Politik plant härtere Regeln für Fußballfans: Das sagt Arminia Bielefeld | Haller Kreisblatt

Bielefeld. Es brodelt in der Fanszene. Seit Wochen protestieren Anhänger deutschlandweit gegen die Verschärfung von Sicherheitsmaßnahmen in Fußballstadien. Rund 20.000 Fans und Ultras von mehr als 50 Vereinen – darunter auch Arminia Bielefeld – beteiligten sich am vergangenen Wochenende in Leipzig an der Demonstration unter dem Motto &bdquo;Der Fußball ist sicher! Schluss mit Populismus – Ja zur Fankultur!“. Die Demo ist der nächste Schritt der Proteste, die zuletzt mittels Spruchbändern in den Fankurven zur Schau gestellt wurden. Hintergrund ist die vom 3. bis 5. Dezember in Bremen anberaumte Innenministerkonferenz. Bereits im vergangenen Jahr hatte die Politik im Rahmen eines Sicherheitsgipfels den Druck auf den Deutschen Fußball-Bund (DFB) und die Deutsche Fußball Liga (DFL) erhöht, in deutschen Fußballstadien &bdquo;konsequente und wirkungsvolle“ Sicherheitsvorkehrungen umzusetzen. Anhänger sehen diskutierte Maßnahmen als Repression In der Hansestadt sollen nun entsprechende Maßnahmen beschlossen werden. Zur Debatte sehen etwa personalisierte Eintrittskarten, ein noch strikteres Vorgehen bei Stadionverboten, die Schaffung einer bundesweit zentralen Stadionverbotskommission sowie die Streichung und Reduzierung von Kartenkontingenten für Gästefans. Viele Mitglieder der aktiven Fanszene bemängeln die Gespräche hinter &bdquo;verschlossenen Türen“, die Vertreter von Politik, Polizei, DFB, DFL und der Koordinationsstelle Fanprojekte in den vergangenen Monaten geführt haben. Aus Sicht der &bdquo;Bundesarbeitsgemeinschaft der Fanprojekte“ ist es &bdquo;fragwürdig“, dass Fans &bdquo;zum wiederholten Male“ bei der Entscheidungsfindung nicht miteinbezogen würden. Vor allem aber sehen die Anhänger die diskutierten Maßnahmen schlichtweg als Repression. Die Argumente der Politiker seien Populismus, die Fankultur werde gefährdet und das Stadionerlebnis werde weiter eingeschränkt, sagen die Fans. Sie sehen unter dem Strich keinen Handlungsbedarf. Zahlen der Polizei: Weniger Verletzte bei Fußballspielen Für diese Ansicht sprechen die Zahlen, die die &bdquo;Zentrale Informationsstelle Sporteinsätze“ (ZIS) der nordrhein-westfälischen Polizei vor einem Monat in ihrem Jahresbericht präsentierte. Demnach wurden in der Spielzeit 2024/2025 während des Spielbetriebs der ersten drei Profiligen 1.107 Menschen verletzt. Im Vergleich zur Saison 2023/2024 (1.338) ist das ein Rückgang von 17,2 Prozent. Gleichzeitig verzeichnete die ZIS einen Besucherrekord: 25,26 Millionen Fans strömten in die Stadien – fast vier Prozent mehr als in der Vorsaison. .responsive23-QBjD0Gin1cR4EKmC-table-gewalt-in-fussballstadien-zis { width: 100%; padding-top: 100%; } @media (max-width: 600px) { .responsive23-QBjD0Gin1cR4EKmC-table-gewalt-in-fussballstadien-zis { padding-top: 100%; } } @media (max-width: 360px) { .responsive23-QBjD0Gin1cR4EKmC-table-gewalt-in-fussballstadien-zis { padding-top: 142.86%; } } Die Anzahl der von Polizeibehörden eingeleiteten Strafverfahren (4.700) ging sogar um 24 Prozent zurück. Die Arbeitsstunden der Einsatzkräfte reduzierten sich um rund neun Prozent auf 2,6 Millionen. NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) äußerte sich trotz der positiven Tendenz kritisch: &bdquo;Dass in einer Fußballsaison über 1.000 Menschen verletzt werden, ist und bleibt inakzeptabel“, sagte er. Gewalt, Randale und der Missbrauch von Pyrotechnik hätten mit echter Fankultur nichts zu tun. Er forderte Vereine und Stadionbetreiber auf, entschlossener dagegen vorzugehen. DFL: &bdquo;Stadionerlebnis in Deutschland ist sicher“ Der &bdquo;Dachverband der Fanhilfen“ wies das zurück. &bdquo;Die Stadien sind sichere Orte und es gibt keinen Grund für weitere unverhältnismäßige Maßnahmen gegen Fans. Die Zahlen belegen dies erneut eindrücklich“, sagte Danny Graupner. Die DFL betonte zudem in der vergangenen Woche: &bdquo;Das Stadionerlebnis in Deutschland ist sicher.