ball spielt. Gemeinsam mit Sohn Linus und Alexander Austmeyer fuhr Eggert ins Ruhrgebiet. Das Trio war „sofort begeistert", wie Eggert sagt. Das Spiel ließe sich zudem problemlos ins Handball-Training integrieren. „Etwa als Warmmachspiel", wie der erfahrene Trainer weiß. Oder eben als „Abwechslung im Trainingsalltag". Geplant sind langfristig jedoch ganze Einheiten, in der ausschließlich die neue Sportart praktiziert wird – in gemischten und zudem altersunabhängigen Teams.
Wann Stefan Eggert und seine Mitstreiter aber jetzt mit dem Training beginnen können, steht wegen der Corona-Pandemie noch in den Sternen. Immerhin: Plakate, die das neue Angebot bewerben, gibt es jedenfalls schon. Als Startdatum ist auf den bunten Flyern allerdings „demnächst" vermerkt. „Sobald wir wieder in die Hallen dürfen, werden wir neue Flyer mit einem konkreten Datum drucken lassen", verspricht Eggert.
INFORMATION
Kin-Ball wurde 1986 im kanadischen Quebec von Sportlehrer Mario Dehmers entwickelt.Besonders populär ist das Spiel in Kanada, Japan, Frankreich, Belgien und der Schweiz. Nationale Verbände gibt es in 15 Ländern.