“ Und auch Arminia Bielefeld unterstrich auf Anfrage dieser Redaktion, dass &bdquo;die Sicherheit unserer Zuschauerinnen und Zuschauer höchste Priorität hat“. In der Schüco-Arena arbeite der Verein seit vielen Jahren &bdquo;eng und verlässlich mit unserem Sicherheitsnetzwerk zusammen. Unsere Abläufe sind abgestimmt und werden kontinuierlich überprüft und weiterentwickelt.“ Pyrotechnik bleibt das Reizthema Einen deutlichen Anstieg verzeichnete die ZIS hingegen beim Einsatz von Pyrotechnik. Laut Bericht stieg die Zahl der Verstöße um 73 Prozent auf 4.783 Fälle. Die Politik fordert daher eine &bdquo;Null-Toleranz-Strategie“. DFB und DFL wollen dagegen weiter auf individuelle Sanktionen anstelle von Kollektivstrafen setzen. Bei Arminia hat zum Reizthema Pyrotechnik eine klare Haltung. &bdquo;Das Abbrennen von Pyrotechnik ist verboten. Solange kein sicherer und kontrollierter Einsatz gewährleistet ist, bleiben wir bei unserer klaren Haltung: Pyrotechnik gehört nicht in voll besetzte Tribünen.“ Ermessensspielraum der Vereine würde bei automatischem Stadionverbot entfallen Zentraler Streitpunkt ist die Verschärfung von Stadionverboten. Künftig soll ein Stadionverbot automatisch verhängt werden, sobald ein Ermittlungsverfahren gegen eine Person eingeleitet wird – unabhängig vom weiteren Ausgang des Verfahrens. Damit würde der bisherige Ermessensspielraum der Vereine entfallen. Der Dachverband der Fanhilfen warnt vor einem &bdquo;Gießkannenprinzip“, bei dem auch Unschuldige betroffen wären. Parallel soll eine neue, übergeordnete Stadionverbotskommission beim DFB entstehen, die eingreifen kann, wenn Klubs zu milde vorgehen. Gleichzeitig sollen die lokalen Kommissionen erhalten bleiben – ein Kompromiss, der auf Forderungen der Fanvertreter zurückgeht. Stadionverbote: Arminia findet dezentrale Kommissionen sinnvoll Der DSC erachtet &bdquo;die dezentrale Struktur mit lokalen Stadionverbotskommissionen als sinnvoll, weil dadurch die individuelle Betrachtung der einzelnen Fälle sowie eine persönliche und faire Anhörung aller betroffenen Fans ermöglicht wird“. Wichtig seien &bdquo;klare Verfahren, mehr Transparenz und ein rechtssicherer Umgang mit Stadionverboten“. Die Beschäftigung eines zusätzlichen Sicherheitsbeauftragten und eines weiteren Fanbeauftragten halten die Bielefelder durchaus für denkbar. &bdquo;Wir überprüfen unsere Strukturen regelmäßig und passen sie bei Bedarf an. Bisher erfüllen wir die Vorgabe, die uns durch die Lizenzierung auferlegt sind“, erklärt Arminia. &bdquo;Wenn zusätzliche Stellen sinnvoll zur weiteren Professionalisierung und proaktiven und präventiven Arbeit und Austausch beitragen, schließen wir personelle Erweiterungen nicht aus.“ Weitere Fan-Proteste werden erwartet Gar nichts hält der Klub von einer Reduzierung oder Streichung des Gästekartenkontingents. &bdquo;Eine pauschale Reduzierung und damit verbundene Kollektivstrafen halten wir nicht für sinnvoll. Gästefans gehören zum Fußball dazu. Wichtiger als die Kontingentsgröße sind gut abgestimmte Abläufe, eine funktionierende Infrastruktur und verlässliche Einlassprozesse. Vor allem aber proaktive und präventive Fanarbeit durch die Vereine und Fanvertreter sind wichtige Maßnahmen.“ Auch beim Thema personalisierte Tickets ist man bei Arminia skeptisch. &bdquo;Die Umsetzung der Maßnahmen bedeutet einen extrem hohen Aufwand und ist schwer umzusetzen.“ Viel mehr als der Verkauf sind die Kontrolle am Eingang von &bdquo;20.000 oder auch 80.000 Personen sicherlich herausfordernder“. Debatte wird Arminia Bielefeld weiter begleiten Grundsätzlich müsse eine Personalisierung &bdquo;datenschutzkonform, praktikabel und ohne unverhältnismäßige Belastungen (finanziell und organisatorisch) für Fans oder Einlassprozesse umsetzbar sein. Derzeit ist das nicht möglich, daher sollten wir uns darauf konzentrieren, was im Bereich des Möglichen praktiziert werden kann.“ Die Debatte rund um die Streitthemen wird auch Arminia in den kommenden Wochen weiter begleiten. &bdquo;Entschlossenheit und Motivation für weiteren Protest sind in jedem Fall bei den Fans vorhanden“, stellte Graupner klar. Dies dürfte sich auch am Sonntag (13.30 Uhr) im Max-Morlock-Stadion zeigen, wenn der DSC beim 1. FC Nürnberg antritt.

